CL-Finale: Ciudad Real holt nach Schlussspurt den Pokal

02.06.2009 8:30
Es hat wieder nicht gereicht: Der THW Kiel hat trotz einer ganz starken Leistung bei Ciudad Real den Vorsprung aus dem Hinspiel nicht verteidigen können. In der Schlussphase überrollten die Spanier die bis an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit gehenden Kieler und siegten am Ende mit 33:27 (13:14). Dabei hatten die Zebras vor 6000 Zuschauern das Rückspiel im Champions-League-Finale rund 40 Minuten lang kontrolliert, dann jedoch konnten die müden Kieler dem Angriffswirbel und den Paraden von Arpad Sterbik nichts mehr entgegen setzen. Beste Kieler Werfer waren Vid Kavticnik und Nikola Karabatic mit je sieben Toren. Die Spanier bereiteten dem THW Kiel einen mehr als heißen Empfang. Vom Mannschaftshotel bis zur Halle wurde der Bus mit den THW-Spielern von aggressiven Anhängers Ciudad Reals begleitet. In der Halle machten die Zuschauer einen Höllenlärm - bei über 30 Grad Außentemperaturen stand den Kielern im Glutofen Quijote-Arena ein ganz heißer Ritt bevor. Doch der THW ließ sich von diesen Äußerlichkeiten zunächst überhaupt nicht beeindrucken. Alfred Gislason hatte Lundström für Klein in die Anfangsformation berufen, auf der Mitte sollte Nikola Karabatic die Fäden spinnen. Und das klappte vorzüglich - auch, weil Omeyer von Beginn an voll da war. So kaufte er sich schon in der Anfangsphase reihenweise Bälle der Spanier, hielt in der ersten Minute einen Siebenmeter von Stefansson und schien Ciudad Reals Starensemble förmlich entnerven zu wollen. Auf der Gegenseite hatte Sterbik zunächst nicht seinen besten Tag, nach zwölf Minuten wurde er durch den Routinier Hombrados ersetzt. Zu diesem Zeitpunkt führten die Kieler bereits mit 7:4, konzentriert hatten die Zebras durch Ahlm, Lundström, Kavticnik und Karabatic die Lücken genutzt, Ciudad Real mit variablem Spiel nicht in die Partie kommen lassen. Dies änderte sich durch Hombrados - ein ums andere Mal schnappte der Oldie nun in altbekannter Manier zu. Durch Abalo, einen Siebenmeter von Stefansson und einen Tempogegenstoß von Rodriguez glichen die Spanier nach 16 Minuten erstmals aus, um sich dann mit zwei Zeitstrafen für Metlicic und Rodriguez selbst zu schwächen. Der THW nutzte die doppelte Überzahl durch Kavticniks Siebenmeter und Lundströms Heber zur erneuten Zwei-Tore-Führung - immer wieder angestachelt von schier unblaublichen Paraden des Thierry Omeyer. Kim Andersson in Unterzahl markierte das 13:10, nach Stefanssons Anschlusstor fing Kavticnik einen genialen Lövgren-Pass auf der Kreisposition und verwandelte zum 14:11 (26.). Dann jedoch gab es einen erneuten Bruch im Kieler Spiel. Bis zur Pause sollte dem THW kein Tor mehr gelingen, und hätte Omeyer nicht weiter vor allem in Eins-gegen-Eins-Situationen geglänzt, wäre unter Umständen noch mehr als das Tor von Abalo in Überzahl und der Siebenmeter nach der Halbzeitsirene von Stefansson für die Gastgeber herausgesprungen. So aber konnte der THW eine verdiente 14:13-Halbzeitführung in die Kabinen retten. Das Durchschnaufen schien den Kielern gut getan zu haben, kamen sie doch wesentlich konzentrierter zurück auf die Platte. Als Champions-League-Torschützenkönig Filip Jicha, übrigens mit seinem einzigen Tor, das 17:15 erzielte, und kurz darauf Karabatic nach einem feinen Bodenpass von Andersson das 18:15 erzielte (38.), glaubten auch viele der mitgereisten 500 THW-Fans an einen Erfolg der Zebras. Der Jubel kannte auch bei den über 3.000 schwarz-weißen Anhängern in der Forstbaumschule kaum Grenzen, als Karabatic und Lundström kurz darauf auf 20:16 für den THW erhöhten. Talant Dujshebaev reagierte und brachte Arpad Sterbik wieder