Füchse Berlin verlieren und gewinnen Punkt gegen die MT Melsungen
Die Füchse Berlin haben am Mittwochabend 28:28 (16:13) gegen die MT Melsungen gespielt. Sie zeigten von Beginn an, dass sie weiterhin auf Platz drei lauern und präsentierten sich von ihrer besten Seite. Das Spiel war geprägt von Kampf, Spannung und am Ende auch einer Entscheidung auf Messers Schneide. Vor ausverkaufter Halle konnten die Berliner auswärts allerdings keinen Nutzen aus dem 23:23 des THW Kiel gegen GWD Minden ziehen, mit einem Sieg gegen die MT hätten sie punktetechnisch mit Tabellenplatz drei gleichziehen können. Mit jeweils sieben Treffern waren Hans Lindberg für Berlin und Michael Müller für Melsungen die besten Schützen der Partie.
Die ersten fünf Minuten gehörten den Gästen aus Berlin. Kent Robin Tönnesen, Petar Nenadic und Bjarki Elísson profitierten von zwei Paraden von Silvio Heinevetter und einem Fehlpass der MT Melsungen. Nach nicht mal zehn Minuten Spielzeit nahm Trainer Michael Roth die erste Auszeit. Die Motivationswelle aus dem überragenden Flensburg-Spiel hatten die Füchse definitiv noch im Gepäck.
Es war nicht nur der Berliner Angriff, der in den Anfangsminuten überzeugte, sondern auch die Defensive. Ein wesentlich aggressiveres und wachsameres Auftreten als bei den Gastgebern zwang den Melsungern ein ums andere Mal lange, kraftzehrende Angriffe auf, die in letzter Instanz häufig am glänzenden Heinevetter scheiterten.
Selbst in Unterzahl verhinderten die Füchse einen Gegentreffer und erzielten selbst das 5:2 (10. Minute, Elísson). So sicherten sie sich einen Vorsprung, der in der 13. Minute bereits vier Tore betrug (4:8, Drux). Dem Schiedsrichtergespann Wild/Baumgart ging die aggressive Deckungsarbeit der Füchse offensichtlich einen Schritt zu weit, als sie Jakov Gojun nach einem Viertel Spielzeit bereits dessen zweite Zeitstrafe aussprachen. Generell wurden die Berliner nicht geschont, was zeitweilige Platzverweise anging. Drei Strafen innerhalb von zehn Minuten verschafften den Gastgebern eine kleine Aufholjagd zum 13:13. Doch die Schiedsrichter blieben wachsam und suspendierten Johannes Golla und Philipp Müller, dazu sah Trainer Roth die Gelbe Karte. In doppelter Überzahl verschaffte sich der amtierende Vereinsweltmeister aus Berlin wieder etwas Luft.
Zwischenzeitlich beendete der THW Kiel sein Spiel gegen GWD Minden mit einem 23:23 – und ließ somit erneut einen Punkt liegen, die Füchse erfuhren jedoch erst in der Halbzeit von ihrer akuten Möglichkeit, an diesem Spieltag mit dem Rekordmeister in der Tabelle gleichzuziehen. Die Hauptstädter stellten über weite Strecken der ersten 30 Minuten das bessere Team, die 16:13-Halbzeitführung aus Füchsesicht fiel deshalb etwas knapp aus, war aber aufgrund der nachvollziehbaren Zeitstrafen in Ordnung.
Die zweite Halbzeit begann die MT Melsungen mit vollem Risiko, ließ Trainer Roth doch den bereits zwei Mal vom Platz gestellten Philipp Müller in der Abwehr – der ebenfalls doppelt belastete Jakov Gojun auf Seiten der Berliner wurde von Velimir Petkovic auf die Bank gesetzt. Die Startminuten der zweiten Hälfte gestalteten such etwas hektisch, Nenadic und Wiede blieben insgesamt drei Mal am Mittelblock der Hausherren hängen. Beim 16:15 hielt Heinevetter die Führung gegen Johannes Sellin im Konterlauf fest. Auch Johan Sjöstrand auf der Gegenseite blühte immer mehr auf und stoppte den Gegenstoß von Elísson.
Es versprach, eine spannende zweite Hälfte zu werden – und beide Teams lösten dieses Versprechen ein. Von Vier-Tore-Führung (erstmal) keine Spur, dafür viel Körperlichkeit. Wild/Baumgart mussten in der 37. Minute Michael Müller von der MT und Petar Nenadic von den Füchsen hinausstellen. Kurz darauf kassierte auch Steffen Fäth seine zweite Zeitstrafe, sodass Berlin mit vier, Melsungen mit fünf Feldspielern agierten.
Heinevetter glänzte ein ums andere Mal, beispielsweise in Minute 42, als er erst einen freien Wurf von Golla vom Sechser hielt und anschließend den Siebenmeter von Sellin. Direkt im Anschluss sorgte Wiede für den 20:23-Vorsprung, zum dritten Mal mit einer flinken Körpertäuschung.
Doch mehrere schwache Abschlüsse und dadurch demotivierte Angriffsversuche sowie Sjöstrand-Glanzparaden später gelang Melsungen der Ausgleich. Ausgerechnet Ex-Fuchs Johannes Sellin verwandelte den Konter zum 26:26 (53.). Berlin brachte sich in dieser Spielphase um den Lohn des meist überlegenen Auftretens – es herrschte zudem nach wie vor eine äußerst hitzige Stimmung. Kresimir Kozina wurde am Kreis das Trikot tatsächlich komplett ausgezogen, Timm Schneider musste dafür zwei Minuten auf die Bank, den Siebenmeter verwandelte Lindberg per Heber.
Es folgte ein wahnsinniges Hin- und Her beim Stand von 28:28. Eine Torhüterparade jagte die nächste, mehrere „Hundertprozentige“ wurden auf beiden Seiten vergeben. Zwanzig Sekunden vor Spielende waren die Berliner Füchse im Ballbesitz, Petkovic nahm die Auszeit. Sie spielten durch, Drux verwarf, Sellin traf in letzter Sekunde den Konter in die Maschen. Oder doch nach Abpfiff? Es gab eine Menge Diskussionsstoff, doch fest stand: Die Füchse Berlin und die MT Melsungen trennten sich am Mittwochabend mit 28:28. Berlin vergibt damit die Chance, mit dem THW Kiel auf Platz drei und dem potenziellen Champions League-Platz gleichzuziehen.
Fabian Wiede sagte nach der Partie: „Wenn man das ganze Spiel betrachtet, ist der Punkt zu wenig. Die Halbzeitführung war zu gering, dazu konnten wir in der zweiten Hälfte nicht mehr an unser Spiel anschließen. Viele vergebene Chancen haben uns den Sieg gekostet. Melsungen hat am Ende den Kopf behalten und wir müssen uns selbst an die Nase fassen. Wir möchten wirklich gern Champions League spielen. Ob wir das dieses oder nächstes Jahr schaffen, wer weiß das schon. Auf jeden Fall spielen wir zu Hause noch gegen Kiel. Das dürfte dann für Klarheit sorgen.“
Füchse Berlin:
Heinevetter, Stochl, Lindberg (7/4), Elísson (5), Wiede (5), Plaza (3, eine Zeitstrafe), D. Nenadic (2, eine Zeitstrafe), Kozina (2), Tönnesen (2), Drux (1), P, Nenadic (1, eine Zeitstrafe), Struck, Gojun (zwei Zeitstrafen), Fäth (zwei Zeitstrafen)
MT Melsungen:
Sjöstrand, Villadsen, M. Müller (7, eine Zeitstrafe), Golla (5, eine Zeitstrafe), Sellin (5/2), Rnic (4), Schneider (3, eine Zeitstrafe), Boomhouwer (2), Danner (1), P. Müller (1, zwei Zeitstrafen), Vuckovic, Jaanimaa, Fahlgren, Allendorf
Quelle: PM Füchse Berlin