Ljubomir Vranjes kam, Börge Lund kam und Peter Kukucka kam. Alle diese Spielmacher sind wieder gegangen. Nur einer ist geblieben: Maik Machulla hat sie alle überlebt und trägt nun die Verantwortung im mittleren Rückraum der HSG Nordhorn-Lingen. Doch gegenwärtig muss sich der 32-Jährige noch um weit mehr kümmern als um die Gestaltung des Angriffspiels. Als einer der dienstältesten im Team der HSG neben Torhüter Peter Gentzel trägt er dafür Sorge, dass die Mannschaft trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation weiterhin zusammenhältund erfolgreichen Handball spielt.
Frage: Wie war denn der Sonntag und das letzte Spiel gemeinsam mit Holger Glandorf?
Maik Machulla: Holger ist mein Nachbar. Seit zwei Jahren wohnen wir nebeneinander. Da hat sich natürlich so etwas wie ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Seit er in der Bundesliga spielt, spielen wir gemeinsam für die HSG Nordhorn-Lingen.
Frage: Nach dem Spiel ging es schwer emotional zu. Wie haben Sie das erlebt?
Maik Machulla: Das war wahnsinnig emotional. Weil Holger geht, aber auch, weil ich so eng mit ihm verbunden bin. Ich bin nach Spielschluss sofort in die Kabine gegangen, weil ich das nicht ertragen konnte und ich mein Ding machen wollte. Holger war das Aushängeschild der HSG. Dass er geht, ist sicher ein Zeichen, dass sich die Dinge hier ein wenig verändern werden. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht: Die HSG hat dann ihren großen Knall erlebt und kann sich wirtschaftlich gesund wieder aufbauen.
Frage: Hat die Mannschaft sich noch intern von Glandorf verabschiedet?
Maik Machulla: Wir haben nach dem Spiel noch unglaublich lange in der Kabine gesessen und über vieles geredet. Später am Abend haben Holger und ich gemeinsam mit unseren Frauen und mit Arne Rigterink bei uns daheim zusammen gesessen. Arne ist der Sohn von Manager Bernd Rigterink und war ein langjähriger Begleiter von Holger. Die haben schon in der Jugend hier zusammen Handball gespielt. Das war wichtig für uns alle, dass wir am Sonntagabend, nachdem die Entscheidung ja erst am Samstagnachmittag gefallen war, noch einmal in diesem privaten Kreis zusammenkamen.
Frage: Stehen nach Mamelund, Kukucka und Glandorf noch weitere Spielertransfers in Haus?
Maik Machulla: Sicher hatten einige Spieler die Möglichkeit, noch vor Ende der Wechselfrist zu gehen. Sie haben das abgelehnt, weil alle hoffen, dass sich das Blatt nun zum Guten wenden wird. Es hängen ja auch Familien dran, sodass keiner gern innerhalb von zwei Tagen die Tasche packen möchte. Alle möchten so gerne hier bleiben und setzten die Priorität auf ihr privates Umfeld. Ich weiß nicht, woher das kommt, dass diese Jungs alle so an diesem Klub hängen. Wir haben ein tolles Gefüge und einen super Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft. Nicht zuletzt auch deshalb ist Holger so lange hier geblieben und hat bis zuletzt dem Verein die Treue gehalten.
Frage: Denken Sie oft an die Leute, die das Team über viele Jahre hinweg angefeuert haben?
Maik Machulla: Die Fans haben immer eine ganz, ganz wichtige Rolle für uns gespielt. Die waren immer für die Mannschaft da. Für die ist die Situation genauso schlimm wie für uns. Sportlich hatten wir ohnehin die gleichen Ziele. Die haben wie wir den Wunsch, dass wir die Erstklassigkeit erhalten und stehen bedingungslos zu ihrer Mannschaft. Das ist großartig und nötigt mir jeden Respekt ab.
Frage: Es ist sicher schwer, zum gegenwärtigen Zeitpunkt über die sportlichen Dinge zu reden, die in dieser Saison noch anstehen. Aber immerhin steht die HSG im Viertelfinale des nationalen Pokals, im Viertelfinale des Europacups der Pokalsieger und trägt sich noch mit Hoffnungen, sich erneut für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren.
