Das erste Spiel der MT Melsungen im neuen Jahr elektrisiert wiederum die Fans. Der heimische Handball-Bundesligist empfängt am Sonntag den SC DHfK Leipzig in der schon jetzt ausverkauften Kasseler Rothenbach-Halle. Anwurf ist um 15:00 Uhr (nicht 12:30 Uhr, wie auf einigen Tickets aufgedruckt!). Bei dem Kräftemessen der beiden Tabellennachbarn treten auf beiden Seiten je drei aktuelle Nationalspieler an, die vor kurzem noch gemeinsam im EM Kader standen. Darüber hinaus wartet die MT mit einer Blitzverpflichtung auf.
Genau 52 Tage mussten sich die nordhessischen Handballfans gedulden, ehe sie wieder ihr Heimteam zu Gesicht bekommen. Nun ist die EM-bedingte Ligapause endlich vorbei, am Sonntag setzt die MT Melsungen die Saison der DKB-Handball-Bundesliga fort. Und das gleich mit einem Knüller: Zu Gast an diesem 20. Spieltag ist Punkte- und Tabellennachbar SC DHfK Leipzig. Wie groß der Appetit der Fans auf Handball ist, zeigt die Tatsache, dass die Kasseler Rottenbach-Halle bereits restlos ausverkauft ist. So werden 4.300 Zuschauer den für diesen Hit angemessenen Rahmen bieten.
Warum dieses Kräftemessen ein Hit ist, liegt an mehreren Gegebenheiten. Im Fokus der gastgebenden MT steht natürlich der Wunsch, Revanche für gleich zwei Niederlagen zu nehmen. Erst bugsierten die Sachsen die Nordhessen Mitte Oktober aus dem DHB-Pokal und danach, keine vier Wochen später, hatten sie auch im Meisterschaftsspiel in Leipzig wieder die Nase vorn. “Diese beiden Niederlagen liegen noch nicht so weit zurück, als dass wir uns daran nicht erinnern würden. Wir werden sehr motiviert in dieses Spiel gegen und ich sage, dass wir kein drittes Mal verlieren werden”, versprach Finn Lemke am Samstag vor über 400 geladenen Gästen beim Neujahrsempfang seines Clubs.
Interessant wird ganz sicher auch der Aufmarsch der Nationalspieler sein. Dabei treffen die MT-Cracks Julius Kühn, Tobias Reichmann und Finn Lemke auf die Leipziger Philipp Weber, Bastian Roscheck und Maximilian Janke. Die sechs Akteure standen vor kurzem gemeinsam im deutschen EM-Kader. Sie müssen den Schock von Kroatien jetzt schnell verdrängen und auf Ligabetrieb umschalten. “Ich freue mich sehr auf die Bundesliga, weil damit nun endgültig die unglückliche Episode der Europameisterschaft abgeschlossen ist. Und dann geht es auch gleich noch gegen Leipzig, den Verein, der in den letzten Wochen sehr oft in Zusammmenhang mit der EM in den Medien genannt wurde”, so Julius Kühn.
Angespannte Personallage hüben wie drüben
Hinsichtlich der Personallage sind übrigens beide Teams gebeutelt: Beim SC DHfK fehlen verletzungsbedingt die beiden Halbrechten Franz Semper und Andreas Rojewski sowie Spielmacher Niclas Pieczkowski. Bei der MT ist die Lage noch einen Tick prekärer: Finn Lemke und Johannes Golla kamen angeschlagen aus dem letzten Testspiel am Dienstag in Hildesheim, können aber beide wohl eingesetzt werden. Gleiches gilt für Felix Danner, wenn er seine Migräne überwunden hat. Definitiv fehlen werden jedoch Spielmacher Timm Schneider (Schambeinentzündung) und Torwart Nebojsa Simic (Muskelbündelriss in der Wade). Inwieweit im rechten Rückraum Gabor Langhans, der seit Jahresbeginn wieder im Mannschaftstraining steht, Michael Müller entlasten kann, ist noch fraglich. Schließlich hat der Rekonvaleszent eineinhalb Jahre lang kein Pflichtspiel bestritten.
“Die Spieler, die in der Vorbereitung auf diese zwei Saisonhälfte verfügbar waren, haben gut trainiert und auch gute Leistungen in den Testspielen gezeigt. Fakt ist aber auch, dass ein Großteil des Stammkaders aufgrund von EM- oder Länderspieleinsätzen nicht da war. Damit war eine geordnete Vorbereitung kaum möglich. Dass nun auch noch einige Spieler ausfallen, macht die Sache für uns am Sonntag ziemlich schwierig. Weil wir diese Gegebenheiten nicht ändern können, jammern wir nicht, sondern beißen auf die Zähne. Bei dieser Ausgangslage sind wir natürlich besonders auf die Unterstützung unserer Fans angewiesen. Es ist ein Spiel auf Augenhöhe und es hat wegweisenden Charakter”, so MT-Coach Michael Roth.
