Nils Lichtlein – Neffe des Nationaltorwarts Carsten Lichtlein – ist zu Saisonbeginn nach Berlin gezogen, um sich den Füchsen anzuschließen. Er wohnt jetzt im Handball-Internat und spielt als C-Jugendlicher bereits in der B, mit der er am Wochenende die Deutsche Meisterschaft gewonnen hat. Ob er den Titel schon wahrhaben kann, weshalb er beim letzten Bundesligaheimspiel in der Gegnerkabine gesessen hat und ob Bob Hanning bei der Meisterfeier getanzt hat, erzählt er im Interview.
Nils, jetzt sind ein paar Tage vergangen seit ihr den Titel geholt habt – wie geht’s dir?
Man realisiert es erst jetzt, in der Halle haben wir uns zwar total gefreut und lagen uns in den Armen, aber die Bedeutung des Ganzen sickert erst langsam durch. Jetzt verstehen wir erst, dass wir die beste B-Jugend Deutschlands sind. Mir geht es momentan also sehr gut.
Wie fühlt sich das an?
Schwer zu beschreiben. Einfach unfassbar. Ich durfte bisher nichts Vergleichbares erleben. Der zweite Platz im Länderpokal war schon besonders, aber ein Titel ist natürlich ungleich wertvoller.
Wie habt ihr nach dem Spiel gefeiert?
Leider musste es relativ schnell nach Hause gehen, da der Bus gewartet hat. Aber natürlich gab’s eine kleine Sause mit unseren Familien vor Ort. Später ging’s dann im Teambus weiter.
Wer ist bei unserer B-Jugend der Feierkönig?
Schwer zu sagen, alle waren gut dabei. Da kann man kaum einen rausnehmen, jeder hat seine Freude rausgelassen.
Auch die Trainer?
Ja, auch die. Das hat mich positiv überrascht, alle Trainer samt Physio haben sich nicht gerade zurückgehalten.
Was meinst du damit genau?
Sie haben richtig abgedanced zur Musik und aus voller Kehle gesungen und teilweise auch gegrölt.
Hat Bob Hanning auch getanzt?
Nein, aber gesungen. (lacht)
Nach dem Unentschieden im Hinspiel habt ihr das Rückspiel ebenfalls remis gespielt, aber mit einem Auswärtstor mehr für euch, das war also eine ganz enge Kiste. War überhaupt eine Mannschaft besser?
Ehrlich gesagt fand ich, dass wir im Rückspiel besser waren. Wir hatten fast die ganze Zeit die Nase vorn. Im Hinspiel war ich mit dem Unentschieden nicht unzufrieden, da war das Glück auf unserer Seite. Also zwei gleich gute Teams, mit dem Glück auf Seiten der Füchse, Glück kann man aber auch erzwingen.
Bob Hanning hält sehr viel von dir. Du bist der Jüngste im Team, dürftest sogar noch C-Jugend spielen und trägst trotzdem viel Verantwortung in der B. Du trainierst sogar manchmal bei der A-Jugend. Was ist dein Trick?
Naja, immer wieder was Neues zu bringen. Ich will clever sein, die Abwehr vor neue Aufgaben stellen und nicht berechenbar werden. Der Gegenspieler soll einfach nicht schon wissen, was er von mir zu erwarten hat.
Du hast in der letzten Saison noch in Regensburg in der C-Jugend gespielt – jetzt bist du Deutscher Meister und warst ein wichtiger Faktor im Kampf um die Meisterschaft. Musst du dich manchmal kneifen?
Ja, auf jeden Fall. Im letzten Jahr habe ich noch den Ticker im Netz verfolgt, als die Jungs gegen Flensburg den Titel geholt haben. Einfach unglaublich. Ich bin sehr dankbar und froh, dass ich jetzt selbst dabei sein durfte und darf.
Was hat dein Onkel zum Titelgewinn gesagt?
Carsten war einer der ersten, der mir gratuliert hat. Er wollte eigentlich kommen um zuzusehen, hat es aber terminlich nicht geschafft – stolz ist er aber sicherlich.
Apropos Carsten Lichtlein: Als die Füchse-Profis neulich gegen Gummersbach verloren hatten, saßt du anschließend in der Gästekabine. Hat dein Onkel dich eingeladen?
Jaein, irgendwie schon. Wir wollten uns halt sehen, wäre ja dämlich, diese Chance nicht zu nutzen. Und er musste ja anschließend mit dem Team zeitig zurückfahren. In der Kabine ist es anfangs komisch gewesen. Für die Gesprächslaune war es positiv, dass Gummersbach gewonnen hat. Mit der Zeit wurde es immer entspannter, die anderen Profis haben auch alle mit mir geredet und sich unterhalten. Das war schön.
Das heißt, obwohl mit Profis aufgewachsen bist, hast du schon noch eine gewisse Distanz und bist auch mehr oder weniger „nur Fan“?
Es ist auf jeden Fall noch ein Unterschied, ob man mit verwandten oder fremden Profis redet. Ich bewundere, dass die alle so weit gekommen sind, ich will das auch schaffen. Ich bewundere Bundesliga-Profis wie jeder andere Fan, ja.
Apropos Profi werden: Was sind deine persönlichen Ziele, wo soll es mal hingehen?
Natürlich in die Bundesliga! Am besten gleich bei den Füchsen. Aber wenn das nichts wird, dann wäre mir jeder Verein recht – da darf man nicht wählerisch sein, wenn das Ziel so weit oben ist. Ich versuche, so weit wie möglich zu kommen. Ein Traum wäre, international zu spielen, aber das ist noch so weit weg, dass es vermessen wäre, so weit zu denken oder gar zu planen. Man kann nur hoffen und alles dafür geben.
Einige deiner Kollegen werden nach der Saison in die A-Jugend hochgehen, wie sieht’s mit dir aus?
Das steht nicht fest. B-Jugend wäre eigentlich der Normalfall, A-Jugend würde mich vor weitere sehr große Herausforderungen stellen. Dazu muss ich auch körperlich noch etwas nachlegen. Ich mache, was die Trainer für das Beste halten.
Quelle: PM Füchse Berlin