„Ich hoffe, wir bleiben von weiteren Verletzungen verschont!“
Handball-Zweitbundesligist ThSV Eisenach hat im gesamten Saisonverlauf mit einer Vielzahl von Langzeitverletzungen zu kämpfen. Für Kapitän Daniel Luther und dem jungen Linkshänder Jonas Richardt ist es traurige Gewissheit, sie kehren in dieser Punktspielserie nicht mehr auf das Parkett zurück. Eine Schock-Meldung erreichte die Wartburgstädter zu Wochenanfang. Rückraumspieler Marcel Schliedermann, ein ganz wichtiger Mann für den Angriff und die Abwehr, erlitt am Sonntag einen schweren Autounfall auf der der A 1 an der Anschlussstelle Bad Oldesloe. Der 26-Jährige und seine Begleiterin erlitten schwere Verletzungen, werden in einem Krankenhaus in der Nähe von Hamburg behandelt. Marcel Schliedermann wird in absehbarer Zeit nicht auf das Handballparkett zurückkehren. „Wir müssen uns erst einmal sortieren“, bekannten Eisenachs Manager Karsten Wöhler und Trainer Christoph Jauernik am Dienstagvormittag zur bereits länger anberaumten Pressekonferenz vor dem Start zur zweiten Punktspieletappe im Bistro des Sport- und Freizeitbades „aquaplex“, langjähriger Partner des ThSV Eusenach.
Das Tagesgeschäft geht dennoch weiter. Mit schmalem Personalkader empfängt der ThSV Eisenach am Samstag, 04.02.2017 um 19.30 Uhr den starken Aufsteiger HSG Konstanz.
Wir sprachen mit Gero Schäfer, dem Präsidenten des ThSV Eisenach:
Die Punktspielpause ist vorbei, die Bundesligen steigen wieder ins Meisterschaftsgeschehen ein. In der 2. Handballbundesliga rangiert der ThSV Eisenach auf Tabellenplatz 8. Bis zum Juni stehen noch 20 Punktspiele an. Was ist da aus Sicht des Präsidenten möglich?
Aus meiner Sicht wäre bis Anfang der Woche noch einiges möglich gewesen. Durch die vielen verletzten Spieler während der ersten Punktspieletappe haben wir den Jahreswechsel auf Tabellenplatz 8 erlebt. Ich glaubte schon, dass in der aktuellen Konstellation im neuen Kalenderjahr noch einiges möglich sei, um in der Tabelle weiter nach oben zu klettern. Durch den tragischen Unfall von Marcel Schliedermann, der ihn länger zum Pausieren zwingt, sind wir sportlich erheblich geschwächt. Wir, der Verein, Mannschaft und Fans, müssen nun noch enger zusammenrücken, um die bestmögliche Punktzahl einzufahren. Wir haben eine gute Mannschaft, die Spieler freuen sich auf den zweiten Meisterschaftsabschnitt, wir werden alles tun, einen Platz unter den ersten 6 zu erreichen. Ich hoffe, wir bleiben von weiteren Verletzungen verschont, und unter der Voraussetzung, in den nächsten 14 Tagen einen Spieler für den Rückraum verpflichten zu können, der uns gleich weiterhilft.
Sie waren auch bei einigen Auswärtsspielen dabei, haben einen Überblick. Wo sehen Sie sportliche Steigerungsraten?
Ich war auswärts öfter dabei, konnte leider keinen Sieg in der Fremde erleben. Ich muss sagen, dass wir bis zur 45. Minutegut mitgehalten haben, die letzte Viertelstunde aufgrund unseres schmalen Kaders durch die vielen wechselnden verletzten Spieler auf Schlüsselpositionen teilweise eingebrochen sind, ohne Zählbares nachhause fahren mussten. Ich hoffe, dass es trotz der Langzeitverletzungen (Luther, Schliedermann, Richardt, Weyhrauch) in der Rückserie auswärts zu mehr Punkten reicht. Ich erinnere an die Niederlage in Neuhausen und auch an das Remis in Emsdetten; da nicht zwei Punkte mitzunehmen, war schon tragisch. Positiv natürlich, der Punktgewinn beim damaligen Tabellenführer SG Bietigheim.
