Im fünften Heimspiel der Saison hat es die MT Melsungen erstmals erwischt. Gegen den TSV Hannover-Burgdorf sahen 2.033 Zuschauer in der Kasseler Rothenbach-Halle eine 31:36 (17:21)-Niederlage, die auch in dieser Höhe in Ordnung ging.
Während bei den Hausherren nur wenig zusammenlief und vor allem deren Abwehr Schwächen offenbarte, passte bei den Gästen fast alles. Melsungen ist damit nach dem anfänglichen Höhenflug in Richtung Mittelfeld zurückgerutscht, dem sich die Niedersachsen mit ihrem dritten Saisonsieg von unten annähern.
Schon der verhaltene Beginn der Bartenwetzer ließ nichts Gutes erahnen. Ausgerechnet das bisherige Prunkstück, die Innenverteidigung mit Anton Mansson und Felix Danner, ließ die nötige Konzentration vermissen. Dabei verstand es Burgdorfs Kreisläufer Vignir Svavarsson mit recht einfachen Mitteln , beide auf sich zu fixieren und damit gleichzeitig riesige Lücken für seine Rückraumkollegen zu schaffen. Asgeir Örn Hallgrimsson und Morten Olsen waren die ersten Profiteure, die prompt für eine schnelle Gästeführung sorgten (0:2, 4. Min.)
Vor allem Olsen nutzte die entstehenden Freiräume in Richtung Kreis nahezu vorbildlich. Dreimal vollstreckte er selbst, zweimal spielte er Svavarsson just in dem Moment an, als sich Mansson und Danner in seine Richtung lösten. Dem entgegenzusetzen hatte die MT fast ausschließlich Einzelaktionen. Wie die von Nenad Vuckovic, für den immer noch unter Rückenproblemen leidenden Grigorios Sanikis erneut von Beginn an aufgeboten, oder Alexandros Vasilakis zum 5:6 (11.). Da war von den Referees längst schon wieder passives Spiel angezeigt, weil auch Patrik Fahlgren spielerisch hinter seinen Möglichkeiten gegen die äußerst bewegliche und vor allem offensiv ausgerichtete Burgdorfer Deckung blieb. Selbst in Überzahl, Jan Fiete Buschmann musste eine Strafe absitzen, brachen die Nordhessen ihren Angriff zweimal ab, gerieten abermals in Zeitdruck und mussten das Spielgerät schließlich ganz ohne Wurfversuch abgeben. Torge Johannsen angelte sich den Ball, sprintete auf und davon und erhöhte auf 9:6 (15.) für seine Mannschaft.
Nicht nur die Zuschauer, auch Michael Roth sah dringenden Handlungsbedarf und legte die Grüne Karte. Mario Kelentric kam für Per Sandström, bis dahin nur am Ball wenn er ihn aus dem Netz fischen musste. Und neue Hoffnung kam in Form des ersten wirklich durchdachten Spielzuges, der auf Linksaußen beim freien Michael Allendorf landete. Doch spätestens als sein Aufsetzer von der Unterkante der Latte ins Feld zurücksprang und Hallgrimsson den Gegenzug fast ohne Mühe zum 6:10 versenkte, war dieses Hoffnung wieder dahin. Zwar fing sich der Angriff in den Folgeminuten etwas und sorgte mit feinem Anspiel von Nenad Vuckovic auf Patrik Fahlgren am Kreis, sowie in Unterzahl dem nächsten Treffer des Mannschaftskapitäns selbst für Erfolge. Doch die verpufften angesichts weiter locker herausgespielter Gegentore durch die immer selbstbewusster agierenden Gäste.
Satte 21 Minuten dauerte es, bis Mario Kelentric beim Stand von inzwischen 9:15 den ersten Ball überhaupt hielt. Piotr Przybecki hatte geworfen. Endlich ein „Hallo wach!“ in Richtung Deckung? Mitnichten. Zwar folgte kurz danach noch eine zweite Parade gegen Hallgrimsson und die Verkürzung auf 12:15 durch das Rückraumtrio Vasilakis, Fahlgren und Vuckovic. Doch nach der prompt von Gästecoach Christoph Nordmeyer genommenen Auszeit war wieder alles beim Alten. Trotz einer Umstellung der MT-Abwehr auf ein 5:1 mit Michael Allendorf auf der Spitze spazierten die Niedersachsen weiter leichtfüßig durch die MT-Deckung. Noch einmal keimte Hoffnung vor der Pause, als Kelentric mit seiner dritten Parade gegen Przybecki glänzte, aber Felix Danner im Tempogegenstoß ebenfalls scheiterte. Es war auch erst die dritte Glanztat von Nenad Puljezevic. Insofern gaben sich beide Teams nicht viel, was die schwachen Torhüterleistungen anging. Aber die Burgdorfer Deckung machte es den Melsungern ungleich schwerer zum Abschluß zu kommen. Die logische Folge war die deutliche 21:17-Gästeführung zur Pause bei insgesamt sehr hoher Trefferausbeute auf beiden Seiten.