Blitztransfer: Torhüter Mathias Lenz hilft aus
Nur kurz befand sich der von der MT aufgrund des Ausfalls von Nebojsa Simic blitzverpflichtete Mathias Lenz im handballerischen Ruhestand. Der 33-jährige Torhüter stand letzte Saison noch im Aufstiegskader der TSG Friesenheim und wird ab sofort bei der MT Melsungen als Backup für Johan Sjöstrand aushelfen. In gleicher Mission war er in den letzten Jahren schon bei mehreren anderen Clubs im Einsatz. Unter anderem – und das entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie – beim SC DHfK Leipzig. Dort stand er im Dezember 2015 für drei Spiele im Tor, wovon eines das bei der MT in der Kasseler Rothenbach-Halle war. “Wir haben mit Leipzig damals in Kassel verloren”, erinnert sich Lenz, und fügt augenzwinkernd an “ich hoffe, diesmal laufe ich in der Mannschaft auf, die gewinnt”. Inzwischen verdient der gebürtige Heppenheimer sein Geld nicht mehr mit dem Profihandball, sondern in seinem Lehrerberuf. “Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass von irgendwoher ein Anruf kommt. Umso mehr freue ich mich darauf, nochmal bei einer Mannschaft zu spielen, die zu den stärksten der Liga gehört.”
Wichtig in dem Zusammenhang ist es Mathias Lenz, sich bei seinem Arbeitgeber zu bedanken: “Ich bin im Mannheimer Ludwig-Frank-Gymnasium, einer Eliteschule des Sports und Partnerschule des Olympiastützpunktes Rhein-Neckar als Lehrer tätig. Meine Vorgesetzten und Kollegen haben für den Sport großes Verständnis und nur deshalb kann ich in Absprache zu einzelnen Trainingseinheiten nach Melsungen fahren. Dieses Entgegenkommen ist nicht selbstverständlich”.
Fit gehalten hat sich der Lehrer für Sport und Geographie auch nach seinem Ausscheiden bei den Friesenheimer Eulen mit regelmäßigem Sport unterschiedlicher Coleur. Von Laufen, über Turnen bis Badminton war alles dabei. “Ich hoffe, dass dies soweit reicht und ich im Bedarfsfall Johan etwas entlasten, zumindest ihm den Druck nehmen kann, alles alleine schultern zu müssen”. Mathias Lenz hatte mit einigen Akteure von der MT durchaus Berührungspunkte. Er hat zum Beispiel mit Co-Trainer Heiko Grimm schon in Wallau und später mit Julius Kühn in Düsseldorf gespielt, kennt die Müllers als Spieler gleichen Alters und aus Schulvergleichen. Umgekehrt hat er natürlich auch noch Kontakte zu einigen Leipzigern, wie etwa zu Torhüter Milos Putera oder Bastian Roschek.
Premiere auf den Trainerbänken
Auf den Trainerbänken beider Teams werden am Sonntag ebenfalls Premieren gefeiert. Für Heiko Grimm ist es das erste Pflichtspiel als Co-Trainer der MT, während auf der anderen Seite Michael Biegler als Trainer bei den Leipzigern debütiert. Wobei dies nicht ganz korrekt ist, da der bis Ende 2017 als Frauen-Bundestrainer tätige Handballlehrer schon mal in 2013 kurzzeitig bei den Sachsen war.
Heiko Grimm betreute in Abwesenheit von Chefcoach Michael Roth die Mannschaft im Januar erfolgreich beim SALMING Cup. “Die Anforderungen an Training und Coaching werden immer komplexer. Dem werden tragen wir Rechnung, indem wir die Aufgaben etwas aufteilen. Heiko wird sich mehr der Offensive widmen, während mein Schwerpunkt auf der Abwehrarbeit liegt’, verrät Roth. Nach Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen und dem wiedererstarkten THW Kiel, stellt die MT Melsungen übrigens die drittbeste Defensive der Liga. Man darf also gespannt sein, ob es im dritten Anlauf klappt, die Sachsen in die Schranken zu weisen.
Ticketsituation:
Das Spiel ist ausverkauft.
Bisherige Vergleiche:
6 Spiele (inkl. DHB-Pokal), von denen jede Mannschaft drei Spiele gewann.
Schiedsrichter:
Christoph Immel (Erkelenz) / Ronald Klein (Mettmann); DHB-Spielaufsicht: Berndt Dugall.
Berichterstattung:
Live ab 14:30 Uhr auf SKY
Weitere Infos zum Gegner:
www.scdhfk-handball.de
Quelle: PM MT Melsungen