SG Leutershausen verzichtet auf Lizenzverfahren für 2. Handball-Bundesliga
31.01.2014 12:14
Ohne Hauptsponsor für die kommende Saison will der Zweitligist "keine finanziellen Abenteuer" eingehen, teilt der Verein mit.
Die SG Leutershausen wird sich voraussichtlich - unabhängig vom sportlichen Ausgang dieser Saison - nicht um eine Lizenz für die 2. Handball-Bundesliga in der kommenden Spielzeit bewerben. Sollte sie in den kommenden vier Wochen keinen Hauptsponsor finden, zieht das Team von der badischen Bergstraße einen geplanten Abstieg in die dritthöchste Spielklasse den Unwägbarkeiten im Handball-Unterhaus vor.
Das haben die Gesellschafter der Handball-GmbH einstimmig beschlossen. Ein letztlich konsequenter Schritt, wie Uli Roth, sportlicher Leiter des Zweitliga-Teams und neben Jörn Schmitt, Jörg Büßecker und Hans Tesarz Gesellschafter der Handball-GmbH, betont: "Seit dem Aufstieg in die 2. Liga in der vergangenen Saison haben wir den Verbleib in der zweithöchsten Spielklasse immer auch von verbesserten Rahmenbedingungen für das Team abhängig gemacht. Dazu gehörten beispielsweise ein Hauptsponsor auf der Brust und ein deutlich verbesserter Zuschauerschnitt in der Halle. Beides haben wir bis heute nicht geschafft. Heute ist der Zeitpunkt klar zu sagen, wie ernst die Lage ist und das Umfeld wachzurütteln."
Bereits mit dem Wiederaufstieg in den nationalen Handball hatte die SG Leutershausen klar gemacht, dass sie das sportliche Abenteuer zweite Liga zu keiner Zeit mit einem finanziellen Abenteuer verknüpfen werde und dass man die Klasse nur halten wolle, wenn die wirtschaftlichen Perspektiven dafür stünden. Für SGL-Geschäftsführer Jörn Schmitt ist die Rückkehr in die dritte Liga zum jetzigen Zeitpunkt der einzig gangbare Weg: "Den hohen Kosten in der zweiten Liga sind wir auf Dauer ohne Hauptsponsor nicht gewachsen, deswegen ziehen wir nun rechtzeitig die Konsequenz."
Die Mannschaft erfuhr am Donnerstag Abend in einer Mannschaftssitzung von der neuen Entwicklung. Damit ist der Weg für eine zweigleisige Mannschaftsplanung für die kommende Saison geebnet.
Die SG Leutershausen hat sich selbst noch eine Frist bis Anfang März gesetzt. So lange gibt es die Möglichkeit, das Lizenzierungsverfahren offen zu halten. Sollte sich bis dahin ein Hauptsponsor finden, könnte Leutershausen auch wirtschaftlich das Rennen um den Klassenverbleib stemmen. "Es stehen noch einige ernsthafte Gespräche an", so Uli Roth, "aber wir wollten nicht pokern bis zuletzt, sondern zu Beginn der Rückrunde die Karten auf den Tisch legen. Das gebieten sportliche Fairness und Transparenz, zu denen wir uns vor allem unseren Spielern, unseren Partnern und unseren Fans gegenüber verpflichtet sehen." Ebenso klar ist für die Verantwortlichen, dass ihr Team die Runde ordentlich zu Ende spielen wird - sportlich ambitioniert und hungrig nach Punkten.
Unbestritten ist der Weg der SGL, wie er sich jetzt abzeichnet, hart. So hatte es sich das Management nicht gewünscht. In der Rückschau begann die Durststrecke, die nun zu einem bewussten Rückschritt in die dritte Liga führt, mit der Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011. Zu dieser Zeit hatte die SG Leutershausen gerade einen Sponsoringvertrag mit dem Energiekonzern EnBW ausverhandelt. Wegen des Wandels der politischen Rahmenbedingungen und der Belastungen durch die Energiewende kündigte die EnBW die gerade geschlossene und auf Wachstum ausgerichtete Vereinbarung zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Eine Hypothek für das ambitionierte Leutershausener Spitzenhandball-Projekt, das in der Folge intensiv nach einem ähnlich potenten Partner Ausschau hielt. Seit mehr als einem Jahr läuft die Suche nach einem neuen Hauptsponsor, der die Bergsträßer mit einer sechsstelligen Summe unterstützen sollte, noch einmal verstärkt auf Hochtouren. Doch trotz der erheblichen Bemühungen und vieler Gespräche fand sich bis jetzt kein passender Partner für die SGL. "Wir mussten lernen, dass der Sponsorenmarkt durch die Spitzenteams in der Region in den Sportarten Fußball, Handball und Eishockey ziemlich abgegrast ist. Die Budgets sind verteilt. Zwar stieß unser Konzept ideell auf große Zustimmung, aber letztlich fand sich niemand, der es auch finanziell auf ausreichend hohem Niveau unterstützen wollte", sagt Uli Roth.
Jörn Schmitt ergänzt: "Auch das Publikum hat die Anstrengungen, die die zweite Liga mit sich bringt, am Ende nicht so honoriert wie es notwendig gewesen wäre. Der Zuschauerschnitt liegt heute sogar unter dem aus unseren Jahren in der dritten Liga, die noch dazu mit vielen attraktiven regionalen Derbys aufwartet. Aus wirtschaftlicher Sicht macht die 2. Liga für uns keinen Sinn", rechnet der Geschäftsführer vor. Für den Rest der Saison tritt die SGL in allen Bereichen finanziell auf die Bremse, solidarisch als Team. Dazu zählt auch, dass die Spieler auf einen Teil ihres Gehalts verzichten. "Wir wollen in der kommenden Spielzeit ohne größere Altlasten aus der zweiten Liga antreten", so Schmitt.
Der Schritt zurück bedeute nicht, das Projekt "Spitzenhandball in Leutershausen" dauerhaft zu begraben, heißt es. Sobald der Spielbetrieb auf eine breitere finanzielle Basis gestellt werden kann, will Leutershausen erneut oben mitmischen. Unterdessen bleiben die Grundpfeiler des "Leutershausener Modells" erhalten. Die Handball-GmbH bleibt bestehen, die Gesellschafter bleiben an Bord. Trainer Marc Nagel wird auch unter den neuen Voraussetzungen Trainer der SG Leutershausen bleiben. Trotz den Bruchs stehen die Zeichen also auf Kontinuität. "Die Väter des 'Heisemer Wegs' machen weiter" - so drückt es Jörg Büßecker aus. Die neue Situation eröffne die Chance, mehr als bisher Spieler aus der eigenen Jugend und der Region ins Gefüge der ersten Mannschaft einzubinden. Ihm ist um die Zukunft des Handball in "Hause" nicht bang: "Die vielen Gespräche der letzten Tage und Wochen mit Sponsoren, Gönnern und Vereinsmitgliedern zeigen eine positive Grundstimmung, auf die wir in dieser Umbruchsphase bauen können." (rkü)
Quelle:
http://www.dkb-handball-bundesliga.de/news/39846