Beim 32:25 (16:16)-Heimsieg der SG Flensburg-Handewitt verkauften sich die Bergischen Löwen am Mittwochabend denkbar teuer und durften mit einem hochverdienten Remis zur Halbzeit fest an eine Sensation glauben, ehe die Gastgeber im weiteren Spielverlauf noch zu ihrer Heimstärke zurückfanden und sich so die Tabellenführung in der DKB Handball-Bundesliga zurückerobern konnten.
Am Mittwochmorgen musste BHC-Cheftrainer Sebastian Hinze einen weiteren Spieler von der Kaderliste streichen – Kreisläufer Moritz Preuss fehlte mit Fieber bereits bei der Anreise am Dienstag und bekam nun am Spieltag nach dem Check der Blutwerte aufgrund eines bakteriellen Infektes von der medizinischen Abteilung keine Freigabe, noch dem Team hinterher zu reisen. Die Bergischen gingen die Partie mit der notwendigen Ruhe in der Offensive an, um nicht in die Flensburger Tempospielfalle zu laufen. Folgerichtig wandelten die Löwen in ihren Angriffen oftmals am Rande des Zeitspiels, konnten aber so das Ergebnis mit dem Zwischenstand von 4:4 (8.) völlig offen gestalten – den 6.229 Zuschauer in der ausverkauften FLENS-ARENA gefiel dies ganz und gar nicht. Gleich zwei Paraden von BHC-Schlussmann Björgvin Pall Gustavsson hielten die Löwen nach dem Flensburger 6:4 (12.) im Spiel und im Gegenzug verkürzte Gunnarsson auf 6:5. Der Auftritt der Gäste blieb mehr als aller Ehren wert, als Vilovski nach Anspiel von Bogdan Criciotoiu zum 7:7-Ausgleich (15.) netzte und die Spielanzeige in der 19. Spielminute gar ein 10:11 anzeigte – Uros Vilovski war für den BHC im Tempogegenstoß erfolgreich. Erst eine Zeitstrafe gegen Fabian Gutbrod auf Seiten der Bergischen verhalf der SG, sich wieder auf 14:12 (23.) abzusetzen. Die größeren Probleme mit dem Spiel schienen bislang die Hausherren zu haben, denn Jan Artmann erzielte knapp fünf Minuten vor der Halbzeitsirene das 14:14 und die Löwen nahmen mit dem 16:16 ein hochverdientes Remis mit in die Kabinen.
Es muss wohl eine saftige Kabinenansprache von SG-Trainer Ljubomir Vranjes gewesen sein, die er seinen Akteuren vorgetragen hatte, denn seine Mannschaft schien mit dem Wiederanpfiff das Gaspedal gefunden zu haben – schnell stand es 21:17 (36.) und die „Hölle Nord“ erwachte allmählich aus ihrer Lethargie, während Sebastian Hinze seine Mannschaft zur Auszeit bat. Hatten die Bergischen Löwen bislang so fokussiert ihren Stiefel heruntergespielt, ließen sie sich nun von Flensburg ein wenig aus der Ruhe bringen. Zudem zahlte sich der zur Halbzeit von den Gastgebern vorgenommene Wechsel auf der Torhüterposition aus, denn Kevin Moeller landete nun mehr Paraden als die etatmäßige Nummer Eins Mattias Andersson. Der BHC suchte offensiv weiter verstärkt sein Glück über die Außenposition – mit seinem fünften Treffer verkürzte Jan Artmann eine Viertelstunde vor dem Ende auf 25:21. Nachdem Sebastian Hinze beim 27:21 (48.) die Auszeit für den BHC nahm, kam Christopher Rudeck bei den Bergischen, um vielleicht auch noch einen Impuls zwischen den Pfosten zu setzen, auch wenn die Leistung von Gustavsson bis dato nicht zu beanstanden war. Doch Flensburg hatte sich nun in die Partie hereingebissen, besann sich auf seine Heimstärke und holte sich am Ende mit 32:25 (16:16) die Tabellenführung der DKB Handball-Bundesliga zurück. Der Bergische HC verkaufte sich an der Förde über sechzig Spielminuten denkbar teuer und darf für das wichtige Heimspiel gegen HBW Balingen-Weilstetten am 29. April in der Solinger Klingenhalle viel Positives mit auf die Heimreise ins Bergische Land mitnehmen.
Löwengebrüll – die Stimmen zum Spiel
Sebastian Hinze: „Glückwunsch an Flensburg zu einem aufgrund der zweiten Halbzeit verdienten Sieg. Wir haben es in der ersten Halbzeit sehr gut gemacht, uns auch in Phasen unter Stress gute Abschlüsse genommen und das Spiel breit gemacht. In der zweiten Halbzeit wollten wir vielleicht etwas zu viel, sind ein wenig verkrampft und konnten so nicht in letzter Konsequenz die Konter verhindern. Ich bin aber mit der Besetzung, mit der wir hier heute angetreten sind, absolut zufrieden, denn wir haben über sechzig Minuten alles gegeben.“
Ljubomir Vranjes: „Ich habe es ähnlich gesehen wie Sebastian – nur andersherum. Wir waren in der ersten Halbzeit absolut verkrampft und voller Unruhe in der Abwehr. Mit 16 Toren in der Offensive bin ich zufrieden. In der zweiten Halbzeit konnten wir es defensiv ändern, der BHC hatte mehr Schwierigkeiten zum Wurf zu kommen und Kevin Moeller hat einige wichtige Paraden geliefert. Insgesamt werden wir uns in den kommenden Spielen in der Abwehr steigern müssen.“
Schiedsrichter:
Marcus Hurst und Mirko Krag
Siebenmeter:
5/5 - 4/4
Zeitstrafen:
3 - 5 (Lauge Schmidt, Gottfridsson, Karlsson - Vilovski (2), Gutbrod (2), Hermann)
Spielverlauf:
4:2 (5.), 6:4 (10.), 8:7 (15.), 13:12 (20.), 14:14 (25.), 17:16 (30.), 21:18 (35.), 24:19 (40.), 26:21 (45.), 28:21 (50.), 31:23 (55.), 32:25 (60.)
Aufstellung:
SG Flensburg-Handewitt:
Andersson, Moeller - Karlsson, Eggert (9/2), Glandorf (5), Mogensen (5), Svan (3), Jakobsson, Heinl (3), Zachariassen, Gottfridsson (1), Lauge Schmidt (4/1), Mahé (2/2),
Trainer:Ljubomir Vranjes
Bergischer HC:
Gustavsson, Rudeck - Woestmann, Artmann, Gunnarsson (8/4), Nippes, Artmann (5), Hermann (4), Babak (1), Gutbrod (1), Vilovski (3), Dell, Criciotoiu (3),
Trainer: Sebastian Hinze
Quelle: PM Bergischer HC 06