Nick Heinemann krönt atemberaubende Aufholjagd
14.05.2012 12:45
Nach einem 13:19-Rückstand (47.) hatten die Wartburgstädter, erneut ohne ihre verletzungsbedingt fehlenden Nationalspieler Tomas Sklenak und Girts Lilienfelds, mit einem atemberaubenden Schlussspurt die Partie noch zum 23:22-Sieg gedreht. Der durch eine Fußverletzung noch gehandicapte Daniel Luther sorgte aus dem linken Rückraum für viel Kreativität. „Großartig, wie Daniel Luther mit spielerischer Intelligenz und Kampf aufgetrumpft hat“, war ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson voll des Lobes.
Nach dem schier aussichtslosen Rückstand übernahm Duje Miljak (erfolgreich) Verantwortung beim Torwurf aus dem rechten Rückraum. Die Eisenacher Abwehr, mit einem „Hexer“ Radek Musil im Tor, der 21 Bälle (darunter drei Strafwürfe) parierte, rührte regelrecht Beton an., kaufte den Gästen mit fairen Mitteln den Schneid ab. Der ASV Hamm-Westfalen, der vorjährige Erstligaabsteiger, der im Hinspiel Eisenach mit 38:23 deklassiert hatte, schien plötzlich „die Hosen voll zu haben“. Drei Treffer gelangen den Gästen noch. „Angst und Respekt bestimmten unser Spiel im Schlussgang“, bilanzierte Kay Rothenpeler, Trainer und Manager des ASV Hamm.
Die 1500 Zuschauer, die Handball live dem Fußball vor dem Fernsehgerät vorgezogen hatten, erlebten einen Hitchcock der Extraklasse. Nach Foul an Alexander Schiffner traf Nick Heinemann per Strafwurf zum 17:19 (50.). Die Partie war wieder offen. Chen Pomeranz, der torgefährliche Spielgestalter der Gäste (9 Treffer) handelte sich eine Zeitstrafe ein. Duje Miljak hämmerte das Leder zum 19:20-Anschlußtreffer in die Maschen (52.). ThSV-Keeper Radek Musil behauptete sich gegen Thomas Rychanski. Rückraumspieler Thomas Lammers donnerte das Leder ans Eisenacher Gebälk. Daniel Luther passte den Ball zu Benjamin Trautvetter, der zum 20:20-Ausgleich vollendete (54.). Björn Wiegers, das „Kampfschwein“ der Gäste an der Kreismitte, staubte zum 20:21 ab (57.). Sekunden später zischte eine Miljak-Fackel zum 21:21 in den Gästekasten (57.). Beim Gegenzug konnte Björn Wiegers nur auf Kosten eines Strafwurfes gebremst werden. Chen Pomeranz verwandelte zum 21:22 (59.). Daniel Luther sorgte postwendend für den 22:22-Ausgleich (59.). Chen Pomeranz, der starke Individualist und Kopf der Mannschaft des ASV Hamm, übernahm Verantwortung, marschierte in Richtung Eisenacher Kasten und scheiterte am Holz und Keeper Radek Musil.
Die Eisenacher initiierten ihren letzten Angriffszug, brachten ihren Kapitän Benjamin Trautvetter an der Kreismitte in Wurfposition. Dieser konnte nur regelwidrig am Torwurf gehindert werden. Siebenmeter für den ThSV Eisenach. Nick Heinemann, dessen Einsatz aufgrund von Rückenproblemen sich erst vor dem Anpfiff entschieden hatte, schritt zur ominösen Linie. Der Kleinste auf dem Parkett ließ dem guten Tomas Mrkva im Kasten des ASV Hamm keine Chance, verwandelte nervenstark schnörkellos zum Eisenacher Siegtreffer. Alles andere ging im überschäumenden Jubel im Tollhaus Werner-Aßmann-Halle unter. „Bis zur 47. Minute hatten wir die Partie im Griff“, philosophierte Kay Rothenpieler nach dem Abpfiff. „Kurz vor dem Exitus rafften wir uns zu einem Kraftakt voll Willen und Leidenschaft auf“, strahlte Adalsteinn Eyjolfsson.
Zwei starke Abwehrreihen, zwei starke Torhüter
Besonders die erste Halbzeit war von zwei ganz starken Abwehrreihen geprägt, was in der Torarmut beim Gang zu den Halbzeitgetränken seinen Ausdruck fand. Beide Eisenacher Linksaußen, Adrian Wöhler und Alexander Schiffner, bissen sich am Gästekeeper Tomas Mrkva die Zähne aus. Er „machte seinen Laden dicht“. Die Gäste, bei denen Dirk Hartmann nur im Angriff agierte, in der Abwehr von Frank Schumann abgelöst wurde, erspielten sich ein Übergewicht.
