36:26-Sieg teuer erkauft
10.02.2011 8:43
Die SG Flensburg-Handewitt ist mit einem Sieg in das Jahr 2011 gestartet. Am 20. Spieltag der TOYOTA Bundesliga glückte ein 36:26 (18:11)-Erfolg gegen die TSV Hannover-Burgdorf. Hiobsbotschaft: Oscar Carlén zog sich wahrscheinlich einen Kreuzbandriss zu. „Jetzt haben wir nur noch elf Spieler", sagte ein geschockter Ljubomir Vranjes.
„Aber mit unseren Zuschauern werden wir es schaffen. Sie müssen nun hinter uns stehen, auch wenn es mal nicht so laufen wird. Wir können nicht jedes Mal Gala-Handball bieten."
Sechs Mal Edelmetall – die sechs Silber-Medaillen sorgten vor dem Anpfiff noch einmal für Glanz. Doch es zeigte sich ganz schnell, dass die SG an diesem Abend bereits ein Teil der Handball-Geschichte war. Der Fokus musste komplett auf die Rückkehr in den Liga-Alltag gelegt werden – was kein einfaches Unterfangen war. Lasse Svan Hansen trat über, Jacob Heinl versiebte vom Kreis, Tobias Karlsson nutzte einen Gegenstoß nicht – es lief in den ersten Minuten gar nicht rund. Die Niedersachsen gingen mit 3:1 in Führung.
Die 6:0-Abwehr – wie gewohnt mit Jacob Heinl und Tobias Karlsson im Mittelblock – kam das eine oder andere Mal zu spät gegen TSV-Kreisläufer Vignir Svavarsson. Im Angriff startete Viktor Szilagyi auf der Spielmacher-Position. Neben ihm Silber-Junge Lasse Boesen und Oscar Carlén. Der junge Schwede begann im rechten Rückraum mit Bravur. Mit seinem dritten Treffer markierte er das 6:4. Die SG schien im Spiel.
Dann in der 13. Minute der Schockmoment. Oscar Carlén krümmte sich nach einer Angriffsaktion am Boden, musste einige Minuten behandelt werden. Von Mannschaftsarzt Prof. Dr. Hauke Mommsen und Physiotherapeutin Carolin Weidner abgestützt schlich der Linkshänder vom Spielfeld und verschwand zunächst in die Kabine.
Betretenes Schweigen in der Halle. Die erste Diagnose: Verdacht auf Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie, das durch eine Blessur von der WM vorbelastet war. „Jetzt dürfen wir unter der WM leiden", sagte SG-Geschäftsführer Holger Kaiser und verwies damit auch auf die Ausfälle von Michael Knudsen und Thomas Mogensen. „Es ist schon Wahnsinn, was unseren Spielern für ein Programm zugemutet wird."
Gleich nach Fortsetzung der Partie glückte Lasse Svan Hansen mit einem brillanten Treffer zwar das 7:5, der Schock wirkte aber nach. Einige Male bissen sich die SG-Schützen am eingewechselten TSV-Schlussmann Jendrik Meyer die Zähne aus. Beim 11:10 vergab Anders Eggert einen Strafwurf, doch zum Glück war auch SG-Keeper Dan Beutler zur Stelle. Mit seinen Paraden war er ein Fels in der Brandung. Und Anders Eggert versuchte es wieder von der ominösen Linie. Ihm rutschte nicht das Herz in die Hose: 12:10!
Die SG gewann kontinuierlich an Sicherheit und überrannte den Gast in den letzten Sequenzen der ersten Hälfte. Als sehr guter Griff erwies sich die Einwechslung von Petar Djordjic. Binnen zehn Minuten erzielte der 20-Jährige stolze fünf Treffer, mit einem Gegenstoß auch den 18:11-Pausenstand. Die beiden anderen Positionen im Rückraum besetzten nun Patrik Fahlgren und Tamás Mocsai. Ljubomir Vranjes benutzte alle Mann, um die Hannoveraner auf Distanz zu bringen. „Wir haben in den letzten Minuten vor der Pause den Kopf verloren und haben uns einen guten Auftakt selbst kaputtgemacht", ärgerte sich TSV-Coach Aron Kristjansson. „Die Flensburger hatten so nach der Pause keinen Druck mehr, zumal sie nach der erfolgreichen WM ohnehin vor Selbstvertrauen strotzten."
Nach Wiederbeginn ließ die SG keine Zweifel aufkommen, dass sie Herr im eigenen Haus ist. Das 18:12 durch Morten Olsen konnte als Appetithäppchen aufgefasst werden, die SG legte energisch nach. Anders Eggert verwandelte einen Konter sicher zum 22:12. Dann feierte auch Tamás Mocsai nach einigen unglücklichen Aktionen sein erstes Erfolgserlebnis. Hinter dem Jubel steckte „ungarisches Feuer“. Für die herausragenden Offensiv-Aktionen sorgte aber weiterhin Petar Djordjic. Was für eine Wurfkraft!
Tor Nummer 30 setzte Patrik Fahlgren. Ein klares Zeichen, dass auch mit ihm die nächsten Monate zu rechnen ist. Ljubomir Vranjes nahm seine Auszeit. Auch in den letzten zwölf Minuten wollte der SG-Coach nicht die Zügel schleifen lassen. Das gelang nur bedingt: Burgdorf betrieb leichte Ergebniskosmetik, der ehemalige SG-Akteur Torge Johannsen vollendete sogar einen Kempa-Trick.
Bemerkenswert: Lasse Svan Hansen kassierte nach 58:50 Minuten eine Zeitstrafe. Es war die erste und einzige für die SG im gesamten Match. „Ich bin mit einigen Sachen zufrieden, mit anderen Dingen aber auch nicht", bilanzierte Ljubomir Vranjes. „Positiv stelle ich Dan Beutler, Petar Djordjic und die beiden Außen heraus. Die drei letzten müssen aber in der Abwehr noch mehr arbeiten."
Quelle: http://www.toyota-handball-bundesliga.de