Der Sieg war klarer, als es das Ergebnis am Ende ausdrückte. Mit ihrem 25:23 (13:11) gegen den VfL Gummersbach vor 3.726 Besuchern in der Kasseler Rothenbach-Halle präsentierte sich die MT Melsungen gut erholt von der Auftaktniederlage in Stuttgart. Vor allem in der zweiten Hälfte dominierte Melsungen, gestützt auf einen überragenden Nebojsa Simic zwischen den Pfosten. Obwohl Gummersbach kurz nach dem Seitenwechsel nach bereits deutlichem Rückstand noch einmal ausgleichen konnte, verloren die Gastgeber nicht die Nerven. Und hatten den Sieg neben Simic auch der Wurfkraft und dem Auge von Julius Kühn zu verdanken, der mit acht Treffern zum erfolgreichsten Schützen der MT avancierte. Auf Gummersbacher Seite traf Marko Matic sechsmal.
Heimspielpremiere der Nordhessen gegen den Altmeister, und das gleich mit zwei der drei neuem Europameister im Team in der Verteidigung. Sowohl Finn Lemke, in der Innenverteidigung mit Felix Danner, als auch Tobias Reichmann durften sofort ran. Und das auch gleich im Angriff, weil nach Ballverlusten der Gäste das Umschaltspiel bei der MT funktionierte. Davon profitierte als erster Philipp Müller, der die 1:0-Führung markierte, noch bevor die erste Zeigerumdrehung auf der Uhr beendet war.
Doch nicht nur der VfL leistete sich Fehlabspiele, auch der MT unterliefen einige. So dass durch Timm Schneiders Einzelleistung und zwei blitzsaubere Tore vom Kreis von Felix Danner zwar zwischenzeitlich ein 4:2 auf dem Anzeigewürfel stand, nach Marko Matic‘ Doppelschlag jedoch die Oberbergischen mit 6:5 die Nase vorn hatten (11.). Woran Carsten Lichtlein mit zwei gehaltenen Würfen und einer blitzschnellen Reaktion, den eigenen Ballbesitz sichernd, entscheidenden Anteil hatte.
Ausgerechnet der Ex-Gummersbacher Julius Kühn korrigierte den Spielstand mit zwei Toren umgehend zu Gunsten der Hausherren, doch auch daraus ergab sich kein nachhaltiger Vorteil. Im Gegenteil glich Gummersbach in Unterzahl nicht nur aus, sondern stellte, noch immer mit einem Mann weniger auf dem Parkett, die knappe Führung wieder her (17.). Nicht unverdient, denn im Vergleich der Torhüter behauptete sich Lichtlein gegenüber Johan Sjöstrand knapp und über die Außen lief bei den Rot-Weißen nicht viel.
Über einer Auszeit beim Stand von 9:9 und die Hereinnahme von Johannes Golla bekam Melsungen die Partie danach langsam besser in den Griff. Der Youngster agierte außerordentlich beweglich im Deckungszentrum und verwertete auch gleich seine erste Chance auf Zuspiel von Michael Müller zum 11:9 (24.), Kühn legte das 12:9 nach. Schneider hätte in Gegenstoß weiter ausbauen können, scheiterte aber einmal mehr am ganz starken Lichtlein. Das besorgte dafür anschließend Marino Maric. Aber zu einer komfortablen Pausenführung langte das nach der vergebenen Großchance durch Michael Allendorf von außen und Alexander Beckers Last-Second-Treffer dennoch nicht.
Mit zwei neuen Akteuren startete die MT in den zweiten Durchgang. Nebojsa Simic löste Sjöstrand zwischen den Pfosten ab, für den glücklosen Allendorf kam Jeffrey Boomhouwer. Die erste spektakuläre Aktion gehörte dennoch wieder Lichtlein, der Siegen gegen den frei durchgebrochenen Timm Schneider blieb. Zwar zeigte auch Simic gleich gegen Marvin Sommer sein Können, dann war aber gleich wieder der VfL-Zerberus im Kasten obenauf: Paraden gegen Boomhouwer und Danner ermöglichten Moritz Preuss den Ausgleich (13:13, 33.).
Dass Julius Kühn auch erfolgreiche Gegenstöße laufen kann, bewies er mit seinem 15:13, nachdem zuvor Danner getroffen hatte. Die Aufholjagd der Gäste war jäh beendet und fand auch nach der eilends beanspruchten Auszeit Dirk Beuchlers keine Fortsetzung. Im Gegenteil stellten Michael Allendorf vom Siebenmeterstrich und Jeffrey Boomhouwer den alten Abstand von vor der Pause wieder her (37.). Erneut ohne vorentscheidenden Charakter, weil Lichtlein weiter der herausragende Mann auf dem Spielfeld blieb.
