ThSV Eisenach unterliegt beim TV Hüttenberg mit 23:28 (11:11) und verliert Daniel Luther bereits in der 2. Minute mit Archillessehnenriss
„Ich bekam einen Tritt gegen die Archillessehne, verspürte starke Schmerzen, bin weiter gelaufen, kurz vor dem Sprung ist dann die Archillessehne gerissen“, schilderte Daniel Luther jene Szene nach 100 Sekunden in der Sporthalle Hüttenberg, die den gesamten Nachbarschaftsvergleich zwischen dem TV Hüttenberg und dem ThSV Eisenach überschattet. Nach minutenlanger Behandlung auf dem Parkett und nahezu Totenstille in der Halle, wurde der Eisenacher Kapitän in die Uniklinik Gießen gebracht. Das ohnehin prall gefüllte Lazarett des ThSV Eisenach vermeldet einen weiteren Zugang. Der dienstälteste Eisenacher (seit 1998 im Verein) wird am Montag im Sportklinikum Erfurt, Partner des ThSV Eisenach, von Mannschaftsarzt Dr. Tilo Trommer operiert. Dem ThSV Eisenach fehlte damit am Samstag der 10-Tore-Mann vom Remis beim damaligen Tabellenführer SG BBM Bietigheim und eine wichtige Säule im Deckungsinnenblock. Matthias Gerlich, der Ex-Hüttenberger, der Torjäger aus dem linken Rückraum, steht nämlich auch noch auf der Verletztenliste.
Nach gerade überstandener Rückenverletzung musste Olafur Bjarki Ragnarsson einspringen. Marcel Schliedermann, Duje Miljak und Olafur Bjarki Ragnarsson waren die noch verbliebenen letzten Mohikaner für den Rückraum. Im zweiten Abschnitt sah sich Eisenachs Trainer Christoph Jauernik gezwungen, A-Jugend-Spieler Jonas Bogatzki und sogar Christopher Kaufmann auf das Parkett zu schicken. Rückraumspieler Christopher Kaufmann hatte bei Fünftligist VfB TM Mühlhausen seine Handball-Kariere nach der letzten Saison eigentlich beendet, betätigt sich sportlich als Übungsleiter der Fußballer in seinem Wohnort Sundhausen. Der TV Hüttenberg nutzte die Gunst der Stunde zum 28:23 (11:11)-Heimerfolg über den ThSV Eisenach. Über 200 blau-weiße Fans aus Thüringen sorgten dafür, dass die 1.000er Zuschauermarke überschritten wurde (sonst wäre es bei bescheidenen 800 gewesen). Der TV Hüttenberg setzt seinen geradezu atemberaubenden Siegeszug fort, hat sich im Spitzentrio der Tabelle fest gesetzt, überholte nun sogar die SG BBM Bietigheim und rangiert hinter dem TuS Nettelstedt-Lübbecke (am kommenden Samstag in Eisenach zu Gast!) auf dem 2. Tabellenplatz.
Alte Liebe rostet nicht
Einer genoss das Bad in der Menge der Eisenacher Fans: Tomas Sklenak, im Vorjahr nach 10 Jahren beim ThSV Eisenach zum TV Hüttenberg gewechselt. Schon die Begrüßung vor dem Anpfiff erzeugte beim 34-jährigen Tschechen Gänsehaut. Alte Liebe rostet nicht! „Das war unglaublich schön“, unterstrich Tomas Sklenak. Eine riesengroße Weihnachtskarte mit mehr als hundert Unterschriften überreichten die Eisenacher Fans. „Nach einer ganz starken ersten Halbzeit der Eisenacher fanden wir nach dem Seitenwechsel zu unserem Spiel, konnten Ballgewinne zu Tempogegenstößen nutzen, warfen eine 5-Tore-Führung heraus und gaben dieses Polster nicht mehr aus der Hand“, bilanzierte der Ex-Eisenacher.
Eisenach mit spielerischer Glanzleistung im ersten Abschnitt
„Die Pfostenwertung haben wir gewonnen“, stellte Christoph Jauernik mit süßsaurer Mine fest. Besonders die Würfe von Duje Miljak ließen das Hüttenberger Gehäuse beben. „Ich kann mich nicht erinnern, dass in einem Spiel so viele Bälle von mir am Holz landeten“, erklärte der rechte Rückraumspieler. „Positiv, wie wir zunächst den Schock nach zwei Minuten weggesteckt haben“, konstatierte der Routinier. Der ThSV Eisenach wartete im ersten Abschnitt mit einer spielerischen Glanzleistung auf! Temposcharfes kreatives Kombinationsspiel unter Einbeziehung aller Feldspieler, dazu eine kompakte Abwehr im Zusammenspiel mit Jan-Steffen Redwitz im Tor hieß das Erfolgsrezept der Wartburgstädter. Nach Zuspielen zur Kreismitte, zu Marcel Niemeyer, wussten sich die Hessen mehrfach nur regelwidrig zu helfen. Tomas Urban (per Strafwurf) und Olafur Bjarki Ragnarsson (im Doppelpack) sorgten für das 7:9 (21.). Eisenachs Angriffsfeuer war zu schnell für die Hüttenberger! Diese fanden zunächst selbst kein Rezept gegen die Eisenacher Abwehr. Dominik Mappes übernahm vom Ex-Eisenacher Tomas Sklenak die Regieposition. Eine Überzahlphase, Marcel Niemeyer musste eine 2-Minuten-Strafe absitzen, nutzten die Hausherren, um mit 11:10 in Führung zu gehen (26.). Tomas Urban versenkte dann einen an Marcel Niemeyer verwirkten Strafwurf zum 11:11 (28.). Das Holz verhinderte den Eisenacher Führungstreffer durch Marcel Schliedermann (30.). „Der spielerisch stärkste Auftritt eines Gastes in dieser Saison“, bekannte die hessische Presse zur Halbzeitpause.
