„Magier“ Stenzel wird heute 75 – Weltmeister-Trainer schrieb ein Stück Handball-Geschichte
23.07.2009 8:35
Er schrieb ein Stück Sportgeschichte, erweckte den deutschen Handball aus dem Dornröschenschlaf und führte Deutschland 1978 in Dänemark sensationell zum WM-Titel. „Magier“ Vlado Stenzel, ein Mann mit Visionen, Ideen aber auch mit brutalen Methoden, feiert heute, am 23. Juli, in seinem Wohnort Wiesbaden seinen 75. Geburtstag. Nicht mit einer großen Party, sondern nur im kleinen Rahmen. „Alle Freunde sind herzlich willkommen“, sagt der Erfolgstrainer, dem zahlreiche Weltmeister ihre Reverenz erweisen und gratulieren werden.
So auch Joachim Deckarm, der für Stenzel noch heute „der beste Handballer der Welt“ ist.. Deckarm, seit seinem Sportunfall am 30. März 1979 in Tatabanya ein Pflegefall, gibt das Kompliment an seinen einstigen Chef (nicht ganz) artig zurück. „Vlado war ein hervorragender Chef, ein Fuchs, ein Taktiker, aber manchmal auch ein bisschen ein Selbstdarsteller. Ohne ihn wären wir nicht Weltmeister geworden.“ Kurt Klühspies, an jenem unvergesslichen 5. Februar 1978 beim 20:19-Endspielsieg über die damalige Sowjetunion in der Startformation, würdigt den „König von Kopenhagen“: „Vlado lebt heute noch Handball mehr als viele andere. Er war es, der den Leistungsgedanken im deutschen Handball eingeführt hat.“ Auch der heutige Bundestrainer Heiner Brand weiß um die Bedeutung Stenzels: „Vlado war der erste Trainer in Deutschland, der spezifisches Hallenhandball-Training eingeführt hat. Das war damals auch für die besten Vereinstrainer richtungsweisend. Uns, die 78er-Weltmeister-Generation, hat er geformt, wir haben später viel von ihm übernehmen können. Seine Erfolge haben dem Handball viel Auftrieb verschafft.“
Der in Zagreb geborene Coach kämpft noch auf seine alten Tage um seinen geliebten Handball, um ihn attraktiver zu machen, übt immer wieder Kritik an den Regeln und der extremen Macht der Schiedsrichter. So kommt es nicht von ungefähr, dass auf seiner aktuellen Visitenkarte: Vlado Stenzel – Handballforschung – und Förderung steht.
Der gelernte Chemielaborant, der als Trainer Höhen und Tiefen erlebte, bezeichnet die erfolgreiche Qualifikation für die Olympischen Spiele 1976 in Montreal gegen die DDR als seinen „größten persönlichen sportlichen Erfolg“, er stuft ihn höher ein als den Goldmedaillengewinn mit Jugoslawien bei Olympia 1972 in München und den deutschen WM-Coup 1978. Stenzel griff gegen den damaligen Vizeweltmeister tief in die Trickkiste, arbeitete mit allen taktischen Finessen – und hatte Erfolg. Damals wurde Stenzel erstmals als „Magier“ und „Hexenmeister“ gefeiert. „Ich wollte beweisen, dass der Westen gegen den übermächtigen Osten bestehen und ihn überholen kann. Das ist mir gelungen, darauf bin ich besonders stolz“, berichtet Stenzel.
Für ihn war der Triumph über die DDR die Geburtsstunde des deutschen Hallenhandballs. Mit seinem Team belegte er in Montreal einen großartigen vierten Platz, verlor das kleine Finale um Bronze gegen Polen erst in der Verlängerung. Stenzel, vom 1. Juli 1974 bis zum 7. März 1982 Bundestrainer, coachte die DHB-Auswahl in 173 Länderspielen (95 Siegen, 20 Unentschieden, 58 Niederlagen). Nach dem enttäuschenden siebten Platz bei der Heim-WM 1982 ging die Ära Stenzel zu Ende. Aber er wird als einer der erfolg- und einflussreichsten Bundestrainer in die Geschichte des Deutschen Handballbundes (DHB) eingehen.
Quelle: www.dhb.de