Schwarzer: "Die ganze Handball-Welt schaut am Samstag nach Mannheim"

03.11.2014 14:55
Christian Schwarzer, 318-facher Nationalspieler und von 2007 bis 2009 für die Rhein-Neckar Löwen aktiv, im Geburtstags-Interview über den Stellenwert des deutschen Topspiels Rhein-Neckar Löwen gegen THW Kiel im internationalen Handball. Es ist der absolute Kracher in der stärksten Liga der Welt: Vize-Meister gegen Meister, Rhein-Neckar Löwen gegen den THW Kiel. Nach dem dramatischen Finale in der Vorsaison kommt es am Samstag (ab 16 Uhr live auf SPORT1) zum ersten direkten Schlagabtausch der beiden Spitzenteams. Christian Schwarzer, der heute seinen 45. Geburtstag feiert, hat 2009 seine aktive Karriere bei den Rhein-Neckar Löwen beendet, ist seitdem Jugend-Koordinator beim Deutschen Handball-Bund (DHB). Im Interview wirft das Geburtstagskind einen Blick auf den gesamten Saisonstart in der DKB Handball-Bundesliga und schätzt die Voraussetzungen seines Ex-Vereins und des THW Kiel vor dem Gipfeltreffen ein. Herr Schwarzer, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum 45. Geburtstag! Christian Schwarzer: Vielen Dank! Schön, dass Sie sich trotz Ihres Ehrentages die Zeit genommen haben. Die erste Frage: Wie intensiv haben Sie als DHB-Jugendkoordinator eigentlich den Saisonstart in der DKB Handball-Bundesliga verfolgt? Schwarzer: Intensiv verfolge ich natürlich vorwiegend die A-Jugend-Bundesliga und die 3. Liga, in denen die Jungs, die ich betreue, hauptsächlich zum Einsatz kommen. Aber der Saisonstart in der DKB Handball-Bundesliga ist natürlich nicht an mir vorbeigegangen. Vor allem