1,93 Meter groß, 98 Kilogramm schwer - Kasper Nielsen ist ein Kraftpaket, ein Modellathlet. Das hat sich auch sechs Jahre nach seinem letzten Auftritt im deutschen Handball-Oberhaus nicht verändert. 2008 trug der 191-fache dänische Nationalspieler noch das Trikot der SG Flensburg-Handewitt. Danach kehrte er in seine dänische Heimat zurück, spielte zeitweise sogar in der zweiten dänischen Liga. Doch dass Nielsen mit seinen inzwischen 39 Jahren noch lange nicht zweitklassig ist, beweist er seit Ende August bei den Füchsen Berlin. Der amtierende DHB-Pokalsieger musste reagieren, als sich sein etatmäßiger Abwehrchef Denis Spoljaric an der Hand verletzte, und lockte kurzerhand den dänischen Altstar in die Hauptstadt. Im Interview verrät der zweifache Europameister, wie er sich inzwischen in Berlin zurechtgefunden hat, wie er seine Rolle im Teamgefüge der Füchse versteht und was er vom Topspiel am kommenden Samstag (ab 16 Uhr live auf SPORT1, ab 18 Uhr in der ARD Sportschau) erwartet.
Herr Nielsen, 6 Wochen sind seit Ihrem Wechsel zu den Füchsen Berlin vergangen. Wie haben Sie sich mittlerweile im Team zurechtgefunden?
Kasper Nielsen: Ich habe mich eigentlich sehr schnell eingewöhnt. Die Mannschaft hat eine homogene Altersstruktur, es gibt viele junge Spieler, aber auch genügend erfahrene. Und meine Mitspieler haben mich wirklich gut aufgenommen. Wir helfen uns gegenseitig und reden viel miteinander, was in der Abwehrarbeit, für die ich ja hauptsächlich zuständig bin, Grundvoraussetzung ist. Wir arbeiten hier viel in Berlin, aber das macht mir großen Spaß.
Mit 39 Jahren sind Sie ohne Zweifel der Routinier in Berlin. Wie verstehen Sie Ihre Rolle in der Mannschaft?
Nielsen: Natürlich bringe ich viel Erfahrung mit. Ich wurde nach der Verletzung des eigentlichen Abwehrchefs Denis Spoljaric geholt und dementsprechend verstehe ich auch meine Rolle bei den Füchsen: Ich soll die Deckung organisieren. Das heißt, ich rede viel mit meinen Mitspielern, analysiere mit ihnen zusammen Spielsituationen. Und ich finde, wir werden von Training zu Training, von Spiel zu Spiel besser. Nur das dauert alles natürlich ein bisschen.
Das klingt ein wenig nach der rechten Hand des Trainers. Sie sind ja gerade einmal zwei Jahre jünger als Dagur Sigurdsson.
Nielsen: Ach, wissen Sie, ich denke nicht über mein Alter nach. Mein Körper hält die Belastungen in der DKB Handball-Bundesliga locker aus, das ist nicht das Problem. Natürlich habe ich in meiner Karriere viel Erfahrung gesammelt, aber die endgültigen Entscheidungen trifft immer der Trainer. Ich bin ja gerade einmal 6 Wochen hier in Berlin, ich muss mich auf dem Spielfeld auch erst einmal beweisen!
Mit Paul Drux und Fabian Wiede haben Sie zwei junge Nationalspieler im Team, von denen Handball-Deutschland viel erwartet. Haben Sie die beiden, was die Abwehrarbeit angeht, bereits unter Ihre Fittiche genommen?
Nielsen: Nein, das macht Dagur schon ausgezeichnet. Aber ich muss sagen, dass die jungen Spieler in Deutschland schon immer sehr diszipliniert waren. Und die Nachwuchsspieler in unserem Team wissen, dass sie immer zu mir kommen können. Wie gesagt, wir stehen alle in regem Austausch. Das gibt Sicherheit. Und meine Aufgabe, nämlich die Deckung zu stabilisieren, kann sowieso nur funktionieren, wenn alle gut zusammenarbeiten.
Am Samstag (ab 16 Uhr live auf SPORT1 und ab 18 Uhr in der ARD Sportschau) wartet mit dem Heimspiel gegen den THW Kiel die Neuauflage des diesjährigen Super Cups.
Nielsen: Das wird ein Highlight, eine große Herausforderung. Kiel ist eine absolute Spitzenmannschaft. Den Super Cup haben wir verloren, aber jetzt bietet sich eine neue Chance. Wir werden von Anfang an Gas geben und mit allem, was wir haben, kämpfen. Da spielt es auch keine Rolle, dass ich mit den dänischen Spielern vom THW Kiel gut befreundet bin. Rasmus Lauge war zum Beispiel zum Berlin Marathon zu Besuch bei mir und wir haben lange zusammen gesessen. Aber am Samstag zählt das alles nicht.
Hitzige Duelle gegen den THW Kiel sind Sie aus Ihrer insgesamt vier Jahre langen Zeit bei der SG Flensburg-Handewitt gewohnt.
Nielsen: Das stimmt (lacht). Das war immer ein Kampf auf Biegen und Brechen. Und so müssen wir auch am Samstag ins Spiel gehen, egal ob wir anfangs in Führung gehen oder hinten liegen. Wir müssen immer weiter kämpfen und alles probieren!
Zum Schluss noch einmal weg vom Sportlichen: Wie haben Sie sich in der kurzen Zeit eigentlich in Ihrer neuen Heimat eingelebt?
Nielsen: Berlin ist eine unglaublich schöne Stadt. Es gibt so viele Möglichkeiten, egal ob kulturell oder sportlich. Eigentlich bin ich gar nicht so ein Großstadtmensch, deswegen war ich fast ein wenig erstaunt, wie gut es mir hier doch gefällt. Ich habe schnell eine Wohnung ganz in der Nähe unseres Trainingszentrums gefunden. Ich fühle mich wirklich rundum wohl.
Ist Ihre Familie schon mit nach Deutschland gezogen?
Nielsen: Nein, noch nicht. Meine Freundin arbeitet in Dänemark, unsere Tochter ist viereinhalb Jahre alt und geht dort noch in den Kindergarten. Wir skypen fast jeden Tag, und halten uns gegenseitig auf dem Laufenden. Aber bald sind Ferien in Dänemark, dann wird mich meine Familie in Berlin besuchen und beim Heimspiel gegen Kiel dabei sein
Mehr Informationen zu Kasper Nielsen unter www.fuechse-berlin.de.
Quelle: http://www.dkb-handball-bundesliga.de/