Das Signal kam zur rechten Zeit, wenn man das Ergebnis am Mittwoch vom Ligaspiel im Hinblick auf das EHF-Cup-Match am Samstag deuten will. Mit dem hart erkämpften 33:30-Sieg gegen Tabellennachbar Hannover-Burgdorf hat sich die MT ein Stück Selbstvertrauen zurück geholt. Und genau das ist notwendig, um gegen die Cocks aus Finnland zu bestehen. Denn Nervenflattern – wenngleich angesichts der Lage vor diesem letzten Gruppenspieltag durchaus verständlich – wäre hier gänzlich fehl am Platze. Anwurf am Samstag in der Kasseler Rothenbach-Halle ist um 19:30 Uhr. Es gibt noch Karten im Vorverkauf und an der ab 18:00 geöffneten Tageskasse.
Fakt ist: Die MT kann sich im letzten Spiel der Gruppe D Platz 1 zurück erobern, sofern sie Riihimäen Cocks aus Finnland schlägt und die Portugiesen in Spanien verlieren. Der Status “Gruppenerster” hätte den Vorteil, im Viertelfinale mit einem Gruppenzweiten aus einer anderen Gruppe einen vermeintlich schlagbaren Gegner zugelost zu bekommen. Wird die MT “nur” Gruppenzweiter, droht gar ein deutsches Duell.
Bedingt durch die Tatsache, dass Frisch Auf Göppingen als Ausrichter bereits für das Final Four Turnier gesetzt ist, werden im diesjährigen EHF Cup-Wettbewerb drei statt vier Viertelfinals ausgetragen. Das wiederum bedeutet, dass neben den Gruppensiegern nur die drei besten Gruppenzweiten weiterkommen. Bei ganz ungünstiger Konstellation – also im Falle einer Niederlage bei gleichzeitigen Siegen von z.B. Granollers und St. Raphael – könnte auch Platz zwei nicht mehr reichen. Für Hochspannung ist am Samstag also allemal gesorgt. Nicht zuletzt deshalb, weil sich die MT bereits in Finnland sehr schwer getan und den knappen -Sieg erst in den Schlusssekunden unter Dach und Fach gebracht hat.
EHF-Cup “verschönert” die Saison
Der EHF-Cup ist zweifelsfrei eine willkommene Möglichkeit, der wankelmütigen Bundesligasaison Glanz zu verleihen. An der notwendigen Motivation wird es im Duell mit den “Hähnen” aus Riihimäki, 70 Kilometer nördliche der Hauptstadt Helsinki gelegen, also kaum mangeln. Michael Roth fordert darüber hinaus: “Wir müssen über das gesamte Spiel sehr konzentriert bleiben. Die Finnen sind trotz ihrer bislang Null Punkte brandgefährlich, wie wir im Hinspiel erfahren mussten”.
Kapitän Michael Müller pusht sich und seine Mitstreiter mit dem Gedanken an die Fans: “Ein Erfolg im Europapokal wäre ein tolles Dankeschön an unsere Fans, die uns in dieser Saison so fantastisch unterstützen. Besonders für diejenigen unter ihnen, die selbst weiteste Fahrten auf sich nehmen, um uns auch auf europäischer Ebene den Rücken zu stärken”.
Cocks sammelt Erfolge wie am Fließband
Beeindruckend ist das Standing der Cocks in der heimischen ersten Liga. Hier dominierte der Abonnementsmeister auch in dieser Spielrunde wieder das Geschehen und schloss die Normalrunde verlustpunktfrei mit zehn Zählern Vorsprung auf Platz eins in der zehn Teams umfassenden “SM-Liiga” ab. Ebenso stark ist die Dominanz in der supranationalen Baltic Handball League. Dort führen die Finnen die Gruppe B verlustpunktfrei vor den Clubs aus Estland, Lettland und Litauen an.
Seit dieser Saison wird das beste finnische Team vom Litauer Gintaras Savukynas (45) trainiert. Er führte die Mannschaft sogleich an die Tabellenspitze der Liga. Nur etwa die Hälfte wird übrigens von Finnen gestellt. Daneben prägen vor allem Russen und Weissrussen das Gesicht der Mannschaft.
