Löwen stoppen den Trend

07.10.2019 11:44
Vier Niederlagen in Folge hatte der Bergische HC wettbewerbsübergreifend kassiert. Gegen GWD Minden gelang der sehnlich erhoffte Sieg. Beim 26:23 haben die Löwen zwar einen Vier-Tore-Vorsprung vor 2.203 Zuschauern in der Solinger Klingenhalle noch aus der Hand gegeben, behielten aber die Nerven und profitierten vor allem von einer über 60 Minuten herausragenden Deckung.

Die Bergischen verschafften sich von Beginn an eine gewisse Sicherheit. Denn in der Abwehr fand die Mannschaft hervorragend ins Spiel. Im gebundenen Angriff schaffte es Minden fast zu keinem Zeitpunkt, sich gute Chancen herauszuarbeiten. Und wenn die Würfe kamen, waren sie oft Beute von Tomas Mrkva, der hervorragend aufgelegt war und bis zum Schluss eine Fangquote von 37,84 Prozent behielt. Damit überflügelte der Tscheche sogar noch Malte Semisch, der auf Mindener Seite vor allem in der ersten Halbzeit überragend agierte und den BHC immer wieder zur Verzweiflung brachte.

So ließen die Gastgeber nicht nur einen Siebenmeter liegen, sondern auch Gegenstöße, Abschlüsse vom Kreis und von außen. Linus Arnesson erzielte die ersten beiden Treffer für die Löwen, und in der Folge zog die Truppe zum ersten Mal auf vier Tore Abstand weg. Doch danach vergaben die Hausherren immer wieder Möglichkeiten, was Minden zum ersten Mal zurück ins Spiel brachte. Auf 9:10 verkürzten die Ostwestfalen und versetzten den BHC damit erstmalig in eine brenzlige Lage.

Zuletzt hatte die Truppe schließlich häufiger vor der Pause Führungen eingebüßt und war dann mit etwas ernüchternden Spielständen in die Halbzeit gegangen. Diesmal liefen Minuten 26 bis 30 für die Hausherren. Tomas Babak zog zum Kreis und traf zum 11:9. Jeffrey Boomhouwer behielt bei zwei seinen Toren fünf und sechs per Siebenmeter eine bis dahin makellose Bilanz, und Arnor Gunnarsson kam ebenfalls frei zum Abschluss und verwandelte. Mit dem 14:10-Pausenvorsprung hatten wohl die wenigsten in der Klingenhalle zu diesem Zeitpunkt noch gerechnet.

Den Vorsprung gaben die Löwen aber ein weiteres Mal aus der Hand. Ragnar Johannsson und Max Darj stellten zwar auf auf 15:12 und 16:13, doch die Gastgeber mühten sich im Positionsangriff ebenfalls sehr, zwingende Chancen herauszuarbeiten. Dazu leisteten sich die Bergischen Fehler im Tempospiel, was Minden die Aufholjagd erleichterte. Christoffer Rambo, den die Löwen in der stehenden Abwehr recht gut im Griff hatten, traf zum 16:16.

Nach einer Auszeit ging der Ball wieder verloren, doch nach einer Mrkva-Parade machte es Csaba Szücs schnell und versenkte zum 17:16. Rambo glich aus, und Minden stitbitzte den Ball wieder, so dass Max Staar per Gegenstoß die erste GWD-Führung in der Hand hatte. Mrkva hielt glänzend - was in dieser Phase Gold wert war: Der nicht verwandelte Wurf war ein echter Nackenschlag für Minden und ein gewaltiger Schub für die Hausherren.

Nachdem Max Darj zum 18:17 getroffen hatte, legte zunächst Mrkva noch einen drauf. Es folgten die entscheidenden Szenen: Arnesson bekam von Staar etwas im Gesicht ab. Der roten Karte folgte eine weitere Hinausstellung gegen Rambo bei einem Boomhouwer-Abschluss. Mit dem 19:17 im Rücken und zwei Mann mehr auf dem Feld zogen die Gastgeber erneut davon. Zwei Mal traf Gunnarsson aus dem Tempospiel zum 21:17. Von diesem Dämpfer erholten sich die Ostwestfalen nicht mehr. Beim 23:20 sorgte Lukas Stutzke für die endgültige Entscheidung zwei Minuten vor Schluss. Die Löwen durften feiern, hatten sie doch ihren Negativlauf über weite Strecken in überzeugender Manier beendet.

