HSG Konstanz zeigt Reaktion: Spektakuläres Derby in „unheimlich emotionaler und stimmungsgeladener“ Schänzlehölle

11.11.2017 14:31
Sebastian Bösing ist durch: Ein hochintensives Derby lieferten sich Konstanz und Bietigheim. (Foto: Peter Pisa)
2. Handball-Bundesliga: HSG Konstanz – SG BBM Bietigheim 32:36 (14:19) Die Wiedergutmachung im zweiten Derby binnen einer Woche ist der HSG Konstanz vor über 1300 Fans gelungen. Mit einer starken Vorstellung trug sie viel zu einem spektakulären Baden-Württemberg-Derby gegen die SG BBM Bietigheim bei. Der Tabellenzweite der 2. Handball-Bundesliga stellte jedoch eindrucksvoll unter Beweis, warum er auf einem Aufstiegsplatz rangiert und die meisten Treffer der Liga erzielt hat. Obwohl die HSG innerhalb von vier Minuten von 20:27 auf 25:27 (48.) verkürzt hatte und das Spiel zu Gunsten der von einer grandiosen Kulisse nach vorne gepeitschten Konstanzer zu kippen schien, behielt Bietigheim kühlen Kopf und gewann mit 36:32 (19:14). Es war diese Phase Anfang der letzten Viertelstunde, die Konstanz an der Sensation schnuppern ließ und die der – vorläufige – Höhepunkt eines hochintensiven und extrem temporeichen Vergleichs darstellte. Fast schon aussichtlos zurück, weil die Schwaben sich als sehr spielstarke, selbstbewusste und clevere Mannschaft gezeigt hatten, überzeugten die Gelb-Blauen wieder mit großem Kämpferherz und einer furiosen Aufholjagd. Mathias Riedel machte den Anfang, hämmerte den Ball in die untere Ecke zum 21:27 in den Kasten der Gäste, dann war der nach einer unter der Woche erlittenen Handblessur erst in der letzten Viertelstunde eingewechselte Torhüter Konstantin Poltrum zur Stelle und parierte gleich mehrmals. Schließlich verwandelten Fabian Schlaich und Felix Klingler mit blitzschnellen Gegenstößen die Halle in ein Tollhaus. Als dann auch noch Chris Berchtenbreiter und wieder Mathias Riedel in der ersten Welle mit einem 5:0-Lauf auf 25:27 verkürzten, bebte die „Schänzlehölle“. Konstanz schien nun nicht mehr zu stoppen zu sein, eine erste Auszeit von Gästetrainer Hartmut Mayeroffer nach dem 23:27 verpuffte wirkungslos, die zweite nach dem 25:27 innerhalb von nur eineinhalb Minuten zeigte jedoch Wirkung. „Ein großes Lob an die Jungs, wie sie die Situation in dieser unheimlich emotionalen und stimmungsgeladenen Halle angenommen haben“, lobte Mayerhoffer nach einem packenden Schlagabtausch mit dem besseren Ende für sein Team. Den Gastgebern unterliefen nun einige technische Fehler in Serie und Bietigheim schlug eiskalt zu. Nach dem 30:25 für die SG war Konstanz zum zweiten Mal scheinbar geschlagen. Doch wieder kämpfte und kombinierten sich die Bodensee-Handballer heran, verkürzten auf 30:33 und hatten die Chance vom Siebenmeterpunkt zum 31:33. Als der wieder überragende 13-fache Torschütze Paul Kaletsch jedoch an Jürgen Müller scheiterte, war die HSG endgültig geschlagen. Wie oft, wenn es brenzlig wurde, übernahm der langjährige Erstligaspieler Felix König das Kommando, verwandelte achtmal selbst und führte glänzend Regie. Die Gastgeber standen so trotz couragierter, toller Leistung wieder einmal mit leeren Händen da. Mathias Riedel lobte dennoch: „Wir hatten heute ein Gefüge auf dem Feld, in dem jeder mitgezogen, bis zum letzten gekämpft und alles gegeben hat. Wir hätten heute aufgrund unserer geilen Mannschaftleistung einen Punkt verdient.