Die Bergischen Löwen haben beim 23:22 (10:10) gegen HBW Balingen-Weilstetten das vielzitierte Vier-Punkte-Spiel im Abstiegskampf der DKB Handball-Bundesliga per Siebenmeter in der letzten Sekunde für sich entschieden und damit ein weiteres Ausrufezeichen an die direkte Konkurrenz gesendet.
Klasse Stimmung bereits vor dem Anpfiff, in der mit 2.601 Zuschauern restlos ausverkauften Solinger Klingenhalle. Entsprechend der Bedeutung der Partie begannen beide Mannschaften ihre ersten Aktionen recht nervös und es dauerte gut vier Minuten, ehe Lars Friedrich für die Gäste vom Siebenmeterstrich die wohl beste Möglichkeit hatte, das Premierentor zu erzielen. Doch er hatte die Rechnung ohne Björgvin Pall Gustavsson gemacht, der gleich stark parierte – den ersten Treffer des Abends erzielte dann auf der Gegenseite der eingelaufene Linksaußen Jan Artmann. Die Begegnung blieb in der Anfangsphase weiterhin torarm, denn das Geschehen dominierten vor allem die Defensivreihen und das wackelige Nervenkostüm der Akteure – so stand es nach einer Viertelstunde Unentschieden 4:4. Nun erwischten die Gäste aufgrund der fehlenden BHC-Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor eine erfolgreiche Phase, als Yves Kunkel das 4:6 (20.) markierte und Sebastian Hinze sein Team zur Auszeit beorderte. Es war ein wahrer Kraftakt, den die Bergischen Löwen bis zur Halbzeit auf die Platte bringen mussten, um im Duell gegen Balingen mit einem 10:10 in die Kabinen zu gehen – und daran hatte Schlussmann Gustavsson auf Seiten der Hausherren bislang maßgeblichen Anteil.
Dem isländischen Nationaltorhüter gehörte auch nach dem Wiederanpfiff gleich die beste Szene, als er bei Strafzeit für Hoße sensationell gegen den frei im Tempospiel heranstürmenden Martin Strobel parierte. Die Partie blieb auch in Durchgang Zwei von beiden Teams nervös geführt, wobei sich Balingen erneut leicht absetzen und auf 13:15 (43.) vorlegen konnte. Als Lars Friedrich wenig später für die Gäste auf plus Drei vorlegte, versuchte der BHC-Coach mit einer neuerlichen Auszeit den Trend zu stoppen, doch sein Team konnte sich zunächst der Nervosität nicht weiter entledigen und rannte dem Rückstand erst einmal hinterher, bevor Arnor Gunnarsson mit seinem vierten Versuch von der Siebenmetermarke seine weiße Weste behielt und zum verdienten 20:20 (56.) vollstreckte. Und die wurde dann endgültig blütenrein, als der Rechtsaußen mit dem Schlusspfiff – abermals per Strafwurf - sein Meisterstück des Abends machte und beim Stande von 22:22 durch die Hosenträger des Balinger Torhüters zum vielumjubelnden 23:22-Siegtreffer traf und damit die Klingenhalle zum Beben brachte.
Löwengebrüll – die Stimmen zum Spiel
Runar Sigtryggsson: „Wir haben lange geführt. Bis auf die Schlussaktion. Wir haben gut verteidigt, aber zu viele Freie verworfen. Zum Schluss bekommen wir zwei Minuten, die sind fraglich, aber so ist es halt. Und dann kommt der Siebenmeter. Wir dürfen uns auf keinen Fall aufgeben.“
Sebastian Hinze: „Es war der Abstiegskampf, den alle erwartet haben. Man hat beiden Mannschaften die Nervosität angesehen. Es war schade, dass wir bei den Chancen im Umschaltspiel die Bälle hergeben. Wir hätten uns da Selbstvertrauen holen können, das haben wir nicht geschafft. Auch in Überzahl war Verkrampftheit da, allerdings auf beiden Seiten. Balingen hat die einfachen Bälle vor der Pause gemacht.
Wir haben in der Pause angesprochen, dass die absolute Konsequenz fehlt. Es war nach der Pause ein dramatischer Spielverlauf. Beim Zeitspiel verteidigen wir nicht optimal, aber wir machen dann die Tore. Für Balingen war es bitter, mich hat meine Mannschaft extrem überzeugt. Die nächste Aktion ist immer die wichtigste, das haben die Jungs verinnerlicht. So kam die Körpersprache zurück. Babak und Nippes, die keinen so guten Tag hatten, sind dann noch einmal in die entscheidenden Aktionen reingegangen. Wir sind sehr, sehr glücklich über den Sieg. Ich wollte mich mit Tomas Babak noch einmal besprechen, ich habe ihn deshalb kurz runtergeholt. Pouya Norouzinejad hat seine Rolle erfüllt.“
Jörg Föste: „Beide Mannschaften sind heute körperlich und nervlich ans Limit gegangen. Das Spiel hätte auch anders ausgehen können, das muss man zugeben. Wir waren glücklicher und haben nun eine bessere Ausgangsposition.“
Schiedsrichter:
Martin Thöne und Marijo Zupanovic
Siebenmeter:
5/5 - 0/1
Zeitstrafen:
4 - 7 (Hoße, Hermann, Vilovski, Criciotoiu - Foth (2), Flohr (2), Hausmann, Friedrich, Strobel)
Spielverlauf:
1:0 (5.), 3:3 (10.), 4:5 (15.), 4:6 (20.), 8:9 (25.), 10:10 (30.), 11:11 (35.), 13:14 (40.), 15:17 (45.), 18:19 (50.), 20:20 (55.), 23:22 (60.)
Quelle: PM Bergischer HC 06