Daniel Luther in doppelter Hinsicht der Mann des Abends

13.05.2019 12:21
Daniel Luther, hier vei der Verwandlung eines Siebenmeters, war der Mann des Abends (Foto: sportfotoeisenach)
ThSV Eisenachbezwingt im ersten Aufstiegsspiel die HSG Konstanz mit 30:25 (15:10)/ Entscheidung fällt nächsten Samstag beim Rückspiel am Bodensee

Nahezu sechzig Jahre waren Eisenachs Handball-Männer - zunächst als Motor, später als ThSV Eisenach - in der ersten oder 2. Handball-Bundesliga. Nach dem erstmaligen Abstieg im Sommer des Vorjahres in die 3. Liga soll es ganz schnell zurück ins deutsche Handballunterhaus gehen. Mit der Souveränen Meisterschaft in der Staffel Ost der 3. Liga, zwölf Punkte Vorsprung vor dem Tabellen-Zweiten SG Nußloch, wurde ein Etappenziel erreicht. Nun stehen die Wochen der Wahrheit an. Die Aufstiegsrelegation fokussiert die ganze Region. Zum ersten Relegationsspiel gegen den Süd-Staffel-Meister HSG Konstanz kamen nahezu 3.000 Zuschauer in die Werner-Aßmann-Halle. (Etliche Erst- oder Zweitbundesligisten erreichen nicht diese Zahl!) Unter ihnen jene, die Eisenacher Handball-Geschichte mitgeschrieben Haben. Horst Ehrhardt, deutscher Meister im Feldhandball der DDR, Lutz Sinke, der beste Linkshänder der Motor-Eisenach-Zeit, Dietmar „Ebs“ Aust, der langjährige Außen, Jürgen „Bongo“ Beck, der Aufstiegskapitän des Jahres 1997, die Erstbundesligaspieler Jörn Schläger, Uwe Seidel und Till Bitterlich, der ehemalige Kapitän Benjamin Trautvetter, der genisle Spielgestalter Hannes Jon Jonsson (jetzt Trainer bei Erstbundesligist Bietigheim) aber auch – aus jüngster Vergangenheit – Nicolai Hansen und Matthias Gerlich. Zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft waren gekommen. Sie alle erlebten einen stimmungsvollen Abend mit einem rasanten Handballspiel. Der ThSV Eisenach feierte einen 30:25 (15:10)-Erfolg. Wohlwissend, dass in dieser Aufstiegsrelegation erst Halbzeit ist. Das Rückspiel steigt am Samstag, 18.05.2019 um 20.00 Uhr am Bodensee, in der 1.800 Zuschauer fassenden Schänzlehalle Konstanz. Mit 200 aus Eisenach anreisenden blau-weißen Fans. Die Entscheidung im Europapokal-Modus, wer von beiden Teams den Aufstieg schafft, dürfte erst nächsten Samstag fallen. Der Verlierer bekommt eine zweite Chance. Er trifft in einer weiteren Relegationsrunde auf den Verlierer des Duells zwischen der HSG Krefeld und dem HC Empor Rostock. Die Ostseestädter haben sich mit einem 24:23-Auswärtserfolg in Krefeld eine glänzende Ausgangsposition für das Rückspiel in der Rostocker Stadthalle gesichert.

Erst 10 Tore und dann für Vereintreue in die Hall of Fame

Eisenachs Dienstältester war der Mann des Abends. In doppelter Hinsicht. Der linke Rückraumspieler, mit Achillessehnen-Problemen gehandicapt, zuletzt deshalb nur ganz dosiert trainierend, kämpfte und spielte schier bis zum Umfallen. Er setzten den Gästen gleich 10 (!) Bälle ins Netz. „So richtig hatten wir ihn nicht auf der Rechnung“, war aus dem Lager der HSG Konstanz zu hören. Schier undenkbar, wenn er nächste Saison nicht mehr dabei ist! Selten war er so wertvoll wie heute! Daniel Luther, ein waschechter Eisenacher, beendet aus gesundheitlichen Gründen seine Kariere. Nach 22 Jahren beim ThSV Eisenach! Am Samstag könnte er sein letztes Heimspiel für seinen ThSV Eisenach bestritten haben. Gänsehaut pur! Der Traditionsverein nahm nach dem Abpfiff Daniel Luther als ersten aktiven Spieler in die Hall of Fame auf, begleitet von minutenlangen stehenden Ovationen der nahezu 3.000 Zuschauer. Daniel Luther, von allen nur „Eisen“ gerufen, mit seinem Sohn auf dem Arm, der ein Trikot mit der Nummer 9 und dem Schriftzug „Luther“ trug, war sichtlich gerührt, als noch einmal Bilder seiner Laufbahn gezeigt und das Transparent aufgezogen wurde. In den nächsten zwei Jahren wird der ThSV Eisenach, so Manager Rene Wtte, die Nummer 9 nicht vergeben. Doch bevor „Eisen“ das Spielertrikot auszieht, will er mit dem ThSV Eisenach zurück in die 2. Handballbundesliga!

