Die MT Melsungen setzt ihre Erfolgsserie fort und gewinnt auch beim Bergischen HC. Der 28:26-Sieg am Mittwochabend, nach einer 17:14-Halbzeitführung, bedeutet 17:1 Punkte in Folge für die Nordhessen. Gleichzeitig schreiben sie auch einen zweiten Lauf fort und gewinnen gegen die Bergischen Löwen zum zehnten Mal im zehnten Bundesligavergleich. Nach dem die zeitgleich spielende HSG Wetzlar völlig überraschend in Lemgo verloren hat, hat das Roth-Team nun sogar wieder Chancen, die auf Platz sechs liegenden Mittelhessen anzugreifen. Beste Schützen vor 2.324 Zuschauern in der Uni-Halle in Wuppertal waren Fabian Gutbrod (7) und Arnor Gunnarsson (7/4) für den BHC und Johannes Sellin (11/3) und Philipp Müller (6) für die MT. Damit gehen die Rotweissen mit breiter Brust und bestens gelaunt auch in ihr letztes Heimspiel der Saison. Am kommenden Sonntag gibt der Tabellennachbar SC DHfK Leipzig seine Visitenkarte in der Kasseler Rothenbach-Halle ab. Anschließend folgt eine große und ganz sicher hoch emotionale Spielerverabschiedung. Anwurf ist um 15:00 Uhr, es gibt noch Karten im Vorverkauf.
Wie von MT-Trainer Michael Roth erwartet, ließ der Bergische HC von der ersten Minute an erkennen, wie wichtig ihm dieses Spiel ist. Mit einer aggressiven, sehr offensiven Abwehr versuchten die Gastgeber der MT den Schneid abzukaufen. Besonders Michael Müller, der von dem kurzfristig verpflichteten Iraner Gharehlo Nourouzinezhad hart attackiert wurde, bekam dies zu spüren. So entwickelte sich zwischen dem abstiegsbedrohten BHC und dem Tabellensiebten aus Nordhessen nach dem Auftakttreffer durch Philipp Müller schnell ein Spiel auf Augenhöhe.
Während im Angriff der Hausherren zunächst vor allem Fabian Gutbrod auf Halblinks mit dem gut harmonierenden Regisseur Tomas Babak den Ton angaben, waren dies bei den Gästen hauptsächlich Johannes Sellin und Philipp Müller. In dem relativ ausgeglichenen Spiel hatten beide Teams im Verlauf der ersten Viertelstunde jeweils einmal die Nase mit zwei Toren vorne: der BHC beim 4:2 (7.) und die MT beim 5:7 (15.). Dabei hätte zu dem Zeitpunkt das Roth-Team durchaus deutlicher führen können. Aber mehrere ausgelassene, zum Teil sehr gute Gelegenheiten verhinderten dies – ob Felix Danner frei vom Kreis, Timm Schneider mit Pech an den Pfosten oder Johannes Sellin von Rechtsaussen.
Andererseits konnte sich die Hintermannschaft einige Male bei Johan Sjöstrand bedanken, der gute Möglichkeiten des Gegners zunichte machte. Apropos Torhüter: Während sich Sjöstrand Zug um Zug immer besser in die Partie hineinarbeitete, bekam sein Gegenüber Björgvin Gustavsson zusehends seltener die Hand an den Ball. Folgerichtig wechselte ihn Sebastian Hinze in der 20. Minute gegen Christopher Rudeck aus. Aber auch der konnte die immer mehr ins Rollen kommende MT nur bedingt vom Weg abbringen. Einem herrlichen Dreher von Michael Allendorf zum 8:10 (18.) ließ Marino Maric vom Kreis das 8:11 folgen. Er war es auch, der drei Minuten später seine Farben, nach traumhaftem Zuspiel von Timm Schneider, erstmals mit vier Toren nach vorne brachte (9:13, 21.). Was wenig später Michael Allendorf mit einem dreisten Heber zum 10:14 über den zwei Meter großen Christopher Rudeck bestätigte.
Dieses Übergewicht bewahrten sich die Rotweissen jeweils mit drei bis vier Toren bis zum Halbzeitpfiff – beim 14:17 ging es in die Kabinen. Und das, obwohl die Löwen in der Abwehr die ganze Zeit über sehr bissig geblieben waren und die MT-Angreifer zum Teil schon bei der Ballannahme attackierten. Wie dadurch auch die Emotionen auf beiden Seiten hochkochten hatte sich sieben Minuten vor der Halbzeit beim Stand von 11:14 gezeigt, als die Referees mit Nourouzinezhad und Michael Müller zwei Streithähne auf die Bank schickten und mit ihnen gleich noch Keeper Gustavsson.
Auch wenn unmittelbar nach Wiederanpfiff der erstmals an diesem Abend eingewechselte Bogdan Criciotoiu auf 15:17 verkürzte, bedeutet dies nicht, dass die Hausherren wacher aus den Kabinen gekommen waren. Denn sofort war die MT zur Stelle – Philipp Müller konterte zum 15:18. Der MT-Halblinke bestätigte unter anderem damit und wenig später mit dem 16:19 seine gute Form der letzten Wochen. Was auch für Johannes Sellin galt, der nach 36 Minuten wieder für den Vier-Tore-Abstand sorgte (17:21). Diesem Treffer vorausgegangen war ein kluger Pass von Felix Danner, der aufmerksam ein Kempa-Zuspiel eines BHC-Angreifers abgefangen hatte.
Nun wurden die Gastgeber zusehends nervöser. Ihre offensiv-aggressive Abwehrarbeit trug nicht mehr wie erhofft Früchte. MT-Trainer Michael Roth brachte den quirligen Patrik Fahlgren, der kurz hintereinander auf 18:22 (nach geradezu sensationellem Anspiel von Michael Müller) und dann auf 18:23 erhöhte (39.).
