Klassenerhalt in greifbarer Nähe: Schänzle-Hölle treibt HSG Konstanz zu Sieg gegen Leutershausen
28.05.2017 18:48
Mehr als 1400 HSG-Fans hatten die Konstanzer Schänzle-Hölle in eine beeindruckende gelbe Wand und in einen wahren Hexenkessel verwandelt. Nach einem harten, emotionalen und hochspannenden Kampf konnte die HSG Konstanz mit ihren enthusiastischen Anhängern einen eminent wichtigen 25:24 (10:12)-Erfolg gegen die SG Leutershausen feiern, kletterte mit nunmehr 33 Punkten bis auf Tabellenplatz zwölf und steht mit drei Zählern Vorsprung auf Leutershausen, das weiterhin den ersten Abstiegsrang belegt, bei nur noch zwei verbleibenden Spielen dicht vor dem Klassenerhalt in der 2. Handball- Bundesliga. HSG Konstanz gegen SG Leutershausen – diese emotionalen Duelle liefern stets emotionalen, packenden Handballsport und ganz besondere Momente. Matthias Stocker, der nur 1,78 Meter große Spielmacher der HSG, scheint dabei zum Mann der außergewöhnlichen Geschichten zu werden. Im letzten Jahr ebnete er Konstanz mit einem Freiwurftreffer nach Ablauf der Spielzeit durch die Mauer hindurch den Weg zum 24:23-Sieg und der Süddeutschen Meisterschaft, nun war es wieder der emotionale, kleine Mann, der die Partie entschied und mit acht Treffern auch noch bester Konstanzer Torschütze war. 60. Spielminute, die Schänzle-Hölle steht Kopf, Standing Ovations, man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Nach einem intensiven Schlagabtausch führt die HSG Konstanz mit 25:24 – und hat nach einer Auszeit 39 Sekunden vor dem Ende Ballbesitz. Dann die Szene, die sinnbildlich für das ganze Spiel war. Matthias Stocker wollte sich durch die dicht gestaffelte SGL-Defensive tanken, bekam aber ein Offensivfoul dafür gegen sich verhängt. Zehn Sekunden noch und Ballbesitz für die Gäste. Ein letzter Angriff, ein paar letzte Sekunden noch vor der Entscheidung. Doch wieder war es Matthias Stocker der für diese sorgte: er hechtete nach einem Pass der „Roten Teufel“ und sicherte mit dem Steal drei Sekunden vor der Schlusssirene den Konstanzer Sieg. Kurz darauf war er verschwunden, begraben unter einer großen Jubeltraube seiner Mitspieler. „Was für eine tolle Unterstützung“, zeigte sich HSG-Trainer Daniel Eblen begeistert. „Beim Einlaufen schon die Choreografie und die volle Halle – und dann die lautstarke, fantastische Atmosphäre. Das hat uns sehr geholfen.“ Geholfen in einer Partie, in der von Anfang an deutlich zu sehen war, dass viel auf dem Spiel steht und der Druck für beide Teams enorm war. Zu Beginn schien es so, als hätten die Nordbadener trotz heißer Atmosphäre den kühleren Kopf und die besseren Nerven. Die 6:3 (14.) und 11:7-Führung der SGL, jeweils erzielt durch Philip Bauer, trug aber vor allem die Handschrift eines Spielers: Ex-Hannover-
Torwart Alexander Hübe. Der 34-Jährige trieb die Offensivkräfte der Hausherren in der ersten Halbzeit schier zur Verzweiflung, parierte zwei Siebenmeter und zahlreiche freie Einwurfmöglichkeiten, dazu kam Pech bei Pfosten- und Lattentreffern. Daniel Eblen war deshalb an für sich trotz Rückstand nicht unzufrieden mit der aufopferungsvollen Vorstellung seines Teams und meinte hinterher: „Wir haben gut verteidigt, besser als ich gedacht habe. Allerdings sind wir zu oft an unseren Nerven und Hübe gescheitert, haben Siebenmeter und freie Dinger ausgelassen.“ Doch auch dieses „Problem“ bekam seine junge Truppe bald gelöst. Nach 28 Minuten traf Matthias Stocker – wer auch sonst – zum 10:11-Anschluss und verwandelte die Schänzle-Hölle in ein Tollhaus, bis nach 37 Zeigerumdrehungen die Halle in ihren Grundfesten erzitterte und es keinen mehr auf den Sitzen hielt:
15:14, die erste Führung der Gastgeber durch Fabian Schlaich. Leutershausen, erstmals seit Monaten wieder mit Kapitän Hannes Volk angetreten, versuchte weiter mit einer Manndeckung Mathias Riedel aus dem Spiel zu nehmen, doch der Shooter kam dennoch auf fünf Treffer und setzte seine Mitspieler immer wieder gut in Szene. Eblen: „Wir haben uns in der Halbzeit gesagt, dass die Abwehr ganz gut ist und wir genauso weitermachen müssen. Wir sind dann auch konsequenter in der Offensive geworden, haben die Verwertung der Großchancen in den Griff bekommen und konnten das Spiel so drehen.“ In der 43. Minute konnte Konstanz damit das erste Mal auf zwei Tore davonziehen (19:17). Doch es blieb spannend, Leutershausen drehte die Partie durch den bestens aufgelegten 2,07-Meter- Hünen Stefan Salger zum 20:21 – kurz darauf brachte Gregor Thomann die Gelb-Blauen vom Bodensee wieder mit 22:21 in Front. Als dann wieder Matthias Stocker zweimal von der Siebenmetermarke Nerven wie Drahtseile unter Beweis stellte und Konstanz vier Minuten vor dem Ende mit 24:22 in Front warf, schien die Partie entschieden. Aber nicht so bei den verrückten Aufeinandertreffen zwischen Konstanz und Leutershausen. Die Gäste von der Bergstraße stellten etwas mehr als zwei Minuten vor Ultimo auf 24:24. Schließlich kam Paul Kaletsch, fasste sich ein Herz, stieg hoch und hämmerte den Ball zum 25:24 in den Winkel (59.). Der Rest war Sache von Matthias Stocker, der eine beeindruckende Mannschaftsleistung der HSG Konstanz krönte, die Hegau-Bodensee- Region jubeln ließ und mehr als 1400 HSG-Fans in Ekstase versetzte. Daniel Eblen hatte den entscheidenden Faktor neben den besseren Abschlüssen im zweiten Durchgang auch in einer weiteren Steigerung in der Deckung ausgemacht: „Wir konnten Leutershausen dazu zwingen, aus größerer Entfernung die Abschlüsse nehmen zu müssen. So hat Konsti ein paar wichtige Bälle weggenommen.“
Quelle: HSG Konstanz