Die SG Flensburg-Handewitt hat eine hohe Hürde im Kampf um die deutsche Meisterschaft immerhin zu 50 Prozent genommen. Sie erkämpfte sich ein 26:26 (14:14) beim SC Magdeburg und liegt elf Spieltage vor Schluss in der DKB Handball-Bundesliga einen Minuspunkt vor den Rhein-Neckar Löwen. „Es war wichtig, in Magdeburg nicht zu verlieren", atmete SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke tief durch. „Es war schon beeindruckend, wie unsere Mannschaft dieses hochintensive Spiel in der Hölle von Magdeburg überstanden hat." Torwart Mattias Andersson, einmal mehr in Weltklasse-Form, strahlte zwar nicht vor Glück, sah aber viele positive Dinge: „Wenn man ein so schweres Spiel wie das in Magdeburg nicht verliert, darf man zufrieden sein."
Tobias Karlsson meldete sich zurück. Zum ersten Mal in diesem Jahr bildete er zusammen mit Henrik Toft Hansen den Mittelblock der 6:0-Defensive. Diese freudige Meldung ging allerdings im Tempo der Anfangsphase ein wenig unter, die Gastgeber drückten kräftig auf die Tube und führten nach nicht einmal drei Minuten mit 4:1. Mattias Andersson setzte mit seinen ersten beiden Paraden ein Signal, seine Vorderleute nahmen den Kampf an. Rasmus Lauge strotzte vor Selbstvertrauen und lochte zum 5:5 ein.
Das dänische Rückraumass sowie Jim Gottfridsson und Holger Glandorf besetzten die zweite Reihe in der Anfangsphase. Thomas Mogensen fehlte, da er wegen einer Erkrankung auf dem Hotelzimmer blieb. Die Konstanz vermisste Ljubomir Vranjes allerdings: Nach dem 8:6 brachte der SG Trainer mit Kentin Mahé neue spielerische Akzente und beantragte sein erstes Team-Timeout. SCM-Keeper Jannick Green kaufte den SG Schützen so manchen Ball ab. Aber zum Glück zogen die Magdeburger nicht jeden Gegenstoß konsequent durch. Am eigenen Kreis konnten die Nordlichter zunächst nicht die volle Stabilität entfalten. Michael Damgaard erhöhte auf 11:8.
Jacob Heinl kam nun für eine Doppelrolle in Defensive und Offensive. Kurz darauf erschienen kurzzeitig auch Petar Djordjic und Mark Bult auf der Platte. Während sich die Getec-Arena anfangs im Temporausch wähnte, brillierten nun die Torhüter. „Unsere 6:0-Deckung hat gut gestanden", lobte Mattias Andersson die Defensivkraft seiner Vorderleute. „Allerdings haben wir uns schätzungsweise 15 Gegenstöße eingefangen. Das darf man sich auswärts eigentlich nicht erlauben." Lasse Svan glückte vom rechten Flügel das Kunststück, den Ball zwischen Jannick Green und Pfosten „durchzuschieben". Bei einem Gegenstoß legte Rasmus Lauge auf Jacob Heinl ab, der zum 13:13 vollendete. Die SG war die ersten 30 Minuten ständig hinterhergelaufen, zur Pause war dennoch wieder alles offen.
Ballverlust, Gegenstoß, gehaltener Wurf – die ersten Sequenzen des zweiten Durchgangs verliefen gar nicht nach dem Geschmack der Gäste. Dann wartete Mattias Andersson mit einer glänzenden Parade auf, und Anders Eggert schlüpfte im Gegenzug über Linksaußen zum 15:15. Und es kam noch besser: Kentin Mahé schoss durch eine Lücke in der SCM-Deckung und markierte mit dem 16:17 die erste SG Führung des Tages. Mit Mattias Andersson im Kasten ließ sich auch eine Unterzahl kompensieren. Lasse Svan rannte zum nächsten Erfolgserlebnis. 17:19!
