Es war kein berauschendes Handballfest, aber am Ende standen zwei Punkte auf der Haben-Seite der MT Melsungen. Voran gegangen war ein glanzloser 25:19 (10:8)-Sieg gegen die Eulen Ludwigshafen vor 3.968 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle. Der insbesondere vor dem Seitenwechsel zu einer sehr zähen Vorstellung geriet. Erst nach der Pause kam mehr Tempo ins Spiel, auch wenn die Mannschaft die Rasanz der vorherigen Auftritte gegen Wetzlar und die Rhein-Neckar Löwen vermissen ließ. Mit sechs Toren, davon drei von der Siebenmeterlinie, war Tobias Reichmann erfolgreichster Melsunger Schütze. Für die Eulen traf Alexander Feld achtmal ins Netz, davon ebenfalls drei Siebenmeter.
Zwei starke 6:0-Abwehrreihen prägten die ersten Minuten der Begegnung, dahinter jeweils nicht minder starke Torhüter. Mit Vorteilen zunächst bei den Gastgebern, die durch einen Siebenmeter von Michael Allendorf sowie Philipp Müller mit 2:0 in Führung gingen (2.). Dazu parierte Nebojsa Simic nicht nur den Siebenmeter von Denni Djozic, sondern hielt ihn sogar fest. Klare Vorteile für den Favoriten, sollte man also meinen.
Mit der spektakulären Parade von Kevin Klier gegen Julius Kühn aus dem Rückraum setzte jedoch der Aufsteiger sein erstes Ausrufungszeichen. Und steckte die anfänglichen Rückschläge nicht nur weg, sondern übernahm sogar die Initiative auf dem Feld. Zweimal Alexander Feld und einmal Kreisläufer Frederic Stüber drehten das Ergebnis zu Gunsten der Gäste (9.), die MT blieb minutenlang ohne eigenen Erfolg. Erst Michael Allendorf, erneut von Siebenmeterstrich, sowie Julius Kühn und Johannes Golla in Überzahl rückten die Verhältnisse aus Sicht der Nordhessen wieder zurecht (5:4, 14.).
Das Spiel des Tabellen-Fünften blieb dennoch fehleranfällig. Selbst als Dener Jaanimaa den an den Kreis übergegangenen und völlig freien Lasse Mikkelsen zum 7:5 bediente (18.), sorgte das nicht für Sicherheit. Im Gegenteil landeten immer wieder Bälle aus dem Aufbau heraus bei den Eulen, die für derlei Geschenke dankbar waren und Einladungen zum Tempogegenstoß dankend annahmen. Im Gegensatz zur MT, wo Jaanimaa im Konter vollkommen frei an Kevin Klier scheiterte. Tore blieben an diesem Abend einstweilen Mangelware, der Halbzeitstand von 10:8 bewegte sich im untersten Bereich dessen, was im modernen Hallenhandball üblich ist.
Mit Jeffrey Boomhouwer für den im ersten Durchgang blass gebliebenen Michael Allendorf auf der linken Außenbahn brachte Michael Roth nach der Pause neuen Schwung. Auch Timm Schneider durfte ran, was das Melsunger Rückraumspiel durch Übergänge des Allrounders an den Kreis wesentlich flexibler machte. Schneider besorgte mit dem 13:9 nach Übergang an den Kreis die erste etwas klarere Führung (36.) und ließ kurz darauf mit einem knallharter Wurf durch die Abwehr in den Winkel das 14:10 folgen. Auch der zweite Joker stach: Jeffrey Boomhouwer versenkte seinen ersten Tempogegenstoß zum 15:10 (39.).
Ein ganz klares Plus verzeichneten die Rot-Weißen in den ersten zehn Minuten nach dem Seitenwechsel auf der Torwartposition. Während Kevin Klier nur noch wenig gegen die Würfe der MT-Akteure ausrichten konnte, hielt Nebojsa Simic seine ausgezeichnete Quote oben. Warum nach Tobias Reichmanns Strafwurf zum 16:11 (40.) jedoch plötzlich wieder gar nichts mehr lief, blieb ein Rätsel. Ludwigshafen witterte seine Chance auf eine Überraschung trotz mittlerweile deutlichen Rückstandes und nahm, was die MT anbot. Gunnar Dietrich und zweimal Alexander Feld verkürzten auf 16:14 (45.).
Ebenso unerklärlich wie der Einbruch war die Rückkehr der Melsunger. Eben noch verunsichert und ohne jeden Druck auf die mittlerweile auf 5+1 umgestellte Gästedeckung, nun mit fast unwiderstehlichem Zug. Wo vorher noch vorhandene Lücken übersehen und ignoriert wurden, schaffte sich Philipp Müller nun welche, wo eigentlich keine waren. Sowohl das 18:14 entsprang einer Energieleistung des Zwillings wie auch wenig später das 21:16 (54.). Der alte Vorsprung war wieder da.