Ohne personelle Alternativen schwanden die Kräfte
„Wir haben in der ersten Halbzeit richtig guten Handball gezeigt, doch ein Spiel dauert 60 Minuten. Im zweiten Abschnitt klappte das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torwart nicht mehr so gut. Schier unglaublich, unser Pech bei Holztreffern. Kritisch zu bewerten, eigenes Überzahlspiel ging verloren. Gegen Teams von der Tabellenspitze hat das Folgen“, analysierte Eisenachs Rechtsaußen Tomas Urban, der wieder eine 100 Prozent-Quote von der Siebenmeterlinie vorzuweisen hatte (6 Versuche – 6 Tore). „Wir haben die Ruhe bewahrt, gezeigt, wie stark unser Kollektiv ist“, strahlte Adalsteinn Eyjolfsson, der Ex-Eisenacher auf der Trainerbank der Mittelhessen. „Wir sind eine gefestigte Mannschaft, auf allen Positionen mehrfach gut besetzt“, konstatierte Matthias Ritschel, der Keeper des TV Hüttenberg, der gemeinsam mit Torwart-Kollegen Fabian Schomburg seine Vertragsverlängerung bekannt gab. „Wir haben uns auch im zweiten Abschnitt gute Chancen herausgespielt, doch aufgrund fehlender Wechselmöglichkeiten trafen wir im ermüdeten Zustand nicht immer die richtigen Entscheidungen“, sprach Duje Miljak die personelle Misere des ThSV Eisenach an. „In meiner langen Profi-Laufbahn habe ich eine solche Verletztenseuche noch nicht erlebt“, fügte der 33-Jährige an. Bei eigener Überzahl musste die Wartburgstädter den Treffer zur 15:14-Führung der Gastgeber kassieren (36.). Im Gegensatz zur ersten Halbzeit, dem TV Hüttenberg gelangen nun zahlreiche Treffer aus dem Fernwurfbereich. Ein Matthias Gerlich oder ein Daniel Luther wurde auf Seiten des ThSV Eisenach schmerzlich vermisst. Der Kräfteverschleiß tat ein Übriges!
Vom 17:15 (39.) zogen die Gastgeber auf 21:16 (42.) davon. Kurz darauf klatschte mal wieder eine Miljak-Fackel ans Holz, scheiterte der junge Jonas Bogatzki bei seinem Zweitbundesliga-Debüt aus dem linken Rückraum. Hüttenbergs selbst torgefährlicher Regisseur Dominik Mappes überwand den in der 42. Minute ins ThSV-Gehäuse eingewechselten Stansislaw Gorobtschuk zum 24:18 (49.). Kurz zuvor hatte Hüttenbergs Christian Rompf nach grobem Foul an Eisenachs Olafur Bjarki Ragnarsson Rot gesehen. Das Eisenacher Trainergespann Jauernik/Kühr ging volles Risiko, brachte den zusätzlichen Feldspieler. Adrian Wöhler (von Linksaußen) und Tomas Urban (von der Siebenmeterlinie nach Foul an Nicolai Hansen) verkürzten noch einmal bis auf drei Treffer (53.). Mehr ließen die Mittelhessen – inzwischen wieder mit Tomas Sklenak im Rückraum - nicht zu. Torhüter Matthias Ritschel untermauerte seine konstant gute Form (wehrte insgesamt 16 Bälle ab). Dominik Mappes erhöhte im Schlussgang sein persönliches Konto zum 28:23-Endstand (60.).
Statistik
TV Hüttenberg: Ritschel, Schomburg; Stefan (1), Sklenak (2), Wörner, Lambrecht (3), Wernig (4/2), Rompf (3), Zörb, Fernandes (3), Johannsson (3), Roth (3), Mappes (5), Hofmann (1)
ThSV Eisenach: Redwitz, Gorobtschuk; Iffert, Bogatzki, Wöhler (4), Luther, Ragnarsson (4), Miljak (3), Schliedermann (3), Hansen (1), Urban (8/6), Heinemann, Kaufmann, Niemeyer
Siebenmeter: TV Hüttenberg 3/2 - ThSV Eisenach 6/6
Zeitstrafen: TV Hüttenberg 3 x 2 Min., Rot für Rompf (46. n. grobem Foulspiel)
ThSV Eisenach 6 x 2 Min., Rot für Hansen (53. n. 3.ZS)
Schiedsrichter: Ramesh Thiyagarajah/ Suresh Thiyagarajah
Zuschauer: 1.039 in der Sporthalle Hüttenberg
Th. Levknecht
Quelle: PM ThSV Eisenach