„Blutdruck auf Wetzlarer Bank steigern“: HSG Konstanz krasser Außenseiter im DHB-Pokal

18.08.2017 17:26
Wird sich an alter Wirkungsstätte mächtig strecken müssen: Chris Berchtenbreiter hofft mit der HSG Konstanz auf ein gutes Spiel gegen das Bundesliga-Topteam HSG Wetzlar. (Foto: Peter Pisa)
Krasser Außenseiter, eigentlich keine Chance, Verletzungspech und schwierige Vorbereitung – der Pflichtspielauftakt für die HSG Konstanz hat es in sich. Doch die ungünstigen Vorzeichen trüben die Vorfreude nicht. „Richtig Bock“ hat Rückraumspieler Felix Krüger auf das Kräftemessen in der ersten Runde des DHB-Pokals mit der HSG Wetzlar, einem Bundesliga-Topteam, das die letzte Saison auf dem sechsten Tabellenplatz beendete. Zusätzlichen Reiz bekommt die Partie für Stefan Hanemann, der erstmals gegen seinen Stammverein antritt, sowie Felix Gäßler und Chris Berchtenbreiter. An alter Wirkungsstätte können die beiden Ortenauer am Samstag, 20 Uhr, in Teningen zeigen, welche Weiterentwicklung sie in der 2. Bundesliga vollzogen haben. Mag der Pokal im Fussball seine oft bemühten „eigenen Gesetze“ haben, so sind Überraschungen im Handball äußerst rar. In der letzten Saison überstanden die an einem Wochenende im Turniermodus ausgetragene erste und zweite Runde des DHB-Pokals gerade einmal zwei Zweitligisten. Alle anderen Achtelfinal-Teilnehmer waren Bundesligisten. Für HSG-Cheftrainer Daniel Eblen zählt die erste Pflichtspiel-Begegnung der neuen Saison deshalb noch zur Vorbereitung, zumal seine junge, neuformierte Mannschaft in schleppend angelaufenen ersten Wochen noch nicht zu überzeugen wusste und nun, wo sie besser in Fahrt gekommen ist, immer wieder auf verletzte oder erkrankte Spieler verzichten musste. Am Samstag fehlen der HSG Konstanz mit Fabian Schlaich nicht nur der Kapitän, sondern auch ein absoluter Leistungsträger, Abwehrchef Michael Oehler und Linkshänder Maximilian Schwarz. Immerhin die Weiterentwicklung der letzten Wochen stellt den HSG-Coach zufrieden: „Das wurde von Spiel zu Spiel besser. Sowohl offensiv als auch defensiv waren deutliche Fortschritte zu erkennen und zwar bei jedem Einzelnen und im Kollektiv.“ Nun steigt auch bei ihm die Vorfreude auf das erste Saisonhighlight, von dem er sich – trotz der schier aussichtslosen Lage – weitere wichtige Erkenntnisse und vor allem echte Leidenschaft und großen Kampf seiner Mannschaft erhofft. „Jetzt ist wieder Wettkampf angesagt und es ist doch toll, gegen einen solchen Gegner zeigen zu können, was wir können. Die Jungs können sich messen und sehen, wie weit weg sie von einem Erstliga-Spitzenteam sind“, so Eblen. „Darauf haben alle große Lust.“ Der Tabellensechste aus der Beletage des deutschen Handballs hat zwar mit dem Verlust von Liga-Torschützenkönig Philipp Weber einen wichtigen Abgang zu verzeichnen, ansonsten herrscht aber Kontinuität in Mittelhessen. Der HBL-Trainer der letzten Saison steht mit Kai Wandschneider weiter an der Seitenlinie und auch die Asse wie Nationalspieler Jannik Kohlbacher, der bereits einen Vertrag beim deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen für die nächste Spielzeit unterzeichnet hat, der Portugiese Jao Ferraz, Ex-Nationalspieler Stefan Kneer, Filip Mirkulovski und der zuletzt überragende Schlussmann Benjamin Buric bürgen für außergewöhnliche Qualität. Die krassen Gegensätze zeigen sich zudem im Punkt Erfahrung. Während bei der weiter verjüngten HSG Konstanz bis auf Mathias Riedel kein einziger Spieler über 26 Jahre alt ist, beträgt das Durchschnittsalter des gesamten Wetzlarer Aufgebots schon 27 Jahre. Der Kader kommt dabei auf knapp 1700 Bundesligaspiele. Daniel Eblen will sich infolgedessen nicht zu sehr mit dem Gegner beschäftigen, denn dies sei sekundär: „Wir sehen auf uns, denn über die Klasse von Wetzlar und die überragende Arbeit von Kai Wandschneider weiß jeder Bescheid.