“ Hartmut Mayerhoffer zeigte sich erleichtert nach einem, so der Gästetrainer, „unwahrscheinlich intensiven, umkämpften Spiel“, in dem er vor allem mit der Leistung seiner Equipe in der ersten Halbzeit zufrieden war. Da hatte zwar die HSG zunächst mit 3:2 (5.), die Nase vorne, ehe sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen entwickelte und sich keine Mannschaft absetzen konnte (9:9/16.). Stefan Hanemann konnte in der ersten Hälfte schon achtmal parieren und schickte Fabian Schlaich mit einem millimetergenauen Pass auf die Reise. Der HSG-Kapitän griff sich den Ball, wechselte in der Luft die Hand und vollendete akrobatisch: 10:12. Erst kurz vor der Pause gelang es Bietigheim, sich bis auf fünf Tore abzusetzen. „Es ist das Wichtigste, dass man spürt, dass man nicht aufgibt“, meinte Mathias Riedel mit Bezug auf den nach dem Seitenwechsel schnell auf sieben Tore angewachsenen Rückstand (16:23/38.). Wenig später war alles wieder offen und Riedel war sich sicher: „Wir haben gespürt, dass jetzt was geht, dachten, jetzt haben wir sie. Da war schon etwas Verunsicherung bei Bietigheim zu spüren.“ Die routiniertere und die Mannschaft mit der durch Erfolge gewachsenen größeren Selbstverständlichkeit in engen Situationen behielt trotzdem die Oberhand, stellte starke Nerven unter Beweis und feierte mit dem Glück des Tüchtigen schließlich den zehnten Sieg im zwölften Spiel. „Wir haben eine super 6:0-Abwehr hingestellt“, erklärte Riedel, „aber wir wussten, dass es schwer wird, diese gegen ein so offensivstarkes Team über 60 Minuten zu halten, das war verdammt harte Arbeit.“ Nach der Umstellung auf die 5:1-Variante habe die HSG zu lange benötigt, sich zu orientieren, bemängelte Riedel. „Es war aber ein super Spiel von beiden Teams. Der Unterschied waren einige zu schnelle Abschlüsse, nach denen wir Konter schlucken mussten.“ Das schönste Tor des Abends ging aber auf das Konto der Hausherren. Fabian Schlaich bediente Paul Kaletsch und der – förmlich in der Luft stehend – vollendete in Unterzahl per Kempa-Trick zum 32:35. Wie schon in der Vorwoche in Balingen beeindruckten die enthusiastischen Fans der HSG, die ihre Mannschaft trotz feststehender Niederlage in den letzten Spielminuten mit stehenden Ovationen feierten und weiter nach vorne trieben. Die beeindruckende Kulisse und Atmosphäre hatten nachhaltigen Eindruck bei allen Beteiligten hinterlassen. Mayerhoffer etwa sagte: „Es macht unglaublich viel Spaß, in dieser Halle zu spielen.“ Andre Melchert, Sportlicher Leiter der HSG Konstanz, gratulierte Bietigheim zu einer „super Leistung“ und richtete dann ebenfalls ein Sonderlob an die über 1300 Fans. „Das war eine tolle Stimmung, die die Jungs gerade in der schweren Situation mit sieben Toren Rückstand nach vorne gepeitscht hat.“ Er sah in zu vielen Gegentoren über Gegenstöße, speziell in Durchgang eins, die Ursache für die knappe Niederlage. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht und haben bis zur letzten Minute alles gegeben“, so Melchert. Schon am Sonntag, 17 Uhr, muss seine Equipe beim Erstliga-Absteiger HSC 2000 Coburg antreten, der am Freitag in Eisenach mit 29:27 erfolgreich war. HSG Konstanz – SG BBM Bietigheim 32:36 (14:19) HSG Konstanz: Konstantin Poltrum (3 Paraden), Stefan Hanemann (9 Paraden) (Tor); Fabian Schlaich (2), Benjamin Schweda, Mathias Riedel (5), Tom Wolf (1), Paul Kaletsch (13/5), Felix Krüger, Fabian Maier-Hasselmann (1), Felix Gäßler, Tim Jud (2), Jonas Löffler, Chris Berchtenbreiter (3), Maximilian Schwarz, Sebastian Bösing (2), Felix Klingler (3). Trainer: Daniel Eblen SG BBM Bietigheim: Ebner (3 Paraden), Müller (3 Paraden/davon 2 Siebenmeter) (Tor); Haller, Rentschler (3), Claus (1), Erifopoulos (1), Schäfer (6), Schmidt (4/4), Babarskas (4), König (8), Barthe (1), Asmuth, Döll, Emanuel (5), Marcec (3). Trainer: Hartmut Mayerhoffer Zuschauer: 1300 in der Schänzle-Sporthalle Konstanz. Schiedsrichter: Andreas Briese und Kim von der Beek aus Köln. Zeitstrafen: 8 Min. (Wolf 26.; Maier-Hasselmann 52.; Berchtenbreiter 53.; Bösing 58.) – 6 Min. (Barbaskas 46.; König 54.; Barthe 56.) Siebenmeter: 5/7 (Kaletsch scheitert an Müller, 33. und 56.) – 4/5 (Schäfer an Latte, 21.) Weitere Informationen unter: www.hsgkonstanz.de Quelle: PM HSG Konstanz

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