Erst Julius Kühns raffinierter Aufsetzer, die schon fünfte Parade von Simic und Finn Lemkes 20:14 stellten die Vorzeichen schließlich vorzeitig auf Sieg (43.). Daran änderten auch Beuchlers Taktik eines siebten Feldspielers nichts. Finn Lemke und Johannes Golla ließen sich auch von Moritz Preuss und Alexander Becker als doppelter Kreis-Besetzung nur schwer auseinander spielen. Vorn legte Kühn gegen seinen alten Verein noch einmal mächtig zu und glänzte neben seinen krachenden Würfen auch mit intelligenten Anspielen wie dem auf Maric zu dessen 24:19 (52.).
Melsungens eigentlicher Held der zweiten hieß jedoch Nebojsa Simic. Der lief Lichtlein mehr und mehr den Rang ab, bekam seinen famosen Einsatz jedoch nicht veredelt. Sowohl Kühn als auch Boomhouwer scheiterten mit ihren Würfen über das ganze Feld aufs leere Gummersbacher Tor nach Paraden des MT-Schlussmannes. Da konnten auch die schallenden „Simo, Simo“-Sprechchöre von den Rängen kaum trösten.
Was weit schwerer wog: durch zusätzliches Pech im Abschluss (Innenpfosten Dener Jaanimaa) und einen zurückkommenden Lichtlein knabberte der VfL nun doch wieder Tor um Tor vom Rückstand ab. Bis auf 25:23 verkürzte Stanislav Zhukov. Da war allerdings die letzte Spielminute bereits angebrochen, so dass selbst eine weitere Lichtlein-Parade bei auslaufender Uhr keine Gefahr mehr für den hoch verdienten ersten Heimsieg der Saison darstellte.
Stimmen zum Spiel
Michael Roth: Ich bin nicht unzufrieden. Obwohl wir schon in der ersten Hälfte acht ganz freie Bälle verworfen haben. Insgesamt waren wir trotzdem wesentlich besser als in Stuttgart. Es ist nun aber mal so, dass eine Mannschaft unruhig wird, wenn sie so viele Bälle vorn nicht rein kriegt. Das ging dann so weiter. Wir erarbeiten uns Top-Chancen, verwerfen aber einen nach dem anderen. Leider haben die neu von der Bank gekommenen Spieler sich da fast nahtlos eingereiht. Dennoch gibt es nicht viel Kritik. Obwohl das Beste natürlich ist, dass wir die zwei Punkte geholt haben.
Dirk Beuchler: Glückwunsch an Schorle und die MT zum Sieg. Sie mussten aber schwer beißen, um uns heute zu besiegen. Zufrieden bin ich vor allem, dass wir eine gute Abwehr gestellt haben und Carsten Lichtlein gut gehalten hat. Melsungens Führung zur Pause war ok, in der zweiten Halbzeit haben sie ein Abwehrbollwerk hingestellt. Ich habe mich dann entschieden, es mit sieben Feldspielern zu versuchen. Das war eine gute Entscheidung und wir haben uns Möglichkeiten erspielt, sind aber immer wieder an Simic gescheitert. Trotzdem kein Vorwurf, wenn man hier gewinnen will, muss man eben alles versuchen. Meine Mannschaft hat jedenfalls nach dem Wetzlar-spiel einen guten Weg gefunden und sich hier gut präsentiert.
MT Melsungen – VfL Gummersbach 25:23 (13:11)
MT Melsungen: Sjöstrand (4 Paraden / 11 Gegentore), Simic (11 P. / 12 G.); Maric 3, Kühn 8, Lemke 1, Golla 1, Reichmann, Mikkelsen, Danner 4, P. Müller 1, Boomhouwer 1, Schneider 2, Allendorf 3/3, Jaanimaa 1, M. Müller, Haenen - Trainer Michael Roth.
VfL Gummersbach: Lichtlein (21 P. / 25 G.), Hasenforther (n. e.); Schröter, Baumgärtner 3, Schöneseiffen, Matic 6, Pujol 2, Sommer 3, Köpp, Zhukov 1, von Gruchalla 3/2, Becker 1, Preuss 4, Feuchtmann – Trainer Dirk Beuchler.
Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies (Magdeburg)
Zeitstrafen: 2 – 10 Minuten (Schneider 24:49 - Preuss 4:12, Pujol 14:20, Zhukov 15:47, Feuchtmann 27:58, Sommer 35:03)
Strafwürfe: 3/3 – 2/2
Zuschauer: 3.726 in der Rothenbach-Halle, Kassel.
Das nächste Spiel:
SO, 03.09.17, 12:30 Uhr, TV 05/07 Hüttenberg - MT Melsungen (live auf SKY)
Quelle: PM MT Melsungen