Die erste Heimniederlage der neuen Saison ist da. Gegen die SG Flensburg-Handewitt unterlag die MT Melsungen vor 4.300 Zuschauern in der voll besetzten Kasseler Rothenbach-Halle mit 25:30 (11:16). Eine ganz schwache erste Hälfte, in der die Gäste zeitweise schon mit sieben Toren vorn lagen, war am Ende trotz viel Moral und Kampf nicht mehr wett zu machen. Zweimal war Melsungen bis auf drei Tore dran, konnte den direkten Anschluss aber trotz der makellosen Trefferbilanz von Tobias Reichmann (10/4 Tore bei zehn Versuchen) nicht herstellen. Das verhinderte vornehmlich Rasmus Lauge, der mit 10/2 Treffern erfolgreichster Flensburger war.
Es war die Startformation im Rückraum, mit der die MT im ersten Saisonheimspiel gegen Gummersbach auflief. Linker Rückraum: Philipp Müller, Spielmacher: Timm Schneider, rechter Rückraum: Michael Müller. Gegen die SG Flensburg-Handewitt fehlten alle drei verletzungsbedingt. Wäre nicht Felix Danner kurzfristig wieder an Bord gekommen, hätte gar mehr als die Hälfte der Stammformation gefehlt. Keine guten Vorzeichen gegen den Top-Favoriten auf einen der begehrten Champions League-Plätze, der seinerseits für längere Zeit nicht auf die Dienste von Jim Gottfridsson zurückgreifen kann.
So hießen die Melsunger Protagonisten der zweiten Reihe Julius Kühn, Lasse Mikkelsen und Dener Jaanimaa. Und die brauchten einige Minuten, um die richtige Abstimmung zu finden. Dann allerdings, nach einem schnellen 0:2-Rückstand, kamen sie in Fahrt. Mikkelsen legte prima für Marin Maric am Kreis auf, Jaanima und Kühn trafen jeweils direkt, nach sechs Minuten war die Partie beim 3:3 wieder ausgeglichen.
Anfällig blieb jedoch die linke Abwehrseite. Zweimal Lasse Svan und Holger Glandorf, ebenfalls bereits mit seinem zweiten Treffer, brachten die Norddeutschen mit 6:3 nach vorn und bauten sie auf 9:5 aus. Grund genug für eine Auszeit, in der MT-Trainer Michael Roth ungewohnt laut wurde und vehement die ihm fehlenden Emotionen im Spiel einforderte. Ohne erkennbaren Erfolg, denn das Spiel der Nordhessen blieb fahrig und fehlerbehaftet. Auch der Deckungsverbund ließ sich durch einfache Kreuzungen mehrfach aushebeln, so dass der Rückstand nach 17 Minuten auf 6:11 angewachsen war.
Unruhe gab es in der 20. Minute. Tobias Reichmann trat seinem Gegenspieler unbeabsichtigt auf den Fuß, kassierte dafür zwei Minuten und bekam einen Siebenmeter gegen sich. Schon das sorgte für viel Aufruhr. Dann trat Rasmus Lauge zum Strafwurf an, setzte ihn aber glatt neben das Tor. Ein weiterer Pfiff, diesmal von der Spielaufsicht. Das Kampfgericht hatte irrtümlich Felix Danner als bestraften Fehler auf der Anzeige gelistet. Die Bestrafung dafür kassierte unberechtigt die MT: der Siebenmeter wurde wiederholt und war drin – 7:12. Verständlich, dass angesichts solcher Entscheidungen die Volksseele kochte.
Auch bei der Mannschaft ging die Kurve weiter in den Keller. Flensburg hatte leichtes Spiel und kam meist schon über die erste oder zweite Welle zu Erfolgen, während sich die Gastgeber ein ums andere Mal festrannten. Ein wenig Stabilität brachte die Hereinnahme von Johan Sjöstrand für den bis dahin glücklosen Nebojsa Simic und auch Tobias Reichmann taute auf. Zwei Tore des Rechtsaußen von seiner Position, einer vom Siebenmeterstrich, die MT war zur Halbzeit wenigstens wieder auf fünf dran.
Der Abstand blieb nach dem Seitenwechsel konstant. Die MT hatte taktisch umgestellt, operierte in der Abwehr mit dem vorgezogenen Michael Allendorf sowie im Angriff mit Marino Maric und Johannes Golla am Kreis. Mit der Folge, dass Flensburg langsam anfing zu schwimmen. Die Zuordnungen stimmten plötzlich nicht mehr, Tobias Reichmann nutzte die entstehenden Räume konsequent und traf ohne jeden Fehlversuch. Sjöstrand reihte sich ein, entschärfte gleich zwei Strafwürfe von Rasmus Lauge und Kentin Mahé. Nach 40 Spielminuten und Julius Kühns drittem Tor war Melsungen auf 17:20 dran.
