Daniel Sauer, Geschäftsführer und ehemaliger Abwehrchef der Rimparer Wölfe, im Interview über das Niveau der 2. Handball-Bundesliga und die Bedeutung des All Star Games für die Handball-Region Franken.
Daniel Sauer (33) ist in Rimpar eine Identifikationsfigur. Zehn Kilometer nördlich von Würzburg begann für den Vollblut-Handballer alles, hier lernte er das Handball Einmaleins, das Sauer bis in die höchste deutsche Spielklasse bringen sollte. Über den damaligen Zweitligisten HSC Bad Neustadt ging es für den Rückraumspieler 2004 zum HBW Balingen-Weilstetten. In der ersten und zweiten Liga absolvierte Sauer für die Schwaben mehr als 250 Spiele, entwickelte sich zum Abwehrchef. Mit 31 Jahren dann die Rückkehr zu seinem Heimatverein, mit dem ihm in der Saison 2012/13 gleich der Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga gelang. Doch Sauer half seinem Herzensverein mit seiner kompromisslosen Deckungsarbeit nicht nur auf dem Parkett weiter, er übernahm gleichzeitig auch die Geschäftsführung. Seit seinem Karriereende im Sommer konzentriert sich der Vater einer kleinen Tochter nun voll und ganz auf die Rimparer Geschicke außerhalb des Spielfelds. Im Interview erzählt der 33-Jährige, wie er die ersten Saisonspiele seiner Wölfe ohne Trikot auf der Brust erlebt hat, versucht den sensationellen Saisonstart des letztjährigen „Fast-Absteigers“ zu erklären und schätzt die Bedeutung des All Star Games für die Handball-Region Franken ein, das am 6. Februar in der Arena Nürnberger Versicherung stattfindet (Tickets im Shop der DKB Handball-Bundesliga oder bei eventim).
Herr Sauer, seit dieser Spielzeit verfolgen Sie die Spiele Ihrer Rimparer Wölfe nur noch vom Spielfeldrand aus. Wie hat sich das anfangs angefühlt?
Daniel Sauer: Ich muss sagen, wenn es so gut läuft wie zuletzt, ist es sehr angenehm, von außen zuzusehen. Bei knappen Spielen habe ich aber manchmal auch schon ähnlich geschwitzt wie auf dem Spielfeld. Vielleicht hätte mir vorher mal jemand sagen sollen, dass ich besser auch fürs Zuschauen immer ein Wechsel-Outfit mit dabei haben sollte (lacht).
Seit dem Sommer konzentrieren Sie sich ganz auf Ihre Tätigkeit als Geschäftsführer. Hat sich seitdem Ihr Aufgabenprofil noch einmal verändert im Vergleich zur Doppelaufgabe als spielender Chef?
Sauer: Nach wie vor gliedert sich mein Aufgabenfeld in vielfältige Organisationsbereiche. Im strategischen Bereich, also bei allem, was Sponsoring, Marketing oder ähnliches betrifft, habe ich mich auch letztes Jahr schon intensiv eingebracht. Auch in den Bereichen PR, Ticketing und Merchandising war ich schon immer dabei. Neu dazugekommen ist seit meinem Karriereende aber vielleicht das Thema Fan- und VIP-Betreuung am Spieltag selbst. Davon bekommt man selbstverständlich nicht so viel mit, wenn man irgendwann einmal zum Warmmachen aufs Spielfeld muss. Aber das alles macht mir Spaß, ich sammle tolle Erfahrungen.
Wir müssen über den Saisonstart der Wölfe sprechen: 18:2 Punkte nach 10 Spielen! Ihre Einschätzung dieses Starts nach Maß?
Sauer: Wir alle sind positiv überrascht, was sich mit unserer jungen, deutschen Mannschaft erreichen lässt. Wir spielen attraktiven Handball und hatten gleich am Anfang einige Ausrutscher nach oben, wenn man es so sagen will. Das Saisonziel bleibt aber nach wie vor der Klassenerhalt, daran ändert auch dieser gute Start nichts. Mit 18 Punkten hat meines Wissens nach noch kein Zweitligist die Klasse gehalten. Es warten noch viele Top-Mannschaften der Liga auf uns in der Hinrunde. Wir wollen so schnell wie möglich 30 Punkte, um mit dem Abstieg nichts mehr zu tun zu haben. Da müssen wir demütig bleiben.
