Daniel Eblen mit großer Vorfreude auf 2. Bundesliga: „Wir sind keine Mannschaft, die Spiele am Reißbrett gewinnen kann“

13.06.2019 21:49
Foto: Peter Pisa
Nach der Süddeutschen Meisterschaft konnte sich die HSG Konstanz in der Aufstiegsrelegation gegen den HC Empor Rostock durchsetzen. Damit gelang der direkte Wiederaufstieg in die nun auf 18 Mannschaften verkleinerte 2. Handball-Bundesliga.

Im Gespräch mit HSG-Pressesprecher Andreas Joas verrät Cheftrainer Daniel Eblen, der sich gerade an der Adria in Italien erholt, wie er mit einem Trick sämtlichen Bierduschen entgehen konnte und blickt auf eine höchst intensive Spielzeit und die Entwicklung nach schwierigem Start und erfolgreichem Ende zurück. Zudem erklärt der HSG-Coach, warum er sich zur Freude „heimlich in den Keller zurückzieht“ und große Lust auf viele Ex-Erstligisten im Bundesliga-Unterhaus hat.

Daniel Eblen (44) ist seit 2004 Cheftrainer der HSG Konstanz, bei der der A-Lizenzinhaber alle Mannschaften von der Jugend bis zur 2. Bundesliga durchlaufen hat. Eblen begann zunächst als Co-Trainer von Adolf Frombach, den er als Coach der ersten Mannschaft beerbte. Der gebürtige Konstanzer ist Diplom-Kaufmann und steht vor seiner 17. Spielzeit als Verantwortlicher an der Seitenlinie. Damit ist er der dienstälteste Trainer in der 1. und 2. Bundesliga.

Dani, aus Erfahrung lernt man. Verrätst Du den Trick, wie es Dir gelungen ist, bei der Aufstiegsfeier völlig trocken nach Hause zu kommen?

(lacht) Bei der Meisterfeier habe ich noch richtig kassiert und die Bierduschen haben mich mehrmals getroffen. Bei der Aufstiegsfeier bin ich dann tatsächlich darum herum gekommen. Ich habe einfach meinen kleinen Sohn auf den Arm genommen. Vielleicht eine unfaire Aktion von mir. (grinst)

Die Saison war sehr intensiv. Konntest Du sie schon etwas verarbeiten?

Nicht so wirklich. Abseits des Handballes hat man andere Sachen im Kopf. Wenn der Fokus wieder Richtung Handball geht, realisiert man wahrscheinlich erst so richtig, was passiert ist und was auf einen zukommen wird. Das benötigt sicher noch etwas Zeit.

Weil der Aufstieg mit seiner Berg- und Talfahrt und der Relegation noch emotionaler, noch intensiver als 2016 war?

Die Relegation hat sehr viel Energie benötigt. 2016 wurden wir unter der Woche, nach dem Training, Meister. Man hat damals immer noch eine Chance gehabt, es ist nicht alles so auf eine Klippe zugesteuert wie nun. Das war hopp oder topp, damals fiel die Entscheidung früher. Jetzt hat es so viel Kraft gekostet, weil es nur eine Konstellation gab: Alles oder nichts. So ist am Ende noch mehr von uns abgefallen. In seinem Trainerdasein entwickelt man sich. Zu Beginn war ich ein äußert emotionaler Typ. Bald analysierte ich, was mir dadurch durch die Hände geglitten ist. Die Emotionen überlasse ich ein bisschen dem Team. Man ist immer auch Vorbild. Seitdem freue ich mich eher heimlich im Keller.

Hattest Du schon Zeit, heimlich in den Keller zu gehen?

(lacht) Auf jeden Fall. Die Anstrengung ist schon sofort abgefallen, in Verbindung mit der Freude, dass es geklappt hat. Das ist schon eine tolle Geschichte und ein tolles Gefühl. Daheim mit der Familie war die Freude groß, aber man hat auch gemerkt, wie intensiv die Saison war. Wir sind froh, dass wir es geschafft haben.

Wie fällt Dein Fazit zur Saison und Relegation aus?

Man sieht, mit wie viel Teamgeist, Emotionen und Zusammenhalt die Jungs spielen. Das ist nichts, was dir draußen irgendwo in Säcke fällt, das benötigt manchmal etwas Anlauf, muss man sich zulegen, auf neue Situationen einstellen und verändern. Die neue Aufgabe 3. Liga war am Anfang schwierig. Die Umstellung hat etwas gedauert, in der Relegation kam wieder völlig Neues auf uns zu. Man muss aber auch einfach sagen, dass Eisenach ein Brett war. Wir hingegen haben in diesen Duellen leider nie am Optimum gespielt. Wir sind keine Mannschaft, die Spiele am Reißbrett gewinnen kann. Wir brauchen die Emotionen und die Abwehr.

Warum ist es ausgerechnet gegen Eisenach und in der ersten Halbzeit in Rostock nicht gelungen, die zuvor gezeigten Leistungen abzurufen?