ins Tor - ein Schachzug, der letztlich eines der Mosaiksteinchen war, die Ciudad Real langsam aber sicher auf die Erfolgsspur brachten. Plötzlich lief es überhaupt nicht mehr im Angriff des THW, unvorbereitet wurde abgeschlossen, technische Fehler schlichen sich ein. Auch in der Abwehr nahmen sich die Zebras nun eine komplette Auszeit, Fernandez, Stefansson und zweimal Rodriguez ließen beim 20:20 (44.) Minute die "Hölle" der Quijote-Arena erwachen. Sechs Minuten lang mühte sich der THW ohne Erfolg um ein Feldtor, diese Phase nutzte Rutenka mit zwei weiteren Toren zur ersten Führung der Spanier. Kavticnik setzte zwar mit einem tollen Heber nach, aber die Waagschale dieses Finales neigte sich zusehends in Richtung Ciudad Reals. Müde wirkten die Kieler, während von der spanischen Bank immer wieder frische Kräfte ins Rennen geschickt werden konnten, ohne einen Qualitätsverlust festzustellen. Dann halfauch noch das ansonsten gute Unparteiischen-Gespann Visekruna/Stanojevic den Gastgebern, als sie zunächst einen Freiwurf zehn Meter vom Foul entfernt ausführen ließen, den Morros verwandeln konnte, um Sekunden später Morros zu gestatten, von einer Position innerhalb des Anwurfkreises den Anwurf des THW zu stören - die Folge war das 24:22. Doch noch hatte der THW mehr als eine Hand am größten Pokal des europäischen Handballs. Kim Andersson konterte, doch nach zwei weiteren Toren von Fernandez und Metlicic war der Hinspiel-Vorsprung beim 26:23 für die Gastgeber beinahe aufgebraucht. Gislason wollte mit einer Auszeit Ruhe ins Kieler Spiel bringen, was jedoch nicht gelang. Längst hatten sich die Zebras von der hektischen Atmosphäre anstecken lassen, doch noch einmal bäumten sie sich auf. Karabatic knallte einen Hüftwurf zum 25:27 in die Maschen, kurz darauf tankte er sich durch drei Gegenspieler hindurch zum 26:27 (53.) - noch konnten die Kieler träumen. Dass daraus jedoch ein Alptraum wurde, das lag an Arpad Sterbik. Nach Stefansson 28:26 in Überzahl kaufte er sich den Wurf des frei vor ihm auftauchenden Jicha, auf der Gegenseite konnte Källmann - immer noch in Überzahl - das 29:26 erzielen. Kurz darauf schnappte sich erneut Sterbik den Ball, schickte wieder Källmann auf die Reise: 30:26 (56.). Lövgren nahm seine letzte Kraft zusammen und verkürzte zum 27:30 - dann spielte nur noch Ciudad Real. Hektische Kieler luden die Gastgeber nun zum Kontern ein. Rutenka und Abalo (58.) brachten die Gastgeber erstmals in der Gesamtrechnung in Führung, dann entschärfte Sterbik auch noch einen Wurf von Klein. Als Stefansson in der Schlussminute daraufhin das 33:27 erzielte, war das Champions-League-Finale verloren. Am Ende hatten die größeren Kraftreserven der Gastgeber den Ausschlag gegeben, während dem THW Kiel durch diese Niederlage die Krönung einer nahezu perfekten Saison versagt blieb. Den verständlichen Frust darüber werden die Zebras auf einer lange geplanten Reise auf die Ferieninsel Mallorca versuchen, wegzuspülen. Auf dieser Fahrt wollen sich die Akteure von Stefan Lövgren verabschieden, dem zum ganz großen Triumph am Ende seiner einzigartigen Karriere nur drei Minuten gefehlt haben. Nun gilt es, sich wieder aufzurichten. Denn bereits am Mittwoch kann der THW mit einem Erfolg in Essen einen neuen Punkterekord in der TOYOTA Handball-Bundesliga aufstellen, ehe zum Saisonfinale am 6. Juni gegen die SG Flensburg-Handewitt die große Saisonabschlussfeier einer nahezu perfekten Spielzeit stattfindet. Dann ist es auch Zeit, danke zu sagen für eine denkwürdige Leistung in dieser Saison - schade, dass dabei der größte Pokal fehlen wird ... Quelle: www.toyota-handball-bundesliga.de

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