Die SG Flensburg-Handewitt hat vorübergehend wieder die Spitze der DKB Handball-Bundesliga übernommen. Sie gewann am Mittwochabend gegen den Bergischen HC mit 32:25 (16:16). Dennoch war nicht alles Gold was glänzte. „Im Angriff läuft es im Moment überragend“, meinte SG Trainer Ljubomir Vranjes. „Aber die Abwehr wird in den nächsten Tagen das zentrale Thema sein, dort müssen wir uns steigern.“ Derweil zog BHC-Coach Sebastian Hinze ein zufriedenstellendes Fazit: „In der Besetzung, mit der wir heute hier waren, haben wir kämpferisch alles gegeben.“
Ein Blumenstrauß gab es für Henrik Toft Hansen, der in Berlin sein 100. Spiel für die SG bestritten hatte. Diesmal pausierte der Däne allerdings. Für ihn begann Jacob Heinl im Mittelblock. Das erste Tor des Tages erzielte Thomas Mogensen, der wieder gemeinsam mit Rasmus Lauge den Angriff ankurbelte. Mattias Andersson fand gleich mit seinen ersten Paraden den Rhythmus. Holger Glandorf erhöhte mit seiner Dynamik auf 4:2. Das sah doch schon sehr gut aus. Allerdings war die Streuung im Abschluss noch recht groß, woran auch Torwart Björgvin Gustavsson seinen Anteil hatte. Der Bergische HC agierte in der Offensive sehr geduldig und „nervte“ damit die SG Deckung. „Wir waren zwar in einigen Phasen unter Stress, die Abschlüsse und die Fokussierung in den letzten Pass gefielen mir sehr gut“, lobte Sebastian Hinze. Dagegen wunderte sich Ljubomir Vranjes über seine Abwehrstrategen. „Da herrschte viel Unruhe, da hat jeder seine Nebenleute in Stich gelassen“, kritisierte er.
Der schnelle Ausgleich der Gäste war ein erster Fingerzeig, wohin es gehen sollte: Die Weichen standen auf einem lange Zeit packenden Match. Anders Eggert brachte den Ball zwar von Linksaußen herrlich zum 7:5 unter, die Westdeutschen ließen sich aber nicht abschütteln. Mehrfach glichen sie aus. Kentin Mahé verwandelte mit seiner ersten Aktion einen Siebenmeter zum 10:9. Bald durfte der Franzose den Angriff mitgestalten, musste aber erst einmal mitansehen, wie der BHC beim 10:11 erstmals in Führung ging: ein von Uros Vilovski abgeschlossener Konter. Die SG antwortete: Thomas Mogensen und Anders Eggert warfen ein 14:12 heraus. Kurz vor der Pause lag aber wieder der Gast vorne. Zum Glück konnte der frisch eingewechselte Jim Gottfridsson mit einem feinen Durchbruch noch das Remis herstellen.
Der Wiederbeginn verlief glänzend. Rasmus Lauge und Anders Eggert trafen, dann parierte der gerade eingewechselte Kevin Møller seinen ersten Ball. Der Gegenstoß folgte, und Jacob Heinl markierte das 19:16. Die „Hölle Nord“ tobte, zumal die SG weiter aufs Gaspedal drückte. Ein herrlicher Spielzug mündete bei Lasse Svan, der vom rechten Flügel einschob. 21:17! BHC-Trainer Sebastian Hinze trommelte seine Truppe zu einem Team-Timeout zusammen. Aber der Appell fruchtete nicht. „Vielleicht wollten wir zu viel“, merkte Sebastian Hinze später an. „Zumindest fehlte nun die letzte Konsequenz.“ Die SG nahm die offensive BHC-Deckung weiter auseinander: Lasse Svan tauchte am Kreis auf und vollendete zum 23:18. Ein statistisch ganz besonderer Treffer war das 24:19: Tor Nummer 2500 für Anders Eggert im SG Dress. Es fiel ganz klassisch von Linksaußen.
Die Hausherren hatten alles im Griff. „Die Abwehr stand nun enger und aggressiver“, beobachtete Ljubomir Vranjes. „Zudem halfen uns ein paar wichtige Torwart-Paraden.“ Die Zuschauer honorierten die nun gute Vorstellung mit Sprechgesängen: „Flensburg, Haandewitt!“ Der Vorsprung wuchs allmählich. Björgvin Gustavsson war zwar immer noch auf der Hut, gegen den Nachwurf von Jacob Heinl war er machtlos. 27:21! Dann durfte der ehemalige SG Keeper Christopher Rudeck in den BHC-Kasten und war kurz darauf bei einem Siebenmeter-Heber von Anders Eggert machtlos. Das Publikum war natürlich bester Laune. Und dann gab es noch einen Blumenstrauß zu beklatschen: diesmal für Jim Gottfridsson für seine Vertragsverlängerung. „Die Mannschaft hat sich freigeschwommen“, meinte SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke. „Das war wichtig vor dem harten Spiel gegen Skopje.“ Am Samstag geht es um 17.30 Uhr gegen den HC Vardar um eine gute Ausgangsbasis im ersten Viertelfinale der VELUX EHF Champions League.
SG Flensburg-Handewitt – Bergischer HC 32:25 (16:16)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (10 Paraden, bis 30., bei einem 7m), Møller (9 Paraden, ab 31., bei einem 7m) – Karlsson, Eggert (9/2), Glandorf (5), Mogensen (5), Svan (3), Jakobsson, Heinl (3), Zachariassen, Gottfridsson (1), Lauge (4/1), Mahé (2/2)
Bergischer HC: Gustavsson (7 Paraden), Rudeck (3 Paraden, ab 48.) – J. Artmann (5), Gutbrod (1), A. Hermann (4), Gunnarsson (8/4), N. Artmann, Vilovski (3), Criciotoui (3), Babak (1), Nippes
Schiedsrichter: Krag/Hurst (Frankfurt/Oberursel);
Zeitstrafen: 6:10 Minuten (Karlsson 2, Gottfridsson 2, Lauge 2 – Gutbrod 4, Vilovski 4, A. Hermann 2);
Siebenmeter: 5/5:4/4;
Zuschauer: 6229
Spielverlauf: 1:0 (2.), 3:1 (5.), 4:2 (6.), 4:4 (9.), 6:4 (10.), 7:5 (12.), 7:7 (15.), 8:8 (16.), 10:9 (18.), 10:11 (19.), 11:12 (20.), 14:12 (23.), 14:14 (26.), 15:16 (30.) – 19:16 (33.), 21:17 (37.), 23:18 (38.), 25:19 (43.), 25:21 (45.), 30:21 (53.), 30:23 (55.), 32:24 (60.)
Quelle: PM SG Flensburg-Handewitt