Kapitän Schliedermann_ Aufstieg in Konstanz perfekt machen

„Eine Wahnsinns-Stimmung. Das hat riesigen Spa0 gemacht, vor solch einer beeindruckenden Kulisse zu spielen. Wir haben eine gute Leistung abgeliefert, wollen diese in Konstanz bestätigen, dort gewinnen und damit aufsteigen“, erklärte ThSV-Kapitän Marcel Schliedermann.

Stani Gorobtschuk: Die Karten werden nächste Woche neu gemischt

„Ein attraktives Spiel für die Zuschauer. Uns unterliefe3n wenig technische Fehler, kaum Notwürfe, unsere Treffer fielen nach vorbereiteten Handlungen. Beide Mannschaften zeigten, weshalb se in ihren Staffeln souverän Meister geworden sind.“, resümierte ThSV-Keeper Stanislaw Gorobtschuk. „Doch es ist in der Aufstiegsrelegation erst Halbzeit. Die Karten werden in der nächsten Woche beim Rückspiel neu gemischt“, fügte der gerade das 30. Lebensjahr vollende Schlussmann hinzu.

Lob beider Trainer für den Kontrahenten

Beide Trainer lobten den Gegner. „Eine ausgeglichen besetzt und gut durchtrainierte Mannschaft, mit einer guten Abwehr und breitem Kader“, lobte Eisenachs Trainer Sead Hasanefendic die HSG Konstanz. „Wir haben gegen eine seriöse Mannschaft gespielt, die wusste, um was es geht. Das Plus von 5 Toren ist schon ein Wort“, erklärte Daniel Eblen, der Coach der HSG Konstanz, mit Blick auf den ThSV Esenach. Er fügte hinzu: „Die Erfolgsaussichten lagen vor dem Anpfiff bei 50:50. Das dürfte sich nicht verändert haben.“ Soll heißen, mit dem Heimvorteil will die HSG Konstanz in der Gesamtabrechnung die Nase vorn haben. Angesichts der Bedeutung der Partie bedienten sich beide Teams einer überaus fairen Gangart. Die bundesligaerfahrenen Referees Martin Thöne und Marjo Zupanovic hatten alles bestens im Griff.

ThSV-Manager Rene Witte: Wir mussten uns das 5-Tore.Plus ganz hart erarbeiten!

„Ein würdiger Rahmen für dieses Relegationsspiel. Ein Aufeinandertreffen von zwei Teams, die es beide verdient haben aufzusteigen. Den 5-Tore-Vorsprung mussten wir uns ganz hart erarbeiten. Unsere Jungs mussten alles geben. Mein Dank geht an die vielen ehrenamtlichen Helfer, die über mehrere Tage im Einsatz waren, um diesen Abenfd mit zahlreichen Neuerungen vorzubereiten. Die Stimmung in der Halle erinnerte an beste Eisenacher Handball-Zeiten. Mein Dank daher an jeden der nahezu 3.000 Zuschauer“, betonte ThSV-Manager Rene Witte. „ Das war keine Vorentscheidung. Wir sind weit weg davon. Wir werden im Laufe der Woche alles tun, um bestens gerüstet zum Bodensee zu reisen“, fügte Rene Witte hinzu.

Auftakt ging an den ThSV Eisenach

„Die ersten zehn Minuten mit erfolgreich abgeschlossenen Angriffszügen gingen an uns“, resümierte Eisenachs Coach Sead Hasenefendic. Von Beginn bekommen die Gäste Eisenachs Daniel Luther nicht in den Griff, der bis zum Seitenwechsel sieben Bälle einnetzt. Für seine insgesamt 10 Tore benötigte der Rückraumspieler gerade einmal 13 Würfe! Mit einer Torwurfeffektivität von über 73 Prozent konnte der ThSV Eisenach durchaus zufrieden sein. Der zuletzt viel gelobte Simon Tölke im Kasten der HSG Konstanz bekam bei den hoch angesetzten Würfen keine Hand an den Ball. Überhaupt, auf der Torhüterposition hatte der ThSV Eisenach mit Stanislaw Gorobtschuk und dem erst am Donnerstag verpflichteten Odie Dusan Podpecan ein leichtes Plis gegenüber dem Gästeduo Simon Tölke und Maximilian Wolf. Eisenachs Abwehr engte die Kreise der Achse Paul Kaletsch/ Fabian Wiedenstein ein, deren Anspiele zum Kreis eine Beute der Hausherren wurden. Willy Weyhrauch scheiterte zunächst im Tempogegenstoß. Eisenachs gegenüber den letzten Partien formverbesserter Justin Mürköster behauptete sich am Kreis zum 4:1 (6.). Geduldig und dann doch explodierend gestalteten die Eisenacher, von ihrem international erfahrenen Großmeister Sead Hasanefendic bestens eingestellt, ihr Angriffsspiel. Linkshänder Alexander Saul zog zum 8:4 ab (13.). Willy Weyhrauch traf zum 10:6 (22.). Torjäger Paul Kaletsch versuchte mit seinen Treffern, die Gäste auf Schlagdistanz zu halten. Der ThSV Eisenach war so richtig in Fahrt. Alexander Saul netzte zum 12:8 ein (25.). Daniel Luther markierte mit purer Willenskraft das 13:8 (26.), versenkte knallhart zwei Strafwürfe zum 15:9 (29.).