“ Stefan Hanemann freut sich, seine alten Teamkameraden wiederzusehen, ist jedoch ebenfalls um Normalität bemüht. Doch normal wird für den 21-jährigen Junioren-Nationaltorwart am Samstag nichts sein, wenn er gegen den Verein antritt, bei dem er die komplette Jugend durchlaufen hat. Hanemann: „Natürlich verbindet mich viel mit Wetzlar, wir sind großer Außenseiter – aber selbstverständlich hoffe ich auch auf etwas Glück und unsere Chance.“ Vor zwei Jahren stand Konstanz dicht vor der großen Überraschung und konnte in Coburg dem gastgebenden Zweitligisten, als damalige Drittligamannschaft, fast ein Bein stellen. Lediglich ein Last-Second-Knockout durch einen abgefälschten Wurf verhinderte die Sensation. Aufmerksamer Beobachter damals: Kai Wandschneider, der einen Tag später selbst knapp an Coburg scheiterte. Deshalb fordert er eine konzentrierte Leistung gegen Konstanz und sagt vor dem direkten Duell: „Sie haben mich sehr beeindruckt mit ihrer disziplinierten, taktisch versierten Spielweise.“ Auf Disziplin setzt Stefan Hanemann ebenso, denn untergehen möchte er auf keinen Fall. „Selbst wenn wir verlieren sollten, möchte ich mit erhobenem Haupt das Spielfeld verlassen. Wir wissen um die Schere zwischen einem Erstliga-Spitzenteam und einem, das in der 2. Liga um den Klassenerhalt kämpft. Angst haben wir aber keine.“ Trainer Eblen fordert nun ein Umschalten in den „Wettkampfmodus“, wo es auf jeden Ball ankomme und jeder „mit Verantwortung“ spielt. „Ich erwarte, dass in jeder Aktion der Ernst der Sache zu sehen ist“, unterstreicht er und ergänzt: „Wir haben nur als emotional spielendes Kollektiv eine Chance und wollen zeigen, was wir uns erarbeitet haben.“ Denn ein bisschen ärgern wolle der 42-Jährige die Mittelhessen schon. Mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht formuliert er seinen Wunsch so: „Wenn der Blutdruck auf der Wetzlarer Bank zwischendurch etwas steigt, hätte ich nichts dagegen.“ Daneben setzt er auf wichtige Lerneffekte gegen einen Kontrahenten, der im athletischen, taktischen und technischen Bereich weit überlegen sei. „Da kann sich jeder etwas abschauen“, meint er 42-Jährige und Hanemann ergänzt, obwohl der Fokus bei den Konstanzern nicht auf dem Pokal liegt: „Wir müssen im letzten Härtetest vor der Saison heiß sein und mit Selbstvertrauen und höchster Konzentration vor der ersten Sekunde an in das Spiel gehen.“ Sollte der Blutdruck auf der Bank der HSG Wetzlar dann tatsächlich steigen, der von Stefan Hanemann und Co. würde es sicher auch. Ein Einzug in das Finale am Sonntag, 16 Uhr, gegen den Sieger der Partie des Gastgebers SG Köndringen-Teningen (3. Liga) gegen den finanziell gut aufgestellten Zweitliga-Aufsteiger HC Elbflorenz Dresden wäre freilich immer noch in weiter Ferne. DHB-Pokal, 1. Runde am 19. und 20. August in Teningen: Samstag, 19. August: 17:00 Uhr: SG Köndringen-Teningen – HC Elbflorenz Dresden 20:00 Uhr: HSG Konstanz – HSG Wetzlar Sonntag, 20. August: 16:00 Uhr: Sieger Spiel 1 – Sieger Spiel 2 Spielplan in der 2. Handball-Bundesliga: 26.08.2017, 20:00 Uhr, Schänzle-Sporthalle: HSG Konstanz – ASV Hamm-Westfalen 02.09.2017, 19:00 Uhr, Castello Düsseldorf: HC Rhein Vikings – HSG Konstanz 09.09.2017, 20:00 Uhr, Schänzle-Sporthalle: HSG Konstanz – Eintracht Hildesheim Weitere Informationen unter: www.hsgkonstanz.de Quelle: PM HSG Konstanz

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