Welche Rolle spielt Ihr Trainer Jens Bürkle in der aktuellen Rimparer Erfolgsgeschichte, der schon in der Vorsaison von seinen Liga-Kollegen zum Trainer des Jahres gewählt wurde?
Sauer: Jens trägt natürlich einen großen Teil dazu bei, dass es sportlich momentan so gut läuft. Er macht einen hervorragenden Job und wir sind froh, dass er seinen Vertrag Ende 2013 noch einmal um zwei Jahr verlängert hat, obwohl seine Arbeit natürlich nicht unbemerkt bleibt und er dementsprechend auch einige andere Angebote auf dem Tisch hatte.
Wie haben Sie ihn denn noch als Spieler erlebt?
Sauer: Jens ist sehr akribisch. Er nimmt den Spielern viel ab, zum Beispiel was die Videoanalyse angeht. Die meisten unserer Spieler arbeiten Vollzeit. Das ist nun einmal so, und da bleibt nicht immer die nötige Zeit für lange Video-Einheiten. Jens bereitet die Trainingseinheiten und Taktikbesprechungen aber großartig vor und profitiert dabei auch von seiner hohen trainingswissenschaftlichen Kompetenz.
Nach einem Jahr harten Abstiegskampfs haben sich die Rimparer Wölfe augenscheinlich in der 2. Handball-Bundesliga etabliert. Wie schätzen Sie das Niveau der Liga grundsätzlich ein?
Sauer: Ich denke, die 2. Handball-Bundesliga braucht sich im Vergleich zu vielen ersten Ligen nicht verstecken. Im Gegenteil, wahrscheinlich gehört sie sogar zu den fünf oder sechs stärksten Ligen überhaupt in Europa. Man muss sich nur einmal anschauen, welche Traditionsmannschaften in der 2. Liga vertreten sind – Großwallstadt, Nordhorn, Bad Schwartau. Das ist die Creme de la Creme und dementsprechend viel Spaß macht es uns auch, Teil dieser 2. Liga zu sein. Die Jungs eilen quasi, unabhängig von der Tabellensituation, von Topspiel zu Topspiel. Da heißt es einfach, weiter akribisch zu arbeiten, aber trotzdem den Moment zu genießen.
Der HC Erlangen mischt die DKB Handball-Bundesliga auf, Aufsteiger Coburg, Traditionsmannschaft Großwallstadt und die Rimparer Wölfe stehen in der 2. Handball-Bundesliga hervorragend da. Boomt Handball in Franken derzeit?
Sauer: Das „Projekt Wölfe“ wird definitiv positiv wahrgenommen in der Region. In unserer kleineren Dreifachsporthalle mit einem Fassungsvermögen von rund 1.000 Zuschauern sind die Sitzplätze meistens schon zwei Wochen vor dem Spiel restlos ausverkauft. Und wenn wir in die größere s.Oliver Arena nach Würzburg umgezogen sind, war das bisher auch immer ein voller Erfolg. Aber nicht nur in den Profiligen sind fränkische Vereine zur Zeit erfolgreich. Auch in der 3. Liga sind einige Teams auf dem Sprung. Unsere zweite Mannschaft hat sich inzwischen in der Bayernliga etabliert. Man kann also schon sagen, dass der Handball in der Region Würzburg-Mainfranken an Stellenwert gewinnt.
Welche Bedeutung kann in dieser Entwicklung dem All Star Game zukommen, das am 6. Februar in der Arena Nürnberger Versicherung stattfindet?
Sauer: Dieses riesen Event wird dem Handball in Franken weiteren Schub geben, keine Frage. Das Projekt Erlangen ist ja ohnehin erfolgsversprechend, wird in Nürnberg gut angenommen. Das All Star Game kann dann als zusätzliche Plattform dienen, um allen Sportbegeisterten zu zeigen, was für ein geiler Sport Handball ist, wieviel Spaß es macht, in die Halle zu gehen. Beim Handball wird man schließlich nie ein 0:0 erleben.
Quelle: http://www.dkb-handball-bundesliga.de/