Nach Ablauf der Spielzeit zum Punktgewinn

04.12.2022 9:04

Lukas Köder verwandelte die mit 1400 Fans besetzte Schänzle-Hölle nach Ablauf der Spielzeit in ein Tollhaus: Der Rechtsaußen behielt die Nerven und traf vom Siebenmeterpunkt zum 32:32 (18:17). Ein Punktgewinn, den die Konstanzer nach einem Zwei-Tore-Rückstand knapp eineinhalb Minuten vor dem Schlusspfiff wie einen Sieg feierten.

 

Samuel Wendel hält die HSG am Leben

Es war ein Auf und Ab, ein richtig turbulenter Schlagabtausch zwischen zwei Mannschaften, die wirklich alles reinlegten, was sie zu bieten hatten. Das war zwar nicht immer schön anzusehen und fehlerfrei, dafür hochintensiv, packend, mit dem von beiden Seiten gewünschten Herz in der Hand und auf der Platte. Als die HSG Konstanz dann rund eineinhalb Minutenvor Ultimo mit 30:32 zurücklag, dazu in Unterzahl agieren musste, und die Gäste auf das Tor der HSG anliefen, war die Chance auf Punkte eigentlich nur minimal. Doch „eigentlich“ heißt im wieder extrem stimmungsvollen Hexenkessel direkt am Ufer des Seerheins nicht viel. Samuel Wendel hielt seine Mannschaft mit einem ganz starken Wurf – sein sechstes Tor im siebten Versuch – fast aus dem Nullwinkel am Leben und verkürzte nach der Auszeit von Jörg Lützelberger auf 31:32. Wendel grinste nach dem Spiel und meinte nur: „Als Außen schaust du und wirfst dorthin, wo der Torhüter nicht steht. Habe ich von Gregor gelernt.“

 

Zeitstrafen-Festival in jederzeit fairer Partie

Doch kaum, dass die HSG Konstanz wieder vollzählig war, wurde HSG-Kapitän Michel Stotz vom Platz gestellt. In einem jederzeit fair geführten Spiel, dass dennoch zu einem Zeitstrafen-Festival von 14 Minuten Unterzahl für Konstanz und zwölf für Rostock wurde, bereitete Leon Grabenstein mit einer sehenswerten Parade gegen den aus kürzester Distanz vom Kreis anlaufenden Christan Wilhelm den Weg für ein wieder mal wahnsinniges Finale. Erst wurde auch Hafthor Vignisson vom Platz gestellt, dann übernahm David Knezevic mit einem starken Antritt im Eins-gegen-eins die Verantwortung und wurde mit einem Siebenmeterpfiff belohnt. Eine Sache für Rechtsaußen Lukas Köder, der seine zwei vorherigen Versuche vom Punkt bereits souverän verwandelt hatte. Nach Ablauf der Spielzeit trat er gegen den insbesondere in der letzten Viertelstunde überragenden Empor-Schlussmann Robert Wetzel an. Der 32-Jährige hatte zuvor mit seiner Erfahrung aus 300 Zweitligaspielen die HSG mit neun Paraden und einer Fangquote von knapp 43 Prozent schier zur Verzweiflung gebracht und war der Grund für die Wende, die das Spiel nach dem 29:26 für Konstanz in der 48. Spielminute genommen hatte.

„Ein gerechtes Unentschieden“

Einmal täuschte Köder an, dann versenkte er die Kugel links unten an Wetzel vorbei. Mit weit ausbreiteten Armen lief er im Sprint an der kompletten Tribüne, die nun völlig eskalierte, vorbei. Eingefangen wurde er auf der anderen Seite der Halle. Sofort war der Top-Torschütze der HSG in einer wilden Jubeltraube verschwunden. „Wow, was für ein Spiel“, atmete Tristan Staat danach tief aus. „Echt intensiv. Eine Wahnsinns-Atmosphäre hier, das war großes Kino.“ Wieder einmal hatte die Schänzle-Hölle und die fanatische Unterstützung der HSG-Fans ihren Anteil an der nicht mehr für möglich gehaltenen Wendung auf den allerletzten Metern. In einem schnellen Spiel, in dem beide Teams sehr auf das Gaspedal gedrückt hatten, sah er auf beiden Seiten zu viele Fehler. „Es war hart umkämpft und am Ende ein gerechtes Unentschieden. Für uns auf jeden Fall ein gewonnener Punkt.“

„Der Grund, warum wir in Rückstand geraten, liegt eher an uns“

Sein Gegenüber Jörg Lützelberger lobte ebenfalls die „fantastische Kulisse. Das hat wieder Mal echt Spaß gemacht, hier zu spielen.“ Der HSG-Coach hatte mit ansehen müssen, wie sein junges Team nicht gut in die Partie gestartet war. „Der Grund, warum wir in Rückstand geraten, liegt eher an uns“, sagte er. In der Deckung bekam die HSG viele Lücken nicht rechtzeitig geschlossen, sodass die im Eins-gegen-eins sehr starken Hansestädter dies eins ums andere Mal für Treffer nutzen konnten. Allen voran Sveinn Sveinnsson ist hier mit acht Treffern aus acht Würfen zu nennen. Die Kreise des Isländers einzuengen, gelang Konstanz kaum. Im Angriff kamen ein paar ungeduldige, nicht gut vorbereitete Abschlüsse sowie Pech bei zahlreichen Alu-Treffern hinzu, sodass sich nach dem 3:1 und 4:3 das Blatt wendete. Fast zehn Minuten gab es keinen Treffer mehr für die Gelb-Blauen und Rostock lag mit 8:4 in Front. Erst in den letzten sieben Minuten vor der Pause brachte Konstanz seine PS und die Leistungen der Vorwochen etwas auf die Platte und stellte von 11:14 auf 18:17 zur Pause.

Wichtige Erkenntnis: Auch an nicht so gutem Tag in der Lage zu punkten

„Wir kommen besser in die zweite Hälfte rein. Dann ist es ein offener Schlagabtausch – aber Rostock auch eine Mannschaft, bei der es gerade läuft“, so der 37-Jährige. „Die zwei erfahrene, gute Keeper hat. Wetzel wäre fast zum Matchwinner geworden. Dazu kommt mit Sveinnsson ein internationaler Profi, der eine Qualität auf die Platte bringt, die man auch nicht bei jedem Gegner sieht. Damit hatten wir 60 Minuten ganz viel Mühe.“ Die wichtigste Erkenntnis des Abends war aber die, dass „es für uns ein großer Fortschritt ist, dass wir in einem Spiel, in dem wir doch nicht ganz zufrieden sind, weil wir einige Fehler machen und einige Bälle liegenlassen, trotzdem in dieser Liga punkten. Das wäre vor drei Monaten undenkbar gewesen. Das ist eine große Entwicklung für uns.“ Wendel fügte später noch an: „Wir sind noch lange nicht am Ende unser Entwicklung und an dem, woran wir arbeiten werden. Für uns ist jeder Punkt in dieser Liga ein gewonnener Punkt. Wir brauchen jeden einzelnen und der wird noch wichtig.“

In Dessau, 14. Dezember (Mittwoch) Heimspiel gegen Nordhorn

Weiter geht es für die HSG Konstanz mit einer englischen Woche. Am Freitag ist sie in Dessau gefordert, am Mittwoch, 14. Dezember, kommt um 19 Uhr der ehemalige Europapokalsieger HSG Nordhorn-Lingen nach Konstanz.

 

Quelle: PM HSG Konstanz

HSG Konstanz Herren

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