Konstanz lässt große Chancen aus
Etwas ratlos standen sie da, nach dem Abpfiff, die Konstanzer. Kauerten auf der Auswechselbank, der Blick leer und ohne festes Ziel, standen völlig bedröppelt auf dem Spielfeld oder wussten ihre Gefühle nicht richtig einzuordnen. Auch Trainer Jörg Lützelberger, sonst stets sicher und präzise in seinen Analysen, tat sich schwer. „Heute bin ich eine Mischung aus sauer und enttäuscht“, sagte er. Weil seine Mannschaft, so der 37-Jährige, es nicht nur mit einem Gegner auf Augenhöhe zu tun hatte, vielmehr hatte sein Team an der Ostsee eine ganz große Chance vergeben. Vor allem in den ersten 20 Minuten waren die Konstanzer das eigentlich klar bessere Team – waren aber nicht präsent und zielstrebig genug, um dies auch auf die Anzeigetafel zu bringen. Mit mehr als einem Tor konnten sich die weit gereisten Gäste in dieser Phase nicht absetzen. Stattdessen begann schon hier, was sich später immer mehr manifestieren sollte. In den Abschlüssen zeigte sich Konstanz nicht kaltschnäuzig und effektiv genug. Die Folge: Empor-Schlussmann Leon Mehler wurde früh warm geworfen und später zum großen Matchwinner. 17 Paraden, darunter ein Siebenmeter, bei über 36 Prozent abgewehrten Würfen machten einen großen, wenn nicht spielentscheidenden Unterschied.
HSG „nicht parat“
Auf der Gegenseite wurde es Rostock nach rund 20 Zeigerumdrehungen mit einer löchrigen Defensive viel zu leicht gemacht, in guten Positionen zum Abschluss zu kommen. „Heute war die Chance für mehr da“, ärgerte sich Lützelberger. „Wir waren jedoch nicht bereit. Das ist mir mit dieser Mannschaft in den knapp zwei Saisons, die ich hier Trainer bin, noch nicht oft passiert. Das macht mich sehr unzufrieden.“ Drei, vier, „wenn wir es richtig gut machen sogar fünf Tore“ hätte seine Mannschaft seiner Meinung nach zu Beginn vorlegen können. „Dann ist es ein anderes Spiel“, war er überzeugt. Totenstille herrschte bei Konstanzer Angriffen in dieser Phase im weiten Rund, doch Konstanz war, „nicht parat“ (Lützelberger). Stattdessen erhöhte Rostock dank haarsträubender Fehler und Nachlässigkeiten der Süddeutschen von 14:13 auf 20:15 zur Pause. Mit diesen leichten Erfolgen im Rücken war auch das Selbstvertrauen bei den Mecklenburg-Vorpommern zurück, die sich nun in einen kleinen Rausch spielten.
Aufbäumen und Auholjagd
Als direkt nach dem Seitenwechsel Lößner und Thümmler für den Traditionsverein auf 23:15 erhöhten, war Konstanz schon mausetot. Eine bemerkenswerte Reaktion und ein kräftiges Aufbäumen gab es aber noch, als der eingewechselte Torhüter Leon Grabenstein besser ins Spiel kam. Der unermüdliche Antreiber Christos Erifopoulos, Michel Stotz vom Kreis und Aron Czako mit einem erfolgreichen Steal deuteten an, dass die Gäste auch ohne die verletzten Gregor Thomann, Samuel Wendel, Joel Mauch und Janis Boieck weitaus mehr können, als sie bislang gezeigt hatten und es stand rund 18 Minuten vor dem Ende nur noch 25:22. Als die sie in den letzten zehn Minuten noch einmal alles versuchten und das Risiko unter anderem mit einer offensiven Manndeckung erhöhten, wurde es jedoch richtig wild. Zahlreiche technische Fehler und Gegenstöße brachten am Ende einen zu hohen und nicht den Spielverlauf, wenngleich verdienten, 40:31-Heimerfolg für die lange darauf wartenden Hansestädter. „Das fühlt sich schlecht an für uns, weil wir uns vorgenommen hatten, Charakter zu zeigen und die bessere Mannschaft zu sein“, so der EHF-Mastercoach, der erkennen musste, dass „uns das nicht gelungen ist.“ Fahrige eigene Aktionen nahmen den Konstanzern immer wieder den Wind aus den Segeln. Am Ende bleib nur große Enttäuschung, leere Gesichter und eine knapp 1000 Kilometer weite Heimreise ohne Punkte.
Nächstes Heimspiel am 17. Mai
Weitere Zeit zum Nachdenken darüber bleibt wenig. Weiter geht es mit einer Englischen Woche. Bereits am Mittwoch, 17. Mai, kommt um 19 Uhr Aufstiegskandidat Dessau-Roßlauer HV in die Schänzle-Hölle. Tickets sind im Vorverkauf zwei Euro vergünstigt unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.
Quelle: PM HSG Konstanz