Dieser Lauf muss unterbunden werden, dachte sich wohl BHC-Coach Sebastian Hinze und legte die Grüne Karte. Den gewünschten Erfolg erreichte er indes damit nicht. Während sich seine Crew in der Offensive anschließend besonders auf den Halblinken Fabian Gutbrod und Rechtsaussen Arnor Gunnarsson zu verlassen schien, durfte man sich bei der MT über den anhaltenden Tordrang von Johannes Sellin freuen. Auch wenn der Rechtsaussen nicht jede Chance zu einem Treffer nutzte, sorgte er mit den Toren Nummer 24, 25 (per Siebenmeter), 26 und 28 wieder für klare Verhältnisse. Zwischendurch war Dener Jaanimaa erfolgreich.
Das war eine markante Phase des Spiels und für den späteren Ausgang nicht unwesentlich. Denn als sechs Minuten vor Schluss Fabian Gutbrod per Kempa zum 24:25 aufgeschlossen hatte, wurde es noch einmal spannend in der Wuppertaler Uni-Halle. Wie gut aus Sicht der Nordhessen, dass dieses Tor nur acht Sekunden später von Sellin zum 24:26 gekontert worden war. Und das Sjöstrand gleich danach Gutbrod einen guten Wurf zunichte gemacht und vorne Jaanimma das wichtige 24:27 markiert hatte (57.).
Hektik kam noch einmal auf, als Philipp Müller seine dritte Zweiminutenstrafe aufgebrummt bekam und damit das Spiel beenden musste. Völlig zu unrecht, wie sich Live-Radiokommentator Patrick Schuhmacher echauffierte. Denn eigentlich hatte der ungestüm in Müller hinein rennende Gutbrod ein Offensivfoul begangen. Diese Fehlentscheidung war dank Sellin aber schnell vergessen. Der krönte nämlich kurz darauf seine famose Leistung, indem er einen BHC-Pass am eigenen Kreis abfing und das Spielgerät per Tempogegenstoß auch gleich selber an Rudeck vorbei im Kasten versenkte (24:28). Darauf vermochten in den verbleibenden 135 Sekunden nur noch Gutbrod und Babak zu antworten, was aber den verdienten MT-Sieg, übrigens dem zehnten im zehnten Vergleich mit den Löwen, nicht mehr gefährdete.
Michael Roth: Das Spiel und das Ergebnis haben gezeigt, dass auch in dieser Phase der Saison das Team noch voll bei der Sache ist und viel Spaß am Handball hat. Wir haben heute sowohl in der Abwehr als auch im Angriff eine gute Leistung geboten - auch wenn wir in der ersten Halbzeit einige Chancen haben liegen lassen. Wie erwartet, hat der Gegner aufgrund seiner ernsten Lage sehr intensiv gekämpft. Aber wir haben sehr gut dagegen gehalten und uns nicht nervös machen lassen, selbst als es zwischenzeitlich nochmal eng wurde. Man hat gesehen, dass alle Spieler noch jede Menge Lust haben und auch jetzt noch jede Begegnung sehr gewissenhaft angehen. Das wird auch in den beiden restlichen Saisonspielen so sein. Wobei wir uns am Sonntag in einem ganz sicher spannenden Vergleich mit Leipzig mit einer guten Leistung von unserem heimischen Publikum verabschieden wollen. Angesichts unseres guten Laufs ist es ja fast schade, dass die Saison jetzt zu Ende geht.
Statistik
Bergischer HC – MT Melsungen 26 : 28 (14 : 17)
Bergischer HC: Gustavsson (1.-19. Min.; 4 Paraden / 12 Gegentore), Rudeck (20.-60. Min.; 7 P. / 16 G.) – Preuss 2, Hoße 1, J. Artmann, Gunnarsson 7/4, Nippes 2, Oelze, Babak 3, Gutbrod 7, Vilovski, Jonovski, Nourouzinezhad 2, Criciotoiu 2.
MT Melsungen: Sjöstrand (14 Paraden / 23 Gegentore), Verkic (bei drei Siebenmetern, 1 P. / 3 G.) – Maric 4, Sellin 11/3, Golla, Fahlgren 2, P. Müller 6, Boomhouwer, Rnic, Schneider, Allendorf 3, Jaanimaa 2, M. Müller, Haenen.
Schiedsrichter: Christian Moles / Lutz Pittner (Heddesheim / Karlsruhe)
Zeitstrafen: 8 – 10 Minuten (Gustavsson, 23:50 Min.; Gutbrod, 44:12 Min.; Nourouzinezhad, 01:15 Min., 23:50 Min. – Danner, 41:47 Min.; P. Müller, 19:19 Min., 44:31 Min., 57:17 Min.; M. Müller, 23:50 Min.)
Disqualifikation: P. Müller nach 3. Zeitstrafe (57:17 Min.)
Strafwürfe: 6/4 – 3/3 (Gunnarsson scheitert an Verkic, 22:40 Min., verwandelt erst im Nachwurf; Gunnarsson scheitert an Sjöstrand, 47:55 Min.).
Zuschauer: 2.324, Uni-Halle Wuppertal
Die nächsten Spiele:
So., 04.06.17, 15:00 Uhr, MT Melsungen - SC DHfK Leipzig, Rothenbach Halle Kassel
Sa., 10.06.17, 16:00 Uhr, Rhein-Neckar Löwen - MT Melsungen, SAP ARENA Mannheim
– Saisonende –
Quelle: PM MT Melsungen