Machulla: Sportlich haben wir uns in den vergangenen Jahren immer toll verkauft. Aber das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt fast zweitrangig. Man muss sich das mal überlegen: Da gibt es einen Bundesligisten, der kaum Geld hat und dennoch den Europacup gewinnt, der jetzt schon wieder unter den letzten acht Teams steht und – wenn man so will – nur noch ein Spiel vom Final Four in Hamburg entfernt ist. Das ist einfach großartig. Wie weit das in dieser Saison noch aufrecht zu erhalten ist, wird man sehen. Ohne Mamelund und ohne Glandorf fehlen uns natürlich die Alternativen.
Frage: Wie groß ist da die Motivation, ein Bundesligaspiel daheim gegen Stralsund zu bestreiten.
Maik Machulla: Meine Güte, wir spielen daheim und es werden trotz allem viele Fans ins Euregium kommen. Es geht um zwei Punkte, die wir unbedingt haben wollen. Auch wenn unsere Gedanken gegenwärtig sicher woanders sind, werden wir das für die 60 Minuten am Freitag sicher ausblenden können. Wir haben eine professionelle Einstellung zu den Dingen und wollen ein gutes Spiel abliefern. Das sind wir uns und unserem Coach schuldig, das sind wir auch Bernd Rigterink schuldig. Und ganz sicher sind wir das unseren fantastischen Fans schuldig.
Maik Machulla in Zahlen
Rückennummer: 4
Geboren: 09.01.1977
Nationalität: Deutsch
Position: Rückraum Mitte/Links
Größe: 1,90 Meter
Spiele 08/09: 14
Tore 08/09: 14
Spiele gesamt: 289
Tore gesamt: 708/69
Länderspiele: 12
In Nordhorn seit: 2002
HSG Nordhorn-Lingen in der Liga:
Am Freitag gegen Aufsteiger Stralsunder HV
Die kommenden Bundesliga-Begegnungen der HSG im Überblick:
21. Spieltag
HSG Nordhorn-Lingen – Stralsunder HV
Freitag, 20.02.2009, Anwurf 19.30 Uhr
22. Spieltag
HSG Wetzlar – HSG Nordhorn-Lingen
Dienstag, 24.02.2009, Anwurf 20.15 Uhr
23. Spieltag
Rhein-Neckar Löwen – HSG Nordhorn-Lingen
Mittwoch, 04.03.2009, Anwurf 20.15 Uhr
Cup der Pokalsieger:
Auslosung Viertelfinale:
Am kommenden Dienstag, 24. Februar, findet in Wien die Auslosung des Viertelfinales im Europacup der Pokalsieger statt. Neben der HSG Nordhorn-Lingen hat sich für die Runde der letzten acht Teams bislang lediglich RK Bosna Sarajevo qualifiziert. Die restlichen sechs Viertelfinal-Teilnehmer werden am kommenden Wochenende in den Rückspielen des Achtelfinals ermittelt.
DHB-Pokal: Ansetzungen der Viertelfinal-Spiele
Es fehlt nur noch ein Erfolg, dann wäre die HSG Nordhorn-Lingen bereits zum fünften Mal in der Vereinsgeschichte für das Final Four in Hamburg qualifiziert. Die Hürde, die das Team aus der Grafschaft zu nehmen hat, ist hoch, doch nicht unüberwindlich. Zum Viertelfinale im nationalen Pokalwettbewerb muss die HSG zum VfL Gummersbach reisen. Jetzt wurden die aktuellen Ansetzungen der Spiele bekannt gegeben. Demnach werden sämtliche vier Viertelfinalbegegnungen am vorgesehenen Termin (11. März 2009) ausgetragen. Unterschiedlich sind allein die Anwurfzeiten. Für das Match der HSG in Gummersbach, das übrigens in der altehrwürdigen Eugen-Hass-Halle ausgetragen wird, ist 19.30 Uhr als Anwurfzeit festgesetzt.
Die Begegnungen in der Übersicht
Mittwoch, 11. März 2009
19:30: Rhein-Neckar Löwen - HSG Düsseldorf
19:30: VfL Gummersbach - HSG Nordhorn-Lingen
20:15: GWD Minden - HSV Hamburg
20:15: HSG Wetzlar - THW Kiel
Die Mannschaften, die die Viertelfinalpaarungen für sich entscheiden, sind für das Lufthansa Final Four 2009, das am 9./10.Mai 2009 in der Hamburger Color Line Arena ausgetragen wird, qualifiziert.
Die Termine in der Übersicht
Viertelfinale: 11. März 2009
Final Four: 9./10. Mai 2009
Quelle: www.toyota-handball-bundesliga.de