Die geschilderten Punkte mussten umgestellt und neu entwickelt werden. Dies hat gegen eine starke Eisenacher Mannschaft gedauert. Wobei man sagen muss, dass es auch bei 100 Prozent wohl trotzdem schwer geworden wäre. Die erste Halbzeit in Rostock ist selbst jetzt noch schwer zu erklären. Es hat von vorne bis hinten wenig zusammengepasst, dazu war der Gegner einfach gut. Im Gegensatz zu den Jahren zuvor haben wir an einem solchen Tag in der Halbzeit jedoch den Schalter umlegen können. Dass wir aus dieser Situation rausgekommen sind, war extrem wichtig. Es ist sehr erfreulich, wie sich die Jungs in diesem Punkt entwickelt haben. Wir haben die erste Hälfte weggesteckt und eine gute zweite gespielt.

War diese Leistungssteigerung entscheidend, dass sich die HSG gegen Rostock durchsetzen konnte?

Sie war ganz wichtig. Für die, die in der ersten Halbzeit Mist gespielt haben und jene, die die Felle schon davonschwimmen sahen. Mit der Aufholjagd sind wir mit ganz viel Energie in das Finale vor unseren Fans gestartet.

Dabei hatte die Spielzeit mit einer Heimniederlage am vierten Spieltag gegen Pfullingen und 4:4 Punkten begonnen. Hast Du damals eine solche Entwicklung für möglich gehalten?

Als Mannschaft, die vom Kollektiv lebt, kann man sich am Saisonbeginn schwer tun. Es kam dann schon Kritik von einigen Lautsprechern auf. Das war nicht so einfach und hat den Jungs sicher nicht geholfen. Wir sind zusammengerückt, haben erkannt, wer es gut mit uns meint und sind zusammengestanden. Wir haben das gemacht, was wir können: Jeden Tag an uns arbeiten. Das haben die Jungs bei allen Drucksituationen sehr gut gemacht. Der große Rückhalt unserer Fans war dabei ein Punkt, daheim und auswärts. Die Stimmung war unglaublich, so etwas wie bei den beiden Finalspielen in Konstanz habe ich noch nicht erlebt. Das Feedback auf der Straße und in persönlichen Nachrichten war so positiv, dass man sich riesig gefreut hat. Es wurde bei allem immer klar, dass richtig eingeschätzt wird, was wir geleistet haben.

Was war bei diesem Weg der schwierigste, was der schönste Moment der Saison?

(überlegt kurz, atmet tief ein) Der schwierigste Moment war sicher die Heimniederlage gegen Pfullingen. Nicht, weil wir verloren haben, sondern aufgrund der Art und Weise. Ich dachte, das war ein Schritt zurück, angesichts der vielen technischen Fehler. Die schönsten Tage waren direkt anschließend in der folgenden Trainingswoche. Wir haben viel geredet, uns gesagt, dass wir tun, was wir können, hart arbeiten und uns alles andere egal ist. Und natürlich die Relegationswochen. Die emotionale Belastung war enorm. Man hatte die Meisterschaft, aber eigentlich doch noch nichts erreicht und Angst etwas zu verlieren, was noch gar nicht gewonnen war. Nicht einfach. Mit dem Abpfiff und dem Sieg gegen Rostock ist das alles abgefallen.

Sind das die Attribute, die die Mannschaft auszeichnen: Zusammenhalt, Leidenschaft, Emotion?

Das würde ich so unterschreiben. Die Jungs haben untereinander gut gearbeitet, keiner wollte sich ins Licht stellen. Wichtig war allen immer die gemeinsame Sache. Die beiden Kapitäne Tom Wolf und Tim Jud sowie Fabian Schlaich und Paul Kaletsch hatten dabei eine wichtige Funktion und wichtige, unterschiedliche Aufgaben. Sie haben sich sehr um die Mannschaft eingebracht und alles gut verteilt. Das war richtig stark.

Als Lohn gehört die HSG Konstanz zu den nun besten 36 Teams der Bundesrepublik und wird unter anderem auf Traditionsverein Gummersbach, den Europapokalsieger von 2010 und 2011 treffen.

Nur noch 36 Teams in den beiden Bundesligen, mit Gummersbach, Essen, Hamburg, Bietigheim, Coburg und weiteren viele ambitionierte Ex-Erstligisten – darauf haben wir richtig Lust. Für uns ist es toll, gegen diese Mannschaften in Meisterschaftsspielen antreten zu dürfen. Darauf freuen wir uns.

Damit liegt zugleich auf der Hand, dass der HSG eine schwere Saison in der als „stärksten zweiten Liga der Welt“ bezeichneten 2. Bundesliga bevorsteht.

Wir haben noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht und gehören nun zu der erstmals mit 18 Mannschaften spielenden eingleisigen 2. Bundesliga. Das ist etwas Besonderes für uns. In einer langfristigen Entwicklung muss man manchmal auch mit Schritten zurück leben. Man muss zwar nur noch drei Teams hinter sich lassen, wenn man jedoch betrachtet, mit wem wir uns messen, ist klar, dass uns eine große Herausforderung erwartet. Es heißt tief durchatmen und sich dann zu sagen: Alles klar, es geht los. Das Ziel ist der Klassenerhalt. Dafür werden wir alles tun. Einfordern lässt sich dieser jedoch nicht.

Fragen: Andreas Joas

Quelle: PM HSG Konstanz

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