Eine Rahmen, wie er nicht besser sein konnte: ausverkaufte Halle, rotgewandete Zuschauer, wo man auch immer hinschaute, phantastische Stimmung und dann das – 14:14 nach 30 Minuten. Dass die Partie im Laufe des zweiten Durchgangs zugunsten des THW Kiel kippte, war keine Überraschung. Das Team von Alfred Gislason gewann das Viertelfinale mit 29:23 und hat sich, wie die Rhein-Neckar Löwen, die SG Flensburg-Handewitt und der SC DHfK Leipzig, für das Final Four in Hamburg, das am 8. April beginnen wird, qualifiziert. Somit gibt es keine sensationelle Resultate im Viertelfinale, aber sensationell gut mitgehalten hatte die Mannschaft von Ben Matschke gegen den deutschen Rekordmeister schon, der im sechsten Duell zum sechsten Mal der Sieger war, dieses Mal aber mit der geringsten Differenz aller bisherigen Vergleiche. Die Eulen boten über weite Strecken eine klasse Leistung, verabschiedeten sich mit erhobenen Hauptes aus dem Pokalwettbewerb und hatten auf vorzügliche Weise Werbung für sich und den Handballstandort Ludwigshafen gemacht.
Kiel hatte Anwurf, doch den ersten Treffer setzten die Pfälzer. Kai Dippe bezwang Andreas Wolff, David Schmidt hatte den Pass gegeben. Schon die ersten Minuten zeigten, dass die Matschke-Formation keine Angst vor dem großen Gegner zeigte. Sie kämpfte vorbildlich und holte sich noch mehr Selbstvertrauen und Sicherheit durch die Spielstände. Kompakt und aggressiv in der Abwehr, ein guter Torwart Roko Peribonio dahinter und im Angriff mit großer Disziplin und Geduld, das war das Erfolgsrezept der Rothemden. Die Folge war, dass sich Kiel im Angriff schwertat und auch in der Abwehr Schwächen zeigten. Als David Schmidt zum 6:4 getroffen hatte, rückte Niklas Landin in den Kasten, doch eine Besserung brachte das noch nicht. Robin Egelhof markierte das 7:4 und in der Halle kamen die Besucher aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auch in Unterzahl gelangen dem Zweitligisten Tore, so netzte Alexander Feld zum 8:5 ein. Nachdem Rune Dahmke in der 18. Minute der Anschluss gelungen war, stellten Pascal Durak und Philipp Grimm mit einem Gegenstoß den 3-Tore-Abstand wieder her. Die Stimmung auf den Rängen hätte nicht besser sein können. Und der Underdog bot dem großen Favoriten weiter die Stirn. Zwar gelang erneut Rune Dahmke ein Anschlusstor, dieses Mal zum 12:11-Zwischenstand, doch in den nächsten zwei Minuten erhöhten Robin Egelhof und Patrick Weber auf 14:11. Dass es bis zur Pause zu einem Gleichstand kam, lag auch daran, dass Kai Dippe Pech hatte und die Kugel an den Pfosten setzte, es wäre das 15:12 gewesen, Lukas Nilsson hatte zuvor auf 14:12 verkürzt. Sein Kollege Niclas Ekberg machte gut drei Minuten vor dem Kabinengang das 14:13. Danach handelte sich Robin Egelhof eine Zeitstrafe ein, die Marko Vujin zum 14:14 nutzte. Jedes Team hatte bis zur Pausenssirene noch einen Abschluss, aber weder Patrick Weber noch Marko Vujin änderten am Spielstand noch etwas. „In der ersten Hälfte haben wir nahe an der Perfektion gespielt“, wertete Patrick Weber.
Nach Wiederbeginn parierte Niklas Landin einen Wurf von Kai Dippe, was zur Folge hatte, dass Lukas Nilsson die erste Kieler Führung gelang. Alfred Gislason hatte im zweiten Durchgang das Friesenheimer Eigengewächs Christian Dissinger gebracht, ebenso sah man jetzt auch Christian Zeitz auf der Platte. Die TSG blieb zunächst dran und lieferte der Gislason-Auswahl weiterhin einen famosen Fight. Alex Feld netzte zum 15:16 ein und Kai Dippe verwertete ein Dietrich-Zuspiel zum 16:17 (38.). In den nächsten Minuten entschied sich dieses Match. Ein Gegenstoßversuch der Eulen verpuffte, Niklas Landin nahm einige Würfe weg und Kiel zog auf 21:16 weg (44.), das seine individuelle Klasse in die Waagschale warf. Selbst als der THW mit acht Toren vorne lag (55.), steckten Kevin Klier & Co keineswegs auf. Patrick Weber trug sich nochmals in die Torschützenliste ein, ebenso Alex Falk. Den letzten Treffer setzte schließlich Robin Egelhof, der, wie das gesamte Team, eine klasse Leistung geboten hat.
„Hut ab“, sprach Carsten Hoffmann, der Sportliche Leiter, dem Team seine Anerkennung aus. „In der ersten Halbzeit waren wir die bessere Mannschaft. Die hat viel Mut bewiesen und alles reingeworfen. Das war schon toll und viel Gutes dabei. Die Stimmung hat die Mannschaft getragen, der Rahmen war überragend.“ Gunnar Dietrich fand den ersten Abschnitt „sehr, sehr gut. Wir haben diszipliniert und fast fehlerlos gespielt. In der zweiten Halbzeit unterlaufen uns zu viele technische Fehler. Kiel hat das dann mit all seiner Klasse ausgenutzt.“ Juniorennationalspieler Alex Falk fand es „geil, vor dieser Kulisse zu spielen. Sie hat richtig gut Stimmung gemacht.“ Patrick Weber: „Es war ein wahnsinnig guter Abend. Wir haben den Verein perfekt präsentiert.“
Die Statistik:
TSG Ludwigshafen-Friesenheim: Klier, Peribonio; Grimm (1), Egelhof (3), Dietrich (2), Feld (5), Falk (1), Durak (1), Schleidweiler, Weber (3), Dippe (4), Slaninka, Schmidt (3); Trainer: Ben Matschke
THW Kiel: Landin (1), Wolff; Duvnjak (2), Toft Hansen, Dissinger (2), Wiencek, Ekberg (8/1), Zeitz, Dahmke (4), Firnhaber, Brozovic (1), Vujin (6/1), Bilyk (2), Nilsson (3); Trainer: Alfred Gislason
SR: Colin Hartmann (Magdeburg) & Stefan Schneider (Barleben) ? Zuschauer: 2350 (ausverkauft) ? Zeitstrafen (in Min.): 8:4, Dippe (16.), Egelhof (29.), Schmidt (40., 54.) – Brozovic (29.), Dissinger (44.) ? Siebenmeter: 1/0 – 4/2, Grimm trifft den Pfosten (6.) – Ekberg trifft den Pfosten (8.) und scheitert an Klier (40.) ? Team-Time-out: 26:01, 42:26 – 29:32
Spielfilm: 3:2 (4.), 5:3 (11.), 7:4 (15.), 10:7 (20.), 14:11 (27.), 14:14 (HZ) – 15:17 (37.), 16:20 (43.), 17:23 (49.), 19:26 (52.), 20:27 (55.), 23:29 (Ende)
Quelle: PM TSG Ludwig-Friesenheim