Demontage durch einen Mit-Abstiegskandidaten

26.02.2018 20:57
Alle Beschwörungen von THSV-Coach Arne Kühr fruchteten nicht - sportfotoseisenach
ThSV Eisenach unterliegt der HSG Konstanz 20:30 (12:11) und verharrt auf einem Abstiegsplatz/ Vier Zähler bis zum rettenden Ufer Der Verlierer des 24. Spieltages der 2. Handballbundesliga der Männer in Sachen Klassenerhalt heißt ThSV Eisenach. Gleich doppelt. Die Wartburgstädter kassierten im Aufeinandertreffen von zwei abstiegsbedrohten Teams eine peinliche 20:30 (11:10)-Heimniederlage gegen die HSG Konstanz. Drei Tage nach dem Paukenschlag in Unterfranken, einem 24:22-Sieg bei den Rimpar Wölfen! Im 12. Heimspiel die 9. Heimniederlage. Gegen das Team vom Bodensee zugleich die höchste. Was war der ThSV Eisenach mal für eine Heimmacht?! Die Werner-Aßmann-Halle galt als Festung. Die Niederlage wiegt doppelt schwer, weil die anderen Mitkonkurrenten punkteten: HC Elbflorenz mit einem 23:22 über Erstliga-Absteiger HBW Balingen-Weilstetten, EHV Aue mit einem 28:27 über die DJK Rimpar Wölfe, der Wilhelmshavener HV mit 33.26-Auswärtserfolg beim Dessau-Roßlauer HV. Die HG Saarlouis, der ThSV Eisenach, Eintracht Hildesheim und – trotz der zwei Siege am Doppelspiel-Wochenende – die HSG Konstanz belegen die Abstiegsplätze. Der ThSV Eisenach hat 4 Zähler Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz (derzeit EHV Aue) und 5 auf den HC Elbflorenz Dresden. „Noch stehen 14 Spiele an. Da müssen 8 bis 9 Siege her“, erklärte Eisenachs Coach Arne Kühr nach dem Abpfiff. „Wenn wir nach dem letzten Pfiff der Saison unter dem Strich stehen, waren wir nicht gut genug“, fügte der 40-jährige A-Lizenz-Inhaber, Mitte Dezember bei 6:28 Punkten vom Co- zum Cheftrainer aufgerückt, hinzu. HSG-Coach Eblen: Wir profitierten von unserem breiten Kader Jubelgesänge schallten nach dem Abpfiff aus der Gästekabine. Ein Schlussresultat, mit dem selbst die kühnsten Optimisten in den Reihen der HSG Konstant nicht gerechnet hätten. Schon am Vortag vom Bodensee nach Thüringen aufgebrochen, in der 50 Kilometer von Eisenach entfernten Klassikerstadt Weimar Quartier beziehend, versuchte Daniel Eblen, der Coach der HSG Konstanz, die Euphorie einzudämmen: „Wir haben ein wichtiges Spiel gewonnen, 4 Punkte am Doppelspiel-Wochenende verbucht, doch abgerechnet wird erst am Saisonende. Aus fünf bis sechs Teams werden sich wohl die vier Absteiger herauskristallisieren.“ Natürlich, Daniel Eblen verteilte ein Riesenkompliment an seine Mannschaft: „Auch nach der roten Karte und aufkommenden Emotionen blieben wir besonnen. Im zweiten Abschnitt haben wir von unserem breit aufgestellten Kader profitiert, hatten noch ganz viel Energie. Jeder Ballgewinn machte uns sicherer. Bei uns klappte nahezu alles, Abpraller landeten in unseren Armen und auch das Wurfglück stand auf unserer Seite“, analysierte ein aufgekratzter Daniel Eblen zur Pressekonferenz, während sein Vater, der Präsident der HSG Konstanz, den Erfolg im Stillen auskostete. Daniel Eblen verteilte an Fabian Schlaich und Felix Krüger die besten Noten. ThSV Eisenach: Schlusspfiff glich für alle einer Erlösung „Von einer „verdienten Niederlage“ sprach Eisenachs Coach Arne Kühr. Für die Auftaktphasen mit 0:4 (1.HZ) und 0:9 (2.HZ) hatte er keine Erklärung parat. Seine Schützlinge schienen nach dem Seitenwechsel von allen guten Geistern verlassen. Aus einem 12:11 (30.) wurde ein 15:25 (49.). Die über 1.500 Zuschauer trauten beim Blick auf die Anzeigetafel ihren Augen nicht. Eine Demontage von einem Abstiegskandidaten! Die frühe rote Karte für Eisenachs Spielgestalter Marcel Schliedermann schwächte die Hausherren, spielte den Gästen in die Karten. „Ein Foul von der Seite. Der Spieler kam einfach einen Schritt zu spät“, begründeten die Referees Steven Heine und Sascha Standke ihre harte und umstrittene Entscheidung in der 22. Minute. Die Wartburgstädter standen fortan ohne Führungsspieler da! Sie mussten ohnehin auf ihre verletzten Stammkräfte Justin Mürköster, Ibai Meoki, Duje Miljak und Matthias Gerlich