Die Erfolgsstory des Clubs kann sich sehen lassen, wie dieser Auszug aus der Titelsammlung zeigt: 8x finnischer Meister (2007, 2008, 2009, 2010, 2013, 2014, 2015, 2016), 8x finnischer Pokalsieger (2007, 2008, 2010, 2011, 2013, 2015, 2016, 2017), Baltic Liga Sieger (2016).
Eine solche Bilanz gibt Selbstvertrauen – erst recht, wenn es gegen einen deutschen Erstligisten geht. Das hat die MT im Hinspiel im Februar erfahren müssen.?Nach einer 15:14-Halbzeitführung schaffte es das Team von Trainer Michael Roth mit 29:28 gerade so über die Ziellinie. 12 Sekunden vor Schluss markierte Momir Rnic den Siegtreffer.
MT könnte zum zweiten Mal in ein Viertelfinale einziehen
In der Saison 2014/2015 nahm die MT erstmalig am EHF-Cup teil und schaffte auf Anhieb den Sprung ins Viertelfinale. Dort scheiterten die Nordhessen denkbar knapp am dänischen Vertreter Skjern, dem Club des Ex-MT’lers Thomas Klitgaard. Im Rückspiel machte die MT zwar die 5-Tore-Niederlage aus dem ersten Treffen wett, aber die Dänen hatten auswärts mehr Treffer erzielt.
Doch zurück zum Status quo: Zunächst gilt es die Aufgabe “Riihimäen Cocks” zu bewältigen. Das Erfolgsrezept dafür könnten die Roth-Schützlinge aus der zweiten Halbzeit des Spiels gegen Hannover übernehmen: Engagierte Abwehrarbeit, um frühe Ballgewinne zu generieren, und daraus dann jede Gelegenheit zum Tempogegenstoß nutzen. Aber auch bei “normalen” Angriffen wurde gegen die Niedersachsen nicht lange gefackelt. Nach 5, 6 Ballpassagen ging’s Richtung Tor. Und das war dann auch der jeweils der passende Anlass für die Fans, ihre MT noch intensiver nach vorne zu peitschen. Gelingt das auch am Samstag, schafft man es gemeinsam ins Viertelfinale des EHF- Cup.
In dem Fall dürfen die MT und ihre Fans bereits am 4. April gespannt nach Wien blicken. Dort erfolgt im Headquarter der Europäischen Handball Federation EHF die Auslosung der drei Paarungen. Gespielt wird auch dann wieder mit Hin- und Rückspiel. Die betreffenden Wochenenden sind mit dem 22./23.04. und 29./30.04 bereits festgelegt. Das Final Four wird in diesem Jahr von Frisch Auf Göppingen ausgerichtet. Dort kämpfen die vier besten Teams dieses Wettbewerbs am 20. und 21. Mai um die Krone.
Die Lage vor dem letzten Spieltag der Gruppenphase:
Gruppe D:
1. S.L. Benfica Lissabon (POR),: 8 Punkte, Tordifferenz ± 0
2. MT Melsungen (GER): 6 Punkte, Tordifferenz +14
3. Helvetia Anaitasuna (ESP): 6 Punkte, Tordifferenz +1
4. Riihimäen Cocks (FIN): 0 Punkte, Tordifferenz -15
01.04.2017, 19:30 Uhr: MT Melsungen (GER) – Riihimäen Cocks (FIN)
01.04.2017, 20:00 Uhr: Helvetia Anaitasuna (ESP) – S.L. Benfica Lissabon (POR)
Die anderen deutschen Teams, SC Magdeburg, Füchse Berlin und Frisch Auf Göppingen führen jeweils ihre Gruppe an und sind somit sicher fürs Viertelfinale qualifiziert.
Schiedsrichter in Kassel: Denis Bolic / Christoph Hurich (AUT); EHF-Delegierter: James Rankin (GBR)
Quelle: PM MT Melsungen