Flensburg schlug zurück und überstand diese kritische Phase nicht nur, sondern legte sogar noch zwei drauf. Der nächste Rückschlag für die Melsunger folgte in Form eines unbeabsichtigten Schlages von Tobias Karlsson gegen den Kehlkopf von Finn Lemke. Der Flensburger kassierte zwar zwei Minuten dafür, Lemke musste nach kurzer Zeit jedoch raus, wodurch die Innenverteidigung gesprengt war. Das war nach dem Geschmack von Rasmus Lauge, der dreimal in Folge durch die Lemke-Lücke traf (20:25, 50.).
Die MT fing sich wieder, als Lemke zurück auf Feld kam. Da stand es allerdings schon 20:26 und die Zeit lief sechs Minuten vor dem Ende davon. Dennoch keimte wieder Hoffnung, als zweimal Maric und anschließend Golla, unterstützt von zwei Sjöstrand-Glanzparaden, auf 23:26 verkürzten (56.). Melsungen ging volles Risiko, stellte um auf 4:2 in der Defensive. Es nutzte jedoch nichts mehr. Flensburg reizte sowohl Spielzeit als auch Anzahl der erlaubten Pässe bei angezeigtem passiven Spiel gnadenlos aus und zwang den Melsunger Angriff zu schnellen eigenen Abschlüssen. So staubten letztlich Hampus Wanne und Thomas Mogensen noch zwei Treffer ab und sicherten den Norddeutschen die ersten beiden Auswärtspunkte dieser Saison.
Stimmen zum Spiel
Michael Roth: Glückwunsch Maik zum verdienten Sieg. Wir haben in der ersten Halbzeit leider alles verkehrt gemacht, was man verkehrt machen kann. Waren nicht aggressiv und haben fast alle Zweikämpfe verloren. Im Angriff haben wir uns bewegt wie das Kaninchen vor der Schlange, uns zehn technische Fehler geleistet und Flensburg zum Kontern eingeladen.
Erst in der zweiten Hälfte haben wir das Erarbeitete dann umgesetzt. Tobi Reichmann hat ein super Spiel gemacht. Aber wenn man gegen Flensburg mal mit fünf hinten liegt, dann braucht man Kraft, die wir im Moment durch unsere Ausfälle nicht haben. Trotzdem haben wir gute Ansätze gesehen, zum Beispiel einen gut spielenden Finn Lemke im Angriff und das Spiel mit zwei Kreisläufern müssen wir versuchen noch zu forcieren. Jetzt sind zehn Tage frei und in Minden müssen wir versuchen wieder in die Erfolgsspur zurück zu kommen.
Maik Machulla: Ich bin sehr zufrieden, sowohl mit dem Ergebnis als auch mit unserer Leistung. Zufrieden natürlich mit zwei Punkte in Melsungen, die nicht einfach zu holen waren. Aber auch, dass wir volle 60 Minuten eine konzentrierte Leistung in der Abwehr standen. In der ersten Halbzeit hätten wir höher führen können, haben aber noch drei liegen gelassen. Natürlich wussten wir, dass Melsungen im zweiten Durchgang alles versuchen wird. Sie haben uns unter anderem mit den zwei Kreisläufern vor immer neue Aufgaben gestellt und hatte die Halle auch hinter sich. Aber meine Mannschaft hat einen kühlen Kopf behalten. Rasmus Lauge hat uns mit seinen Toren sehr geholfen. Ich bin stolz auf mein Team, das waren heute zwei Big Points für uns.
Statistik
MT Melsungen: Sjöstrand (10 Paraden / 18 Gegentore), Simic (2 P. / 12 G.); Maric 3, Kühn 4, Lemke 3, Golla 2, Reichmann 10/4, Mikkelsen, Danner, Boomhouwer, Allendorf, Jaanimaa 3, Haenen - Trainer Michael Roth.
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (11 P. / 25 G.), Lind (n. e.); Karlsson, Glandorf 5, Mogensen 3, Svan 5, Wanne 3, Jeppsson, Steinhauser, Krüger, Heinl, Zachariassen 2, Toft Hansen 2, Lauge 10/2, Mahé, Rød – Trainer Maik Machulla.
Schiedsrichter: Christoph Immel / Ronald Klein (Erkelenz / Mettmann)
Zeitstrafen: 4 – 4 Minuten (Maric 9:29, Reichmann 19:36 - Toft Hansen 32:16, Karlsson 45:28)
Strafwürfe: 4/4 – 4/2 (Lauge scheitert an Sjöstrand 36:53, Mahé scheitert an Sjöstrand 40:40)
Zuschauer: 4.300 in der Rothenbach-Halle, Kassel (ausverkauft).
Die nächsten Spiele:
So., 01.10.17, 12:30 Uhr, TSV GWD Minden - MT Melsungen
Do., 05.10.17, 19:00 Uhr, MT Melsungen - TSV Hannover-Burgdorf
Quelle: PM MT Melsungen