Die Eisenacher waren aufgrund ihrer personellen Probleme nicht an einer Tempoforcierung, nicht an einem offenen Schlagabtausch interessiert. Roel Adams agierte in der Sklenak-Rolle auf der mittleren Aufbauposition, Eryk Kaluzinski im linken und Duje Miljak im rechten Rückraum. Roel Adams glich zum 3:3 (9.) aus. Chen Pomeranz traf für die Gäste zum 3:5 (11.). Schwerstarbeit hatte der Eisenacher Deckungsinnenblock gegen den kantigen Gäste-Kreisläufer Björn Wiegers zu verrichten, der mehrfach nur auf Kosten eines Strafwurfes gestoppt werden konnte. Doch ThSV-Keeper Radek Musil blieb im Siebenmeterduell gegen Pomeranz (5.) und Schmetz (20.) Sieger, war erneut der große Rückhalt seines Teams. Benjamin Trautvetter traf vom Kreis zum 7:7 (23.). Eryk Kaluzinski hatte an diesem Tag sein Zielwasser wohl nicht eingepackt, scheiterte mehrfach. Dirk Hartmann netzte zum 7:8 ein (27.). Der Eisenacher Ausgleich zum 8:8 (27.) resultierte aus einem Kempa-Treffer in Co-Produktion von Roel Adams und Adrian Wöhler. Dirk Hartmann sorgte für die knappe Halbzeitführung der Gäste.
ASV Hamm zunächst effizienter – doch dann kam der Schlussspurt der Eisenacher
Eisenachs Angriffszüge endeten mehrfach beim Gästekeeper Tomas Mrkva. Eisenachs Schlussmann Radek Musil war der Fels in der Brandung. Das Eisenacher Schiff schien zu kentern. Eryk Kaluzinski jagte das Leder über den Kasten. Im Nachwurf versenkte Jan Pomeranz einen Siebenmeter zum 11:15 (41.). Dann scheiterte auch Benjamin Trautvetter am Gästekeeper (43.). Jan Pomeranz traf von der Siebenmeterlinie zum 12:17 (44.). Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson rief seine Schützlinge mittels grüner Karte zu Besprechung. Nick Heinemann passte nach einem Konter das Leder von Rechtsaußen zum an der Mitte völlig freien Alexander Schiffner, der jedoch am blitzschnell reagierenden Torhüter Tomas Mrkva scheiterte.
Im Gegenzug versenkte Chen Pomeranz zum 13:19 (47.).“Da verzweifelte die ganze Halle“, erinnerte sich ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Die Punktvergabe war eigentlich geklärt. Eigentlich. Was folgte, war eine atemberaubende Aufholjagd, im Teamwork zwischen Mannschaft und Fans. Branimir Koloper & Co. bremsten die Gäste konsequent aus. Der ASV Hamm wurde von Minute zu Minute verunsicherter. Daniel Luther gefiel in der Rolle des intelligenten Vorbereiters, traf kluge Entscheidungen, leistete die Vorarbeit für den explodierenden Duje Miljak zum 15:19 (48.), legte das Leder selbst gefühlvoll zum 16:19 (49.) ins Netz.
Nach dem von Nick Heinemann verwandelten Siebenmeter zum 17:19 (50.) bahnte sich gasnz langsam eine faustdicke Überraschung nach dem 6-Tore-Rückstand an. Branimir Koloper lupfte das Leder über den Keeper zum 18:20 ins Netz (51.). Der Handball-Hitchcock war eingeläutet. Die Gäste zeigten sich von der Gegenwehr der Eisenacher auf dem Parkett und der ohrenbetäubenden Kulisse sichtbar beeindruckt. Der Eisenacher Ausgleichstreffer gelang erst im zweiten Anlauf. Beim ersten war Nick Heinemann noch am rechten Pfosten gescheitert. Benjamin Trautvetter lochte dann zum 20:20 (56.) ein. Nick Heinemann sorgte dann in den Schlusssekunden für Eisenacher Glückseeligkeit. Bei Live-Musik der Band „Freunde der Nacht“ wurde bis weit in die Nacht in und um die Werner-Aßmann-Halle gefeiert.
Quelle: http://www.toyota-handball-bundesliga.de/