Löwengebrüll – die Stimmen zum Spiel

Frank Carstens: "Wenn wir unser Angriffsspiel anschauen, haben wir sehr viel schlecht gemacht. Man kann es aber auch andersrum sehen und sagen, dass der BHC sehr gut auf uns vorbereitet war. Vor allem hat uns der BHC in der ersten Halbzeit zu neun technischen Fehlern gebracht. Das ist immer auch ein Zeichen der Qualität einer Verteidigung. Wir hätten eigentlich schon in der ersten Hälfte deutlich höher hinten liegen müssen. Wenn Malte Semisch nicht so fantastisch hält, dann ist der Abstand noch größer. In der zweiten Halbzeit wollten wir von vorne starten und den Rückstand nach und nach aufholen. Das hat mein Team gut gemacht, gute Antworten gegeben. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass wir überrascht waren von der Intensität des Spiels. Die haben wir erst in der zweiten Hälfte auf die Platte gebracht. Am Ende hatten wir nicht genug Kaltschnäutzigkeit. So ist der Sieg völlig in Ordnung und mit 23:26 aufgrund der ersten Halbzeit für uns auch noch schmeichelhaft.“

Sebastian Hinze: "Wir haben das Spiel verdient gewonnen, obwohl es in der zweiten Halbzeit ein extrem enges Duell war. Wir haben eine gute Leistung in der ersten Hälfte, gehen zwar mit plus vier in die Pause, aber lassen doch noch sehr viel liegen. Aber wir sind sehr stabil in der Defensive und haben ein gutes Tempospiel. Mit der ersten Hälfte bin ich einverstanden - bis auf die Abschlussquote. Nach dem Wechsel ist es dann so, dass wir ein enges Spiel und dann das Momentum haben, als Tomas Mrkva den Gegenstoß hält. Für mich war wichtig, dass wir uns in dieser stressigen Phase auf das berufen, was super funktioniert hat in dem Spiel. Das war die Verteidigung gegen Rambo und den Kreis. Da haben wir viele Bälle gewonnen und auch in der Phase, in der wir uns wieder absetzen zwei wichtige Eroberungen mit Konter. Das haben wir überragend gemacht. Da waren die Jungs stabil im Kopf, auch wenn man natürlich gemerkt hat, dass es eine kritische Situation in der zweiten Halbzeit war. Die Niederlagen sind nicht spurlos an uns vorbeigegangen. Insgesamt hat man heute wieder gesehen, dass das die Idee ist, wie wir Handballspiele gewinnen in der Bundesliga - nämlich mit einer überragenden Verteidigung, mit Tempospiel und einem disziplinierten Positionsangriff. Das wissen die Jungs, und ich bin froh, dass sie sich heute dafür belohnt haben."

Jörg Föste: "Eines hat heute überragend funktioniert: Das war unsere Deckungsarbeit. Wir haben nicht ohne Grund in der ersten Halbzeit gegen GWD Minden so gut ausgesehen. Wir haben tatsächlich die Stärken weggenommen und Minden dadurch auch in eine überwiegend konzeptlose Phase gebracht. Das ist eine Leistung, die zunächst Mal auf den Innenblock zurückzuführen ist, aber die gesamte Deckung hat heute sehr gut funktioniert. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Dass es uns gut tut, dieses Spiel gewonnen zu haben, liegt auf der Hand. Wir hatten einige Spiele, in denen wir mit leeren Händen dagestanden haben. Aber wer uns kennt, weiß auch genau, dass wir über längere Zeiträume denken. Unter dem Strich ist es für uns ein wichtiger Erfolg, und wenn man sich überlegt, dass wir zwei Vier-Tore-Führungen eingebüßt haben, ist es sicher auch ein Erfolg, der aufgrund der Gesamtsituation etwas wackeliger war. Man hat schon gemerkt, dass wir noch nicht zu dem Selbstverständnis gefunden haben, das uns in der vergangenen Saison ausgezeichnet hat."

Quelle: PM Bergischer HC 06

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