Traditionell hat der ThSV Eisenach sehr gute Zuschauerwerte in der 2. Handballbundesliga. Die Fans in Blau und Weiß sind auch auswärts eine Macht. Die Zuschauerzahl in der Werner-Aßmann-Halle ist wohl dennoch steigerungsfähig?
Wir haben in den ersten 8 Heimspielen einen Schnitt von etwa 1.750 Zuschauern. Leider hatten wir in der besten Handballzeit, im Dezember, nur ein Heimspiel, zur zuschauerträchtigen Weihnachtszeit gänzlich kein Heimspiel. Sonst wäre unser Schnitt wohl höher gewesen. Ich hoffe, in den noch folgenden 11 Heimspielen auf eine ansteigende Zuschauerresonanz, um an die Zahlen der letzten Zweitligasaison – mit etwa 2.000 Fans im Durchschnitt – heranzukommen. Bringt unsere Mannschaft gute Leistungen, strömen die Fans in die Werner-Aßmann-Halle.
Die Fans des ThSV Eisenach bewegt natürlich eine neue Spielstätte. Zu diesem Thema ist es zuletzt ruhig geworden. Wie ist da der Stand?
Die Stadt Eisenach hat bekanntlich durch Baubürgermeister Dr. Uwe Möller eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich seit April 2016 in der Regel wöchentlich trifft. Der ThSV Eisenach ist durch meine Person und Marketing-Geschäftsführer Karsten Wöhler vertreten. Hier wurde der Arbeitsplan erstellt. Die SWG hat das Gebäude des 0 2 des ehemaligen Automobilwerkes und die gegenüberliegende Freifläche des Ehrhard-Platzes erworben. Es soll eine Dreifelder-Schulsporthalle entstehen, die zugleich die Standards der Handballbundesliga voll umfänglich erfüllt. Derzeit wird eine Studie über die Wirtschaftlichkeit der zwei Varianten – Halle im Industriedenkmal oder Neubau auf der Freifläche – erstellt. Liegt diese vor, gehen die Planungen weiter. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, im Namen des ThSV Eisenach allen an diesem Vorhaben Beteiligten zu danken, der Stadtspitze mit Oberbürgermeisterin Katja Wolf und Bürgermeister Dr. Uwe Möller sowie den Stadtratsmitgliedern.
Aus dem Unterbau gibt es ganz unterschiedliche Meldungen. Die zweite Männermannschaft liegt in der Thüringenliga aussichtsreich im Titelrennen, in der Jugendbundesliga musste zuletzt sogar ein Spiel abgesagt werden, gingen die Punkte kampflos an den Konkurrenten. Wie ist da nun die Lage?
Wir spielen das dritte Jahr in der Jugendbundesliga, haben eine tolle Mannschaft, die im Sommer verlustpunktfrei die Qualifikationsrunden meisterte. Der schmale Kader ist seit Saisonbeginn allerdings durch Langzeitverletzungen von bis zu 5 Leistungsträgern geschwächt. Es war eigentlich vorgesehen, dass hin und wieder A-Jugendliche in der 2. Männermannschaft mit zum Einsatz kommen, doch auch diese – ebenfalls mit kleinem Kader – hat mit Verletzungen zu kämpfen. Die vielen Verletzungen in unserem Bundesligateam blieben auch für den Nachwuchs nicht ohne Folgen. So mussten A-Jugendliche im Männer-Thüringenliga-Team verstärkt aushelfen, teilweise bis zu 6 Spieler. Unser Trainerteam und die Spieler der 1. und 2. Mannschaft sowie der A-Jugend lösen diese komplizierte Situation im Trainings- und Wettkampfbetrieb mit ganz viel Improvisationsvermögen. Dafür mein Dank an alle Beteiligten. Der ThSV Eisenach hat aber weitere Nachwuchsteams, die E-Jugend, zwei D-Jugend und zwei C-Jugend-Mannschaften und die B-Jugend. Auch hier machen die Trainer und Spieler einen tollen Job! Derzeit fehlt es uns an Spielstärke im A- und B-Jugend-Bereich, doch es ist uns im Nachwuchsbereich nicht bange, konnten wir entgegen der Tendenz im Freizeitverhalten viele Kinder und Jugendliche in jungen Jahren (E-, D- und C-Jugend) für den Handballsport gewinnen.
Quelle: PM ThSV Eisenach