verzichten. Daniel Luther und Adrian Wöhler stellten sich, obwohl verletzt, in den Dienst der Mannschaft. Mit Noah Streckhardt, Marcel Popa, Jonas Richardt, Pasacal Küstner, Jonas Bogatzki, Hannes Iffert und Markus Collatz füllten gleich 8 (!!) Namen aus der „Jugendbrigade“ das Protokoll der Eisenacher. „Doch die, die überwiegend auf der Platte standen, blickten teilweise auf Erstliga-Erfahrung zurück. Da erwarte ich einfach mehr“, betonte Arne Kühr. Mit einem torgefährlichen Rückraumspieler (Alexander Saul, 9 Treffer) ist selbst gegen ein Team „aus dem eigenen Dunstkreis“ nichts zu holen. Der am Spieltag seinen 30. Geburtstag begehende linke Rückraum-Shooter Matthias Gerlich wurde schmerzlichst vermisst. Ein Muskelbündelriss im Adduktorenbereich zwingt ihn noch länger zum Pausieren. Statistische Werte sind ein Beleg für das Eisenacher Desaster: Die Torhüter, zuletzt „eine Bank“, bekamen zusammen 9 Bälle zu fassen. Mit 16 technischen Fehlern wurde der Gast regelrecht eingeladen. Der Schlusspfiff glich für die Eisenacher Mannschaft und ihre Anhängerschaft einer Erlösung. Dass Gastteams in der Werner-Aßmann-Halle jubeln, in dieser Saison die Normalität, dass sich der ThSV Eisenach in seiner Heimstätte im zweiten Abschnitt überrollen lässt, der absolute Tiefpunkt. Rote Karte als Knackpunkt Nichts war zu spüren vom mit einem deutlichen Ja beantworteten Charaktertest vom Donnerstag. Die Eisenacher starteten ohne jegliches Selbstvertrauen mit einem Fehlerfestival, in Abwehr und Angriff. Die Gäste zogen erfolgreich aus dem Fernwurfbereich ab. Nach fast 8 Minuten leuchtete der erste Eisenacher Treffer auf der Anzeigetafel (1:4). Alexander Saul blies zur Aufholjagd. Beim 5:6, einem Treffer von Marcel Niemeyer (16.) war der Anschluss hergestellt. Nicolai Hansen löste überwiegend Marcel Schliedermann für Abwehraufgaben ab. Doch der Spielmacher musste nach einem technischen Fehler seiner Teamkollegen auch hinten ran und kassierte, trotz heftiger Proteste, Rot (22.). Sicherlich ein Knackpunkt der Partie. Marcel Popa und Daniel Luther teilten sich nun die Spielmacheraufgaben. Zunächst schien das aufzugehen. Der ins ThSV-Gehäuse eingewechselte Stanislaw Gorbotschuk tauchte in die bedrohte Ecke ab, die Gäste-Abwehr wackelte. Nach Regelwidrigkeit gegen den auf Linksaußen aufgebotenen Youngster Noah Streckhardt verwandelte Alexander Saul von der Siebenmeterlinie zum 9:9 (25.), besorgte mit einem präzisen Wurf aus dem rechten Rückraum auch die Eisenacher 12:11-Führung und ließ seine Farben auf ein gutes Ende hoffen. Gäste mit 9:0-Tore-Lauf binnen 10 Minuten Nach dem Seitenwechsel nahm das Unheil für die Gastgeber seinen Lauf. Mit 9 Treffern in Serie für die Gäste zum 12:20 (Fabian Schlaich,40.). Die HSG Konstanz trumpfte als geschlossene und sich ihrer Mittel sichere Einheit auf. Ein Rädchen griff in das andere. Keinerlei Bruch bei personellen Wechseln. Die Kräfte wurden effektiv eingesetzt. Auch mit einer 5:1-Abwehr (Willy Weyhrauch auf vorgezogener Position) vermochten die Hausherren das Desaster nicht mehr abzuwenden. Als Den Treffer von Felix Klingler in den verwaisten Eisenacher Kasten zum 16:28 (53.) begleitete selbst das treue Eisenacher Publikum mit höhnischem Beifall. In Schockstarre verließ die blau-weiße Anhängerschaft die Werner-Aßmann-Halle. Statistik ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Redwitz; Iffert, Küstner (1) Bogatzki, Wöhler (3), Luther, Schliedermann (1), Hansen (1), Richardt (1), Streckhardt, Popa (2), Collatz, Niemeyer (2), Weyhrauch, Saul (9/2) HSG Konstanz: Wolf, Poltrum; Schlaich (7), Riedel (4), Wolf (2), Oehler, Kaletsch (2/1), Krüger (4), Maier-Hasselmann, Gäßler, Jud (2), Berchtenbreiter (3), Schwarz (1), Klingler (5) Siebenmeter: ThSV Eisenach 3/2 - HSG Konstanz 2/1 Zeitstrafen ThSV Eisenach: 5 x 2 Min., Rot für Schliedermann (22.) HSG Konstanz: 2 x 2 Min. Schiedsrichter: Steven Heine/ Sascha Standke Zuschauer: 1.512 Th. Levknecht Quelle: PM ThSV Eisenach

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