Der Dessau-Roßlauer HV und die HSG Konstanz lieferten sich einen hochintensiven, packenden Schlagabtausch, in dem sich am Ende die Ereignisse überschlugen. Einer der prägenden Akteure war dabei HSG-Rückraumspieler Paul Kaletsch, der nach überstandener Erkrankung wieder mitwirken konnte. Der 24-Jährige Rückraumspieler wehrte erst in bester Torhüter-Manier einen Gegenstoß der Gastgeber im Kreis ab und musste dafür zwei Minuten vom Feld, später sorgte er für die Entscheidung zur Punkteteilung, mit der sich Konstanz vor dem Duell am Samstag, 20 Uhr, in der Schänzle-Hölle gegen Leutershausen vorbei an den Kurpfälzern auf einen Nichtabstiegsplatz schob.
Nachdem Dessau-Roßlau im letzten Angriff den Ball verlor und Florian Pfeiffer die schnelle Ausführung des Freiwurfs unterband, indem er den Ball unter sich festklammerte, kam Kaletsch nach der in der letzten Minute bei einem solchen Vergehen zwangsläufig auszusprechenden Roten Karte und Siebenmeter zum Nervenduell – und behielt gegen DRHV-Schlussmann Ambrosius die Oberhand zum 25:25-Ausgleich mit der Schlusssirene. Im Interview mit HSG-Pressesprecher Andreas Joas verrät der Ex-Hüttenberger seine Gefühlswelt danach, die Gedanken vor dem Siebenmeter und die Schlüsselszene im Spiel.
Nach solch einer Dramatik und dem Happy End: Was fällt da von einem ab?
Jede Menge, weil wir auswärts lange nichts mehr geholt haben und es heute ein wahnsinniges Auf und Ab war – auch bei mir persönlich. Ich habe im Moment meiner Abwehr des Gegenstoßes im Kreis gar nicht die Regel im Kopf gehabt, dass ich das nicht darf. (lacht) Aber ich habe den Ball gehalten, dass möchte ich an dieser Stelle betonen. Spaß beiseite: Es ist einfach geil, dass wir nicht wieder bitter verloren haben, sondern einen Punkt erobert haben. Dieser Punkt ist für uns ganz wichtig. Wir wollten unbequem sein und jeder Zähler, den wir uns auswärts holen, ist ein riesiges Erlebnis. Das feiern wir jetzt, denn das haben wir uns verdient. Ich hatte das Gefühl, dass einiges gegen uns gelaufen ist, deshalb freuen wir uns umso mehr, dass wir dagegen halten konnten und den Zähler geholt haben.
Beim finalen Siebenmeter, nachdem zuvor Gregor Thomann mit der Chance zum 25:25 vom Punkt gescheitert war, was ging Dir durch den Kopf. Alles oder nichts…
Matthias Stocker hat mich gefragt: Machst Du das Ding rein? Dann habe ich gesagt: Ja, das mache ich auf jeden Fall und bin los. Groß nachgedacht habe ich nicht, denn man ist einfach gallig, das Ding reinzumachen. Es war klar, dass die Zeit danach für Dessau nicht mehr reicht und der Punkt sicher ist. Ich hatte ein gutes Gefühl und wollte es unbedingt machen, nachdem ich das letzte Spiel verpasst habe. Es ist eine Katastrophe für mich, solche Spiele zu verpassen. Vielleicht kann man sagen, dass das am Ende ein Tor des Willens war und wir der gefühlte Sieger sind – auch wenn wir nur einen Punkt haben. Es bleibt weiter spannend.
War für Dich auch die Szene, als ihr minutenlang in der Abwehr kämpft, aber Dessau viermal den Abpraller bekommt, am Ende aber doch nicht das Tor macht, die Schlüsselszene und sinnbildlich für den aufopferungsvollen Kampf der HSG Konstanz?
Auch. Für mich war ein bisschen Stefan Hanemann einer der Matchwinner. Mit 56 Prozent gehaltenen Würfen hat er ein paar ganz wichtige Akzente gesetzt. Außerdem Fabian Schlaich, der ebenfalls Akzente gesetzt und von sieben Würfen fünf verwandelt hat und ein gutes Spiel abgeliefert hat. Wobei man bei diesem Spiel auch keinen herausheben kann und an der angesprochenen Szene ganz gut sehen kann, dass wir eine starke Mannschaftsleistung gezeigt haben. Und vielleicht war die letzte Szene mit der Roten Karte und dem Siebenmeter erzwungenes Glück, was man sich geholt hat, indem man vorher einige Ballgewinne erreicht hat und uns nur das Zeitspiel immer wieder in die Bredouille gebracht hat, wo wir eigentlich gut dran waren und am Ende doch noch eine Aktion zulassen. Da hatten wir ein paarmal Pech und am Ende ein wenig Glück. Deshalb ist das Remis sicher das fairste Ergebnis, was es hätte geben können.
Gerade wenn man die letzte Wochen betrachtet, nachdem Fortuna nicht auf Konstanzer Seite schien. War das der Ausgleich dafür?
Ja, definitiv, wir waren zuletzt ein paarmal sicher nicht die glücklichere Mannschaft. Ich war zwar gegen Hamm nicht dabei, aber gegen Dessau war das nach dem Spielverlauf ein verdienter Punkt und wirklich erkämpft. Darauf bauen wir auf. Ein Resümee über Glück und Pech kann man dann am Ende der Saison ziehen.
Wie wertvoll ist jetzt die Punkteteilung?
Vor allem für die Moral ist er wichtig, weil wir nicht verloren haben. Ich bin keiner, der sämtliche Möglichkeiten durchrechnet. Aber wir sind dadurch auch wieder weg von den Abstiegsrängen, wo wir auch am Ende der Saison stehen wollen. Wir haben uns wieder für eine gute Trainingswoche und sehr großen Aufwand mit der frühen Anreise und Übernachtung belohnt. Es gab schon Tage, da hätten wir solch ein Spiel dennoch verloren.
Weil der 7:0-Lauf des Dessau-Roßlauer HV in der ersten Halbzeit dafür sorgen kann, dass eine junge Mannschaft auseinanderbricht?
Das ist uns auswärts leider ein paarmal passiert, aber in Dessau nicht. Das ist sehr wichtig. Wir haben nicht nachgelassen, waren immer gallig und heiß und wollten unbedingt. Wir waren einfach sehr hartnäckig. Deshalb hatte es auch keine Mannschaft verdient zu verlieren. Für uns ist das ein super Ergebnis.
Fragen: Andreas Joas
Weitere Informationen unter:
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Quelle: PM HSG Konstanz