HANDBALL inside: Zu verteilen: 500 Millionen

15.05.2019 11:57
Der Mega-Deal mit Infront und Perform weckt große Hoffnungen im europäischen Handball. Ein Teil der Rechte ist weiterverkauft. Offen ist noch die Verteilung der Erlöse.

Diese Summe. Sie klang utopisch. Für schier unglaubliche 500 Millionen Euro hatten die Europäische Handball Förderation (EHF) und die Group Club Handball (FCH), die Vereinigung der europäischen Spitzenclubs, im Mai die TV- und Online-Rechte an den Europameisterschaften und den europäischen Clubwettbewerben für die Jahre 2020 bis 2030 veräußert. Wie sollten die Schweizer Agentur Infront und der Online-Riese Perform (DAZN), die die Rechte erwarben, diesen Deal nur refinanzieren? Das fragten sich viele Insider des Handballs. Das Risiko erschien nur wenige Wochen später deutlich überschaubarer. Da nämlich hatten die Rechteinhaber einen guten Teil schon wieder eingespielt. Das Duo Infront/Perform verkaufte die Rechte für den skandinavischen Markt (DEN, SWE, NOR, FIN) an je drei Männer und Frauen EUROs (2022 bis 2026) und drei Spielzeiten in den Clubwettbewerben (2020/21 bis 2022/23) an einen schwedischen Medienkonzern, die Nordic Entertainment Group (NENT Group). „Die Summe ist sehr hoch, damit ist ein guter Prozentteil wieder refinanziert“, berichtet ein Brancheninsider. Der Agentur Infront kommt zugute, dass sie im Handballmarkt bestens vernetzt ist; sie agiert bereits seit der Einführung der Europameisterschaften (1994) als EHF-Partner. Von dem neuen Partner Perform Group erhofft sich der Handball eine spürbare Aufwertung des Sports in der digitalen Welt. „Perform wird uns neue Chancen auf den digitalen Plattformen eröffnen“, glaubt Gerd Butzeck, der Geschäftsführer der FCH.

Und auch EHF-Präsident Michael Wiederer erhofft sich hier eine Initialzündung, weil Perform „hinsichtlich der Vermarktung des digitalen Contents einer der führenden Anbieter im Markt ist“. Der österreichische EHF-Präsident betonte zugleich die harmonische Beziehung zwischen Clubs und EHF. „Ohne diese Einheit wäre diese Vereinbarung nicht möglich gewesen, das war ein wichtiger Aspekt, als wir in dieser Frage zusammen am Tisch saßen“, sagte Wiederer, der hier den Unterschied zu den Konflikten zwischen Clubs und Dachverbänden im Eishockey oder Basketball betonte. In der Tat waren die Spitzenclubs mit Geschäftsführer Butzeck, GCH-Präsident Xavier O’Callaghan (FC Barcelona), Thorsten Storm (THW Kiel), Peter Leutwyler (Kadetten Schaffhausen) und Nicolas Larsen (Kristianstad IF) jederzeit informiert und agierten als gleichberechtigte Partner. „Für uns ist entscheidend, dass wir seit dem 1. Juli 2018 Mitspracherechte auf allen Ebenen haben“, sagte Butzeck, der die wichtige Rolle Storms betonte. Der THW-Geschäftsführer hatte im Jahr 2016 einen bereits unterschriftsreifen Kontrakt zwischen Clubs und EHF torpediert und zunächst den Vermarkter IMG ins Spiel gebracht.

Klar ist, dass die Clubs den Löwenanteil aus dem Deal kassieren werden. Nach HI-Informationen geht aus den Verträgen hervor, dass rund 60 Prozent der Erlöse in die Clubwettbewerbe gehen. „Alle sind sehr zufrieden mit diesem Vertrag“, sagt Butzeck. „Die Clubs, aber auch die EHF werden ab 2020 ungefähr das Doppelte der bisherigen Erlöse aus der VELUX EHF Champions League erzielen. Auch werden die Clubs von der Vermarktung der EUROs mit acht Prozent von den der Frauenhandball von dem Deal profitiert – auch die besten europäischen Frauenclubs haben inzwischen ein Memorandum of Unterstanding mit der EHF unterschrieben. Über die Verteilung unter den Männer-Wettbewerben wird Anfang September bei einem Meeting in Klagenfurt erstmals beraten. „Wichtig ist, dass die Verteilung sich an den Realitäten orientiert“, so Butzeck. „Aber weil sich die Realitäten immer verschieben, muss man sicher hin und wieder nachjustieren.“ Die Erlöse für EHF und Clubs aus dem Mega-Deal werden zunächst etwas niedriger liegen als der Schnitt (50 Mio. Euro jährlich) und sich dann kontinuierlich steigern. Insgeheim spekuliert der Handball sogar auf noch höhere Erlöse als die garantierte halbe Milliarde. „Der Vertrag hat Entwicklungspotenzial“, sagt Wiederer. Will heißen: Erzielen die Partner Infront und Perform höhere Erlöse als geplant, werden auch die EHF und die Clubs daran beteiligt sein.

Dieser Artikel stammt aus der HANDBALL inside AUSGABE 4/2018. Autor: Erik Eggers

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