HSG Konstanz nutzt doppelte Überzahl zu 4 Treffern

„Dann kassierten wir zwei naive Zeitstrafen“, ärgerte sich Sead Hasaenfenidic. Kurz hintereinander mussten Hannes Iffert und Adrian Wöhler vom Parkett. Diese doppelte Überzahl nutzten die Gäste clever, um bis auf zwei Treffer zu verkürzen, vom 15:9 (29.) zum 15:13 (33.). Maximilian Wolf, ins Gäste-Gehäuse eingewechselt, konnte zudem drei Bälle parieren. Doch die Gastgeber, wieder in voller Zahl auf dem Parkett, knüpften wieder an ihre gute Phase im ersten Abschnitt an. Die technisch feinere Klinge schlug das Team vom Bodensee, dessen Trainer Daniel Eblen ohne Qualitätsverlust durchwechselte. Den effektiveren Handball bot der ThSV Eisenach, bei dem sich der eingewechselte Yoav Lumbroso als überaus belebendes Element entpuppte. Der nur 1.72 Meter große junge Israeli brachte seine Vorzüge voll ein. Mit seiner Schnelligkeit und Trickreichtum stellte er die Gäste vor erhebliche Probleme. Zunächst war es Daniel Luther, bereits mit schweißdurchtränktem Trikot, der per Strafwurf das 18:14 markierte (38.). Er wurde phasenweise und für den Schlussgang von Andrej Obranovic abgelöst.

Ein kleiner Israeli spielte die Gäste schwindlig

Beim 22:20 (49,) war der Vorsprung geschmolzen. Adrian Wöhler stibitzte sich das Leder und vollendete zum 24:20 (52.) Der in den Angriff aufgerückte Duje Miljak netzte zum 25:20 ein (53.). Jonas Richardt, der junge Rückraum-Rechte tankte sich zum 27:22 durch (55.). ThSV-Kapitän Marcel Schliedermann besorgte das 28:24 (58.). Nach einem Treffer von Gäste-Rückraumspieler Tom Wolf hieß es nur 28:25 (58.). Yoav Lumbroso spielte die Gäste schwindlig, traf zum 29:25 (59.). Doch die HSG Konstanz fightete verbissen um jeden einzelnen Treffer, bekam einen Siebenmeter zugesprochen. Doch der Ball von Tom Wolf landete im Duell mit ThSV-Keeper Stanislaw Gorobtschuk am Holz. Vorbei die Chance, auf drei Treffer zu verkürzen. Die letzte Minute war angebrochen. Während einer Auszeit besprach Sead Hasenefendic mit seinen Schützlingen die letzten 49 Sekunden. Zwei Sekunden vor Ultimo netzte Yoav Lumbroso ein. Die ThSV-Fans feierten nahezu überschwänglich ihr Team, vergasen wohl kurzzeitig, dass in der Aufstiegsrelegation erst Halbzeit ist. „Fünf Tore sind nun mal aber besser als drei“, betonte Sead Hasanefendic mit Blick auf die letzten Minuten. Er fügte sogleich hinzu: „Wir haben noch nichts erreicht.“

Statistik

ThSV Eisenach: Gorobschuk, Podpecan, Kremmer; Iffert, Bogatzki, Wöhler (3), Luther (10/5), Miljak (1), Schliedermann (3), Richardt (2), A. Alaj, Mürköster (3), Obranovic, Lumbroso (3), Weyhrauch (1), Saul (4)

HSG Konstanz: M. Wolf, Tölke; Stolz, Schlaich (2), Hild (3), T. Wolf (4), Wiederstein (2), Kaletsch (7/4), Krüger (2), Maier-Hasselmann, Braun (3), Jud (2), Keupp, Wendel, Volz, Löffler

Siebenmeter: ThSV Eisenach 6/5 – HSG Konstanz 5/4

Zeitstrafen: ThSV Eisenach 3 x 2 Min, . HSG Konstanz 3 x 2 Min.

Schiedsrichter; Thöne/ Zupanovic

Zuschauer: 2.986

Quelle: PM ThSV Eisenach

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