Die zweite Hälfte begann, wie die erste geendet hatte: mit einer leicht verbesserten Melsunger Offensive, der aber an diesem Abend auch das Glück fehlte. Dem Treffer von Vasilakis blieb die Anerkennung versagt, weil die Fußspitze beim Wurf in den Torraum geragt haben soll. Gegenüber versenkte dafür Csaba Szücs seinen Versuch aus dem Rückraum problemlos. Dann unterbrach Schiedsrichter Sebastian Wutzler den folgenden Melsunger Angriff. Der Frankenberger beklagte Kreislaufprobleme und ihm wurde nach der medizinische Abteilung der MT von der Fortsetzung der Spielleitung abgeraten. Sein Kollege Lars Schaller übernahm die Aufgabe nach Rücksprache mit DHB-Aufsicht Thorsten Zacharias sowie beiden Trainern allein und brachte die verbleibenden 27 Minuten in hervorragender Manier souverän und fehlerfrei über die Bühne.
Allerdings machten es ihm beide Mannschaften mit einem sehr fair geführten Spiel auch nicht unnötig schwer. Und wirklich eng wurde es in der Folge auch nicht mehr. Zu unkonzentriert die MT Melsungen, zu dominierend der TSV Hannover-Burgdorf. Dazu kam immer wieder Pech, gerade wenn die Gastgeber die Chance auf ein Herankommen hatten. So beim Lattentreffer von Savas Karipidis, der Puljezevic mit seinem Heber schon überlistet hatte. Doch war sowieso jede gelungene Offensivaktion meist nur kurze Zeit später wieder Makulatur, wenn die Burgdorfer im Gegenzug erfolgreich abschlossen. Und das taten sie bis zur 44. Minute ganz konsequent, als Michael Roth abermals die Reißleine zog und zur Auszeit bat. Da stand es bereits 22:28, und es ging eher um Schadensbegrenzung, denn um noch eine reelle Chance auf einen Punktgewinn.
Die letzten Zweifel zerstreute anschließend Torge Johannsen. Der erzielte gleich vier der folgenden fünf TSV-Treffer bis zum 25:33 in der 50. Minute. Bei Melsungen war Grigorios Sanikis zwischenzeitlich trotz Angeschlagenheit ins Spiel gekommen und hatte einmal mehr mit tollen Pässen an den Kreis auf Anton Mansson für Applaus auf den Rängen gesorgt. Am schwchen Gesamteindruck - vor allem von der Abwehr - änderte das jedoch nichts mehr. Immerhin steigerte sich Per Sandström im Verlauf der zweiten Hälfte und konnte einige Bälle parieren. Und in den letzten fünf Minuten, als Burgdorf gedanklich schon mit zwei Punkten im Gepäck auf der Heimreise war, hielt auch die Deckung dicht. Was durch Sanikis sowie zweimal Mansson noch zu einer Resultatsverbesserung genutzt werden konnte und die verdiente Niederlage am Ende mit 31:36 in Grenzen hielt.
Stimmen zum Spiel
Michael Roth: Herzlichen Glückwunsch an Hannover und an meinen Kollegen. Wir müssen heute neidlos anerkennen, dass wir gegen eine bessere Mannschaft verloren haben. Das ist das einfachste Fazit. Das zweite Fazit ist: wenn man in der ersten Halbzeit 17 Tore wirft, ist das natürlich okay. Wenn man 21 bekommt, dann sagt das schon einiges aus. Wir haben es heute nicht geschafft, in der Defensive den Gegner in Verlegenheit zu bringen. Wir haben einfachste Fehler gemacht und kamen einfach nicht in die Zweikämpfe. Was nicht heißt, dass wir nicht gekämpft hätten – ganz im Gegenteil. Wir wollten, aber konnten nicht. Alles was wir in der Abwehr probiert haben, hat nicht gefruchtet. Vielleicht war auch das intensive Pokalspiel am Dienstag, und die Umstände wie wir es verloren haben, ein kleiner Punkt. Aber das will ich gar nicht mit in die Waagschale legen. Insgesamt haben wir jetzt über dreieinhalb Monate fantastisch zusammen gearbeitet und fast alles richtig gemacht. Und deshalb wird uns diese Niederlage jetzt nicht umwerfen.
Christopher Nordmeyer: Wir sind natürlich hier her gefahren mit der Hoffnung, etwas ausrichten zu können. Jetzt haben wir die Gewissheit, dass wir so ein Spiel gewinnen können. Das ist für uns überragend auch für die weitere Saison. Ich kann meiner Mannschaft nur ein Kompliment machen. So wie wir heute gedeckt, gefightet und angegriffen haben, das ist sicherlich das, was wir manchmal können, bisher aber noch nicht zusammengebracht haben. Ich bin sehr stolz und freue mich, dass wir das bei so einer starken Mannschaft geschafft haben. Ebenso freue ich mich jetzt auf die kommenden Aufgaben.
Quelle: http://www.toyota-handball-bundesliga.de/