Diesmal gab es keinen Einbruch mehr. Konzentriert spielten die Nordhessen die Partie zu Ende, ohne noch einmal in Bedrängnis zu kommen. Natürlich garniert mit weiteren Paraden von Simic, der einmal mehr eine Klassepartie ablieferte. Sehenswert auch Johannes Gollas 25:18, der sich das Leder nach Michael Müllers schief gegangenem Kempa-Anspiel auf Tobias Reichmann reaktionsschnell angelte und per Dreher ins lange Eck legte. Da war die Partie aber längst entschieden, auch wenn der Schlussakkord Alexander Falk gehörte, der mit der Schlusssirene einen Konter zum Endstand abschloss.
Stimmen zum Spiel
Michael Roth: Ich habe vor allem unser eigenes Spiel moniert, weil wir in erster Linie selbst schlecht gespielt haben. Trotzdem habe ich die Eulen auch schon wesentlich offensiver erlebt. Natürlich sind wir froh, die zwei Punkte zu haben. Ich bin bei 19 Gegentoren mit der Abwehr und dem Torwart auch zufrieden. Aber wir müssen in der Vorwärtsbewegung souveräner sein. Wenn wir die Zahl unserer verlorenen Bälle nicht verringern, haben wir auf Dauer in der Spitzengruppe nichts verloren.
Benjamin Matschke: Das war für uns eine ganz schwierige letzte Woche nach dieser Packung gegen Leipzig mit unserer jungen Mannschaft. Wir haben Melsungen durch eine gute Abwehr zu Fehlern und zum Wechseln gezwungen. Klar war das Spiel nicht schön, aber für die technischen Fehler und vergebenen Chancen der MT können wir auch nichts.
Axel Geerken: Wir würden uns wünschen, so ein Spiel mal freier anzugehen. Insgesamt gibt es heute wenig zu sagen außer, dass wir einen großartigen Torwart und auch wieder großartige 4.000 Fans in der Halle hatten. Die werden uns hoffentlich in den kommenden beiden Heimspielen gegen Göppingen und Stuttgart genauso helfen. Davor müssen wir aber noch nach Berlin und werden versuchen, die Liga dort weiter spannend zu halten.
Marcus Endlich: Für uns war heute nur eins wichtig, und das war ein gutes Ergebnis. Ich muss sagen, dass der Trainer die Mannschaft nach diesem Negativerlebnis gegen Leipzig gut eingestellt hatte. Die Jungs waren heute schon wieder wesentlich mutiger. So wie wir uns hier verkauft haben hoffe ich, dass sich die Mannschaft wieder ein wenig mehr Selbstvertrauen für das Spiel gegen die Löwen geholt hat.
Statistik
MT Melsungen: Simic (20 Paraden / 19 Gegentore), Sjöstrand (n. e.); Kühn 2, Lemke, Golla 4, Reichmann 6/3, Mikkelsen 2, Danner, P. Müller 3, Boomhouwer 1, Schneider 2, Allendorf 2/2, Jaanimaa, M. Müller 3, Haenen - Trainer Michael Roth.
Die Eulen Ludwigshafen: Klier (12 P. /(25 G.), Peribonio (n. e.); Stüber 3, Egelhof 2, Dietrich 2, Scholz 1, Haider, Feld 8/3, Remmlinger, Falk 2, Bührer, Djozic, Dippe, Schmidt 1 – Trainer: Benjamin Matschke.
Schiedsrichter: Marcus Hurst (Oberursel) / Mirko Krag (Frankfurt)
Zeitstrafen: 4 – 8 Minuten (Mikkelsen 32:56, P. Müller 54:10 - Schmidt 9:43, Dippe 14:23 33:15, Stüber 38:44)
Strafwürfe: 6/5 – 4/3 (Djozic scheitert an Simic 3:00, Allendorf scheitert an Klier 19:47)
Zuschauer: 3.968 in der Rothenbach-Halle, Kassel
Die letzten Spiele des Jahres 2017
So., 10.12.17, 12:30 Uhr, Füchse Berlin - MT Melsungen, Max-Schmeling-Halle, Berlin
So., 17.12.17, 12:30 Uhr, MT Melsungen - FA Göppingen, Rothenbach-Halle, Kassel
Do., 21.12.17, 18:30 Uhr, MT Melsungen - TVB 1898 Stuttgart, Rothenbach-Halle Kassel
Quelle: PM MT Melsungen