(gek) „Ich bin einfach nur erleichtert“, gestand Ben Matschke bei der Pressekonferenz. Der 34-jährige, frisch gebackene A-Lizenz-Inhaber und Cheftrainer der TSG atmete nochmals kräftig durch, nachdem seine Auswahl gegen den EHV Aue das Ruder in der zweiten Halbzeit noch einmal herumreißen konnte. Die Eulen setzten sich vor über 1900 Zuschauern gegen die Sachsen mit 24:20 durch, nachdem zur Halbzeit ein 9:11-Rückstand an der Anzeigentafel aufleuchtete, womit die TSG noch gut bedient war. Hätte Kevin Klier in den Siebenmeterduellen nicht so famos reagiert, wäre Aue mit einer höheren Führung in die Pause gegangen. Die Wende in der Partie brachte beim Zwischenstand von 10:14 ein folgender 7:0-Lauf der Pfälzer, die dafür nicht einmal acht Minuten benötigten. Die TSG-Fans, nun komplett euphorisiert, verwandelten die Friedrich-Ebert-Halle in einen Hexenkessel und waren für Alex Feld und seine Kollegen eine wertvolle Hilfe. Die Truppe von Stephan Swat warf in der Schlussphase nochmals alles in die Waagschale und kämpfte mit großer Leidenschaft, musste aber ihrer dünnen Personaldecke Tribut zollen. Ein Dreierpack, von Kapitän Philipp Grimm, David Schmidt und Alex Falk geschnürt, tütete schließlich den 12. Heimsieg der Rothemden ein. Damit bleiben Gunnar Dietrich und seine Mitstreiter in der Verfolgerrolle von Hüttenberg, Rimpar und Bietigheim, Spannung ist damit weiterhin gewährleistet.
Ehe die Harzkugel zum ersten Mal durch die Halle flog, wurde dem perfiden Bombenanschlag in Manchester gedacht. Dabei hatten sich alle von ihren Sitzen erhoben und klatschten eine Minute lang. Mit fast 2000, überwiegend in Rot gekleideten Personen war die Spielstätte der Eulen außerordentlich gut besucht. Somit wurde die von TSG-Partnern ermöglichte 1-Euro-Partie ein voller Erfolg.
Die in den Abstiegskampf verstrickten Sachsen hatten An- und auch den ersten Fehlwurf, Marc Pechstein verfehlte das TSG-Gehäuse. Auf der Gegenseite machte es Alex Feld besser, der ein Zuspiel von David Schmidt aufnahm und zur Führung einnetzte. Sigtryggur Dadi Runarsson glich mit einem Heber aus und der EHV-Spielmacher sorgte zudem für das spätere 2:2. Auch nach zehn Minuten stand das Match pari und in den folgenden zehn Minuten fielen insgesamt nur zwei Tore. Während sich in dieser Phase Erik Töpfer mehrfach auszeichnete, so hielt der 20-Jährige zum Beispiel nach einer guten Viertelstunde innerhalb von vier Sekunden Würfe von Patrick Weber und Pascal Durak, unterliefen den Gästen einige technische Fehler, bekam der EHV ein Zeitspiel abgepfiffen oder sie warfen, wie Kevin Roch in der 14. Minute, am Tor vorbei. Philipp Grimm brachte dann seine Farben auf artistische Weise mit 6:5 in Führung, die Marc Pechstein wenig später egalisierte. Die erste Zeitstrafe kassierten die Eulen, doch die 120-Sekunden-Pause für Abwehrchef Gunnar Dietrich überstanden die Hausherren glänzend. Zunächst parierte Kevin Klier einen Siebenmeter von Marc Pechstein, dann sah Pascal Durak den frei stehenden Max Haider und der Kreisläufer versenkte die Kugel zum 8:8 (24.). Als Sigtryggur Dadi Runarsson den EHV per Strafwurf mit 9:8 nach vorne brachte, war die Zeitstrafe für „Günnes“ abgelaufen. Dann traf David Schmidt zum 9:9 und Kevin Klier nahm zwei Würfe von Sigtryggur Dadi Runarsson weg, darunter einen vom Strich. Das Angriffsspiel der TSG blieb bis zur Halbzeit fehlerhaft, was Aue nach 30 Minuten eine 2-Tore-Führung bescherte, wobei Kevin Klier in den beiden letzten Minuten zwei Mal Sieger gegen Marc Pechstein blieb und so einen höheren Rückstand verhinderte.