Magdeburg antwortete, glich schnell wieder aus. Es brodelte in der Getec-Arena. Auf beiden Seiten ließen die Schützen klare Chancen aus. Es entwickelte sich das berühmte Wechselbad der Gefühle. Holger Glandorf donnerte den Ball zum 19:21 in die Maschen, der SCM, dessen Gehäuse nun Dario Quenstedt hütete, antwortete mit einem Zwischenspurt zum 25:22. Ljubomir Vranjes zuckte zehn Minuten vor Schluss die grüne Karte. Die SG hatte den Faden verloren. Jim Gottfridsson und Kentin Mahé sollten helfen, ihn wiederzufinden.
Die größere Coolness war nun ein wichtiger Faktor. Robert Weber setzte einen Siebenmeter auf die Latte. Kentin Mahé erwischte einen Abpraller und brachte seine Farben wieder auf einen Treffer heran, um kurz darauf mit energischen Schritten zum 25:25 zu marschieren. Dann scheiterte der Franzose allerdings an Dario Quenstedt. Was für eine Spannung! Glanzstücke und Missgeschicke wechselten sich nun stetig ab. „Es war ein hochintensives Spiel in einer heißen Atmosphäre, da ist es normal, wenn sich ein paar Fehler einstellen", beobachtete Dierk Schmäschke. „Die Mannschaft hat aber großartig gekämpft, und Mattias Andersson hielt überragend."
Lasse Svan konterte zum 26:26. 70 Sekunden vor Ende, die Riesenchance zur Führung. Rasmus Lauge traf nur das Lattenkreuz, Anders Eggert scheiterte mit dem Nachwurf an den glänzend haltenden Dario Quenstedt. Magdeburg schnupperte am Sieg, doch die SG deckte gekonnt und ließ keinen gefährlichen Wurfversuch mehr zu. „Das hätte dumm enden können", sagte Dierk Schmäschke zum Abschluss. „Letztendlich hat sich unser Team das Unentschieden mehr als verdient." Die Magdeburger verschwanden schnell in der Kabine. „Wir sind enttäuscht, da wir diese Partie unbedingt gewinnen wollten", meinte SCM-Schlussmann Dario Quenstedt. „Wir müssen aber auch auf dem Boden der Tatsachen bleiben: Wir haben heute gegen die Nummer eins der Liga gespielt."
SC Magdeburg – SG Flensburg-Handewitt 26:26 (14:14)
SC Magdeburg: Quenstedt (6 Paraden, ab 43.), Green (10 Paraden) – Bagersted, Bezjak (1), Weber (7/3), Musche (5), Damgaard (6), Christiansen (2), O´Sullivan (1), Zelenovic (1), Musa (3), Lemke
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (19 Paraden), Møller (bei einem 7m) – Karlsson, Eggert (3/1), Glandorf (5), Svan (6), Djordjic, Heinl (1), Toft Hansen (2), Gottfridsson, Lauge (4), Bult, Mahé (5)
Schiedsrichter: Baumgart/Wild (Altenheim/Elgersweier); Zeitstrafen: 6:6 Minuten (Musa 2, O`Sullivan 2, Bezjak 2 – Heinl 2, Svan 2, Bult 2); Siebenmeter: 4/3:1/1 (Weber auf die Latte); Zuschauer: 6800
Spielverlauf: 2:0 (2.), 4:1 (3.), 5:2 (4.), 5:5 (6.), 6:6 (9.), 8:6 (12.), 9:8 (14.), 11:8 (17.), 12:9 (19.), 13:10 (25.), 13:13 (27.), 14:13 (29.) – 15:14 (32.), 16:15 (33.), 16:17 (35.), 17:19 (39.), 19:19 (40.), 19:21 (43.), 21:21 (45.), 21:22 (45.), 25:22 (50.), 25:25 (54.), 26:26 (56.)
Quelle: PM SG Flensburg-Handewitt