Es sind keine Olympiasieger vom Himmel gefallen

16.10.2017 11:45
Alen Milosevic ( Foto: Rainer Justen)
Die Magdeburger Handballer können auf eine eindrucksvolle Bilanz blicken: 6 Europapokalsiege, 11 nationale Meisterschaften, 7 nationale Pokalsiege. Außerdem mischen sie inzwischen 27 Jahre in der Bundesliga, die allgemein als stärkste Spielklasse weltweit gilt, mit. Allerdings hatten die Männer um die dänischen Olympiasieger Mads Christiansen, Michael Damgaard und Jannick Green vor diesem Sonntag in der Bundesliga noch niemals den SC DHfK Leipzig geschlagen. Aber auch dieser „Makel“ wurde weggewischt. Der Favorit konnte den erklärten Außenseiter aus der Messestadt mit 37:31 (18:13) Toren bezwingen. Der SC DHfK Leipzig, der Aufsteiger der vorletzten Saison, der erneut einen ordentlichen Saisonstart hinlegte, hatte die meisten Kontrahenten mit einer konsequenten Abwehrleistung in die Schranken gewiesen. Sie hatten gegen die Magdeburger folgerichtig 26:25, 31:28, 21:21 oder 24:24 gespielt. Doch dieses Mal kamen die körperkulturellen Handballer immer wieder einen Schritt oder einen Wimpernschlag zu spät. Sie lagen in der Begegnung in der ausverkauften Bördelandhalle – beim anfänglichen 0:1 – ein einziges Mal vorn. Ansonsten marschierten die Gastgeber vorneweg. 5:3, 10:6, 13:7, 16:11, Halbzeit 18:13. Der slowenische Nationalspieler Marko Bezjak leitete auf der Mitte die meisten Aktionen ein, der dänische Nationalspieler Michael Damgaard vollendete aus dem Rückraum, der deutsche Nationalspieler Matthias Musche von Linksaußen, der österreichische Nationalspieler Robert Weber vom Siebenmeterstrich. Sie nutzten jede kleinere Lücke in der Leipziger Deckung gnadenlos aus, ließen erst Torwart Jens Vortmann und später Milos Putera im sächsischen Kasten keinen Stich. Geschäftsführer Karsten Günther schätzte in der Pause die Abwehrleistung mit „einige Luft nach oben“ ein. Er hoffte auf eine Steigerung seines Teams. Tatsächlich: Die Gäste kehrten mit neuem Schwung aus der Kabine auf die Platte zurück. Milos Putera entschärfte mehrere Würfe, Niclas Pieczkowski hämmerte die Lederkugel aus dem Rückraum ins Magdeburger Tor, 19:15, Philipp Weber setzte sich mehrmals durch, 21:18, Peter Strosack nutzte seine Chancen von Rechtsaußen, 22:19. Auch Andreas Rojewski konnte mehrere Male treffen und unter anderem das 22:20 beziehungsweise 24:22 (immer aus Magdeburger Sicht) markieren. Die grün-weißen Handballfans in der Arena, die den Außenseiter von der ersten bis zur letzten Minute lautstark unterstützen, konnten hoffen. Doch der eminent wichtige Anschlusstreffer wollte nicht fallen. In dieser so wichtigen Phase in der Mitte der zweiten Halbzeit unterliefen den Sachsen zwei Abspielfehler, scheiterten sie mehrmals an Torwart Jannick Green. So entschieden wieder „Kleinigkeiten“ ein Match. Die Anhaltiner auf der Gegenseite, die mehrere Minuten wackelten, konnten die schwächere Phase in dieser Auseinandersetzung überwinden. In den letzten zehn Minuten trafen wieder Christiansen und Damgaard scheinbar nach Belieben. Zum Schlusspfiff standen 37 Magdeburger Treffer auf der Anzeigetafel. So viele Gegentore hatten die Sachsen in der Bundesliga noch nie kassiert. Trainer André Haber (SC DHfK Leipzig): „Glückwunsch an den SC Magdeburg zum verdienten Derbysieg. Wir haben heute 37 Gegentore bekommen. Das ist bitter und viel zu viel. Hätte ich vor dem Spiel gewusst, dass wir 31 Tore erzielen, hätte ich geglaubt das reicht für einen Auswärtssieg. Es war aber heute ein sehr schnelles Spiel. In der ersten Halbzeit hat Magdeburg sehr clever Zeitstrafen herausgeholt und so mussten wir viel in Unterzahl agieren. Im Positionsangriff haben wir den SCM außerdem durch einfache Fehler zu ihrem Tempospiel eingeladen. In der zweiten Halbzeit hat sich meine Mannschaft herangekämpft und hatte die Möglichkeit, das Anschlusstor zu erzielen und das Momentum auf unsere Seite zu ziehen. Das haben wir leider nicht geschafft und in der Schlussphase ist uns dann auch nur noch wenig gelungen, sodass wir heute verdient verloren haben.“ Trainer Bennet Wiegert (SC Magdeburg): „Wir sind sehr happy, die zwei Punkte in Magdeburg zu behalten. Das Derby wurde im Vorfeld sehr hochgepuscht. Die Kunst vor dem Spiel bestand darin, eine gute Balance zwischen Leidenschaft und Emotionen zu finden, ohne dabei zu überpacen. Wir hatten heute ein gutes Tempospiel, während Leipzig in der ersten Halbzeit nur ein Tempotor gelungen ist. In der zweiten Halbzeit hatten wir damit mehr Probleme und haben sieben Treffer über das Tempospiel kassiert. 31 Gegentore sind eigentlich für uns zu viele, doch ich werde heute nicht mosern. Wir freuen uns über den Sieg und ich bin stolz darauf, dass meine Mannschaft die erarbeitete Theorie so gut umgesetzt hat.“ Statistik: SC Magdeburg gegen SC DHfK Leipzig 37:31 (18:13) SC Magdeburg: Green, Quenstedt – Musa 1, Musche 6, Danowski 1/1, Pettersson, De la Pena, Molina, Christiansen 4, Mertens 1, O’Sullivan, Bezjak 4, Weber 10/6, Kalarash 1, Damgaard 9, Zelenovic SC DHfK Leipzig: Vortmann, Putera – Semper 4, Rojewski 4, Jurdzs, Krzikalla, Binder 1, Janke 1, Pieczkowski 4, Kunkel 6/3, Roscheck, Weber 3, Rivesjö, Strosack 4, Meschke 2, Milosevic 2 Zeitstrafen: Magdeburg 8 Min, Leipzig 14 Min Rote Karte: 41. Min Roscheck (3. Zeitstrafe) Siebenmeter: Magdeburg 7/8, Leipzig 3/4 Zuschauer: 6800 Handballfans in der GETEC Arena (ausverkauft) Erstellt von Spielbericht: Leutzscher Welle Quelle: PM SC DHfK Handball

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