Die Gäste nutzten nach Wiederbeginn ihre ersten beiden Angriffe zu weiteren Treffern und lagen auch in der 35. Minute mit vier Toren vorne. Nachdem sich Marc Pechstein eine Zeitstrafe eingefangen hatte, kam der TSG-Express aber so richtig ins Rollen. Alex Falk, kaum auf der Platte, markierte das 11:14 und auch das 12:14 per Gegenstoß, von Philipp Grimm mit großer Übersicht bedient. Dann jubelten die TSG-Fans über das Feld-Tor zum 13:14, und sie gerieten beim folgenden 14:14, das Alex Falk machte, völlig aus dem Häuschen. Die Folge: eine Auszeit. Und der Lauf der Eulen setzte sich fort, Jan Remmlinger hämmerte die Kugel ins Netz, ebenso David Schmidt trotz angezeigtem Zeitspiel. Sonderapplaus erhielt Alex Feld, als er in der 44. Minute ein Auer Konter mit großem Einsatz verhinderte. Und als Philipp Grimm seinen ersten Strafwurf verwandelt hatte, stand die Partie 17:14 (44.). Was für eine Wende. Ein wichtiges Goal gelang keine drei Minuten später David Schmidt, der in Unterzahl das 18:15 besorgte. Die nächsten vier TSG-Treffer resultierten allesamt aus von Philipp Grimm verwandelten Siebenmetern, drei davon holte David Schmidt heraus, einen Kai Dippe. Als Kevin Klier seine Paradenzahl auf 12 erhöht hatte, schloss David Schmidt den nächsten TSG-Angriff mit dem 23:19 ab. Die Entscheidung brachte schließlich das 24:19 durch Alex Falk. Einzig Kevin Roch gelang in den letzten drei Minuten noch ein Treffer und anschließend durfte auf Seiten der Gastgeber gefeiert werden.
„Wir haben lange gebraucht, um den Schlüssel zu finden“, räumte Ben Matschke ein. „Entscheidend war der 7:0-Run. Da war die Halle da, der Funke übertragen.“ Gunnar Dietrich analysierte, dass „wir in der Abwehr von Beginn an eigentlich gut gestanden sind. Doch vorne unterliefen uns in der ersten Halbzeit zu viele technische Fehler und außerdem haben wir viele freie Bälle verworfen. In der zweiten Halbzeit wollten wir konzentrierter sein und uns besser an den Plan halten. Das ist uns nach dem 10:14-Rückstand super gelungen und da hat man die unheimliche Qualität der Mannschaft gesehen.“ Carsten Hoffmann, der Sportliche Leiter, der, staugeplagt, nur den zweiten Durchgang sehen konnte, kommentierte den 24:20-Erfolg mit einem Lachen: „Mit mir kam die Wende.“ Und hatte ein Sonderlob parat: „David Schmidt hat Verantwortung übernommen, war sehr effektiv, macht fünf Kisten und hat Siebenmeter gezogen. Und Alex Falk hat das in der Abwehr und im Angriff auch richtig gut gemacht.“
Das nächste Spiel bestreiten die Eulen in Wilhelmshaven. Am kommenden Samstag wird diese Partie in der Nordfrost Arena um 19:30 Uhr angeworfen.
Am Samstag, 3. Juni 2017, kommt die HG Saarlouis nach Friesenheim (Tickets unter www.eventimsports.de/ols/eulen). Es ist das vorletzte Heimspiel in dieser Saison.
Die Statistik:
TSG Ludwigshafen-Friesenheim: Klier, Lenz; Grimm (6/5), Dietrich (1), Haider (1), Heß, Feld (3), Remmlinger (1), Falk (4), Durak (1), Weber (2), Dippe, Schmidt (5); Trainer: Ben Matschke
EHV Aue: Wetzel, Töpfer; Schäfer, Roch (4), Ebert, Bornhorn (4), Sigtryggsson (2), Faith (2), Roth, Gunnarsson, Remke, Runarsson (6/1), Paraschiv, Pechstein (2); Trainer: Stephan Swat
SR: Oliver Frankholz & Philipp Frankholz (beide aus Wuppertal) ? Zuschauer: 1923 ? Zeitstrafen (in Min.): 6:6, Dietrich (23., 45.), Falk (47.) – Pechstein (36., 55.), Faith (44.) ? Siebenmeter: 5/5 – 5/1, Pechstein verwirft gegen Klier (23., 30.), Runarsson ebenso (28., 48.) ? Team-Time-out: 17:42, 48:16 – 28:09, 38:45, 56:16
Spielfilm: 2:2 (5.), 4:4 (10.), 5:5 (19.), 7:8 (23.), 9:9 (27.), 9:11 (HZ) – 9:13 (33.), 11:14 (37.), 16:14 (41.),19:16 (48.), 21:19 (54.), 24:20 (Ende)
Quelle: PM TSG Ludwigshafen-Friesenheim