Konstanz-Sportchef Andre Melchert vor Topspiel gegen Spitzenreiter BHC: „Wird ein extremes Highlight für uns alle“
16.11.2017 17:12
Andre Melchert - Der Sportliche Leiter der HSG Konstanz (Foto: Peter Pisa)
Am Samstag, 20 Uhr, steigt das absolute Topspiel für die HSG Konstanz in der 2. Handball-Bundesliga gegen den mit 26:0 Punkten ungeschlagenen Ligaprimus Bergischer HC. Das Duell gegen den Erstliga-Absteiger, der weiter mit einem Erstliga-Etat und -Kader arbeitet und acht aktuelle A-Nationalspieler aufbietet, wird für André Melchert (37) als Sportlichen Leiter der HSG Konstanz dabei nicht nur aufgrund der ganz großen Namen beim BHC ein ganz besonderes. Er selbst hat ein Jahr beim LTV Wuppertal, der zusammen mit Solingen nun den Bergischen HC bildet, in der 2. Bundesliga gespielt, ehe er 2002 zunächst als Spieler zur HSG Konstanz wechselte.
Im Interview mit HSG-Pressesprecher Andreas Joas spricht er über seine Vorfreude, das große Verletzungspech der HSG und die kleine Chance als krasser Außenseiter am Samstag.
Andre, zu Beginn noch einmal zurück zum Spiel in Coburg. Bis zur 45. Minute war die HSG das bessere Team, am Ende hat es trotz sehr guter Leistung wieder nicht zu Punkten gereicht. Was fehlt und was ist in den letzten 15 Minuten passiert?
Ich würde die Niederlage nicht nur auf die letzte Viertelstunde zurückführen. Uns ist es nicht gelungen, in der zweiten Halbzeit so gut in der Abwehr zu stehen wie in der ersten und haben Coburg zu vielen einfachen Toren kommen lassen. Als wir 18:14 führen, vergeben wir zweimal frei vom Kreis und fangen uns in Unterzahl zwei Konter ein, die dadurch schwer zu verteidigen waren. Dazu verwerfen wir einen Siebenmeter und liegen so plötzlich nur noch mit einem Tor vorne, Coburg bekommt Aufwind und hat schließlich mit vielen gestandenen Zweitligaspielern und Erstliga-Erfahrung die Routine und Klasse, das eiskalt auszunutzen.
Dazu kam die Kreuzbandruptur von Benjamin Schweda. Wie sieht es nun personell aus, auch bei Konstantin Poltrum und den anderen Verletzten?
Bei Konsti ist in der Hand zum Glück nichts gebrochen, nur stark geprellt. Allerdings lassen die Schmerzen gerade kein Training und kein Spiel zu. Stefan Hanemann hat sich nun auch noch eine Muskelverletzung zugezogen, sodass wir noch nicht wissen, ob vielleicht beide Torhüter am Wochenende ausfallen. Bei Benni ist es vor allem für ihn schlimm, uns fehlt er als sehr variabel einsetzbarer Spieler. Julius Heil kann langsam auch wieder mit Ball trainieren, da müssen wir abwarten wie lange es nun bis zu einem möglichen Einsatz dauert. Dazu fehlen Michael Oehler und Samuel Wendel. Handball ist ein Mannschaftssport, deshalb müssen auch ohne Sechs andere in die Bresche springen.
Das Spiel gegen den BHC wird für das Team aber auch ganz besonders für Dich sicher ein absolutes Highlight.
Es wird ein extremes Highlight für uns alle. Wir bekommen es mit jeder Menge gestandener Erstligaspieler und acht aktuellen A-Nationalspielern zu tun. Dazu ist es mein alter Verein, wo ich trotz meiner schweren Knieverletzung eine schöne Zeit mit einem tollen, sehr jungen Team hatte. Neben mir sind damals zwei weitere Mitspieler mit nach Konstanz gewechselt. Gegen den jetzigen BHC-Schlussmann Bastian Rutschmann habe ich selbst noch gespielt, mit Trainer Sebastian Hinze sogar zusammen. Den Mannschaftsarzt kenne ich auch noch gut, er hat mich damals operiert.
Handelt es sich beim BHC mit seinem 2,4-Millionen-Etat und dem exzellenten Kader mit unter anderem acht A-Nationalspielern nicht um einen verkappten Erstligisten?
Was die Voraussetzungen und Profi-Arbeitsbedingungen beim Bergischen HC angeht ist es ein Erstligist und die Mannschaft stärker als letzte Saison in der ersten Liga. Es gibt einige gute Teams in der zweiten Liga, aber der BHC spielt noch einmal ein Level darüber. Es sind gute junge Spieler dabei, Nationalspieler wie der Isländer Gunarsson oder aber große Namen und Neuzugänge aus der 1. Bundesliga wie Bastian Rutschmann vom Europapokalsieger Frisch Auf Göppingen oder Csaba Szücs von Hannover. Dieser Kader ist eine Klasse besser als der aller anderen Zweitligisten.
13 Spiele, 13 Siege lautet die makellose Bilanz des Spitzenreiters. Besteht, mit der wie schon gegen Bietigheim grandiosen Stimmung in der Schänzlehölle, dennoch irgendwo eine Mini-Chance?
Es muss jedes Spiel gespielt werden. Wir hoffen natürlich auf einen perfekten Tag und dass der Gegner nicht richtig reinkommt. Dann besteht immer eine Chance. Es kommt nicht unerheblich auch auf die Tagesform an.
Was muss die Mannschaft beherzigen, um überhaupt dagegenhalten zu können?
Wir müssen alles reinwerfen, jeder muss zu 110 Prozent auf der Platte sein. Es kommt vor allem auf eine extrem gute Abwehr mit vollem Körperkontakt an. Vorne müssen wir konzentriert sein und dürfen uns keine einfachen Gegentore einfangen. Sonst haben wir keine Chance.
Worauf freust Du Dich ganz besonders?
Wir freuen uns einfach, das Topteam der Liga in der Halle zu haben und wieder auf eine große, stimmungsvolle Kulisse. Wir brauchen die Fans. Es gibt nichts Schöneres, als sich mit solchen Spielern wie denen des BHC zu messen. Hier sehen die Jungs, wie weit sie sind. Wir geben 110 Prozent und sehen dann, was dabei herauskommt.
Fragen: Andreas Joas
Weitere Informationen unter:
www.hsgkonstanz.de
Quelle: PM HSG Konstanz