Leon Grabenstein wird zum Faktor
Wie sich die HSG trotz der erneut vielen Ausfälle beim letztjährigen Erstligisten und aktuellen Tabellenvierten in fremder Halle schlug, war aller Ehren wert. Hochkonzentriert und fokussiert startete sie in die Partie. Die ersten sieben Minuten liefen voll nach Plan von Jörg Lützelberger. David Knezevic besorgte hier schon das 5:1 für seine Farben. Kurz darauf sah sich Lübbeckes Trainer Michael Haaß schon zur Notbremse und ersten frühen Auszeit gezwungen. Von „viel Qualität“ sprach dieser mit Blick auf die HSG, die „schon viele Teams der Liga am Rand einer Niederlage hatte. Ich war mir keineswegs sicher, wie das heute ausgehen würde.“ Der Handball-Weltmeister hatte aber zunächst offenbar die richtigen Worte an seine Mannschaft gerichtet, die den Konstanzer Vorsprung dank einfacher Fehler und leichter Toren über den Gegenstoß binnen drei Minuten egalisieren konnte. Ganz wichtig nicht nur in dieser Phase des Spiels war HSG-Schlussmann Leon Grabenstein, der gegen seinen künftigen Arbeitgeber mit 13 Paraden – fast 32 Prozent gehaltene Bälle – zu einem echten Faktor wurde.
„Wir wollten hier die Party crashen“
Mit Grabenstein als Rückhalt, großem Einsatz und Kampf, aber auch guten Ideen, ließ sich die junge Mannschaft vom Bodensee jedoch nicht verunsichern. Der siebenmal erfolgreiche Aron Czako brachte sein Team erneut mit zwei Treffern in Front (9:7/17.). „Wir wollten hier die Party crashen“, grinste später Jörg Lützelberger. Bislang hierhin war seine Mannschaft dazu auf allerbestem Wege. Wie schnell es gehen kann, wenn die Qualität eines Peter Strosack, Tom Skroblien oder Benas Petreikis erstmal ins Rollen kommt, mussten die Gelb-Blauen noch vor der Pause erfahren, als Lübbecke plötzlich mit 16:11 vorlegte.
Krimi bis zur letzten Sekunde
„Insgesamt war das eine gute Leistung“, lobte Lützelberger zurecht. Sein Team zeigte erneut, dass es mit einem Topteam der Liga voll auf Augenhöhe agieren kann – allein, es fehlte das letzte, entscheidende Quäntchen Abgezocktheit und Ruhe, um vielleicht sogar die ganz große Sensation zu schaffen. Immerhin ließ Konstanz zu keinem Zeitpunkt locker. Als die Ostwestfalen etwa nach der Pause mit 20:16 vorgelegt hatten, besorgte Yongster Jo Knipp nach wieder starken Paraden von Grabenstein den neuerlichen Anschluss zum 19:20 und jede Menge Spannung. Bemerkendwert war die Einstellung der Gäste, die immer wieder zurückkamen. Als Skroblien zum 24:20 getroffen hatte, entschied sich Lützelberger in der letzten Viertelstunde für den siebten Feldspieler und setzte Lübbecke damit noch einmal derart unter Stress, dass sich ein echter Krimi entwickelte. In den letzten Minuten setzte Konstanz angesichts verrinnender Zeit alles auf eine Karte, verteidigte zunächst offensiv und stellte dann zweimal die Wurffalle und ließ Lübbecke zum Abschluss kommen, um noch einmal in Ballbesitz zu gelangen. Zunächst war Grabenstein gegen Strosack zur Stelle und Lukas Köder besorgte schnell den Anschluss zum 28:29. Die zweite Wurffalle gegen Leos Petrovsky war jedoch nicht mehr von Erfolg gekrönt. Nach dem Treffer zum 30:28 konnte Christos Erifopoulos lediglich noch zum 29:30-Endstand verkürzen.
„Charakter ohne jeden Tadel“
„Wir kommen am Ende noch einmal in Reichweite. Schließlich sind es wieder ein, zwei ärgerliche Kleinigkeiten, die fehlen“, so der HSG-Coach. Wie etwa zwei vergebene Siebenmeter, „zwei, drei Aktionen, in denen wir nicht konsequent genug das Abwehrzentrum schließen.“ So fehlte zum zweiten Mal in dieser Saison gegen Lübbecke nur ein Tor zum Punktgewinn. „Alles Dinge, auf die wir morgen stolz sein können, aber heute natürlich enttäuscht sind“, beschreib der 37-Jährige sein Innenleben, während sich sein Gegenüber „vor allem erleichtert“ zeigte. Lützelberger hob angesichts der nächsten Energieleistung hervor, dass „der Charakter unserer Mannschaft und Spieler ohne jeden Tadel ist. Alles gute Jungs, egal ob sie nächste Saison noch Teil dieses Teams sind oder wir mit den Punkten noch etwas erreichen können. Wir wollen gewinnen.“ Dem EHF-Mastercoach geht es in den letzten Wochen um die Entwicklung, um die Gemeinschaft, den Zusammenhalt und darum, Charakter zu zeigen und sich mit einem Erfolgserlebnis zu belohnen.“ Damit waren er und seine Schützlinge auch schnell beim letzten Spiel dieser Saison – vor eigenem Publikum in der Schänzle-Hölle, die auch in dieser schwierigen Spielzeit stets als lautstarke gelb-blaue Wand hinter ihren Lieblingen stand.
Letztes Heimspiel am Mittwoch
Am Mittwoch, 7. Juni, findet um 19 Uhr nicht nur das letzte Heimspiel der Saison für die HSG Konstanz statt. Nach dem Baden-Württemberg-Derby gegen die SG BBM Bietigheim werden zahlreiche verdiente Spieler gebührend verabschiedet. Dafür hoffen alle noch einmal auf einen passenden Rahmen und eine volle Schänzle-Hölle. Tickets sind im Vorverkauf zwei Euro vergünstigt unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.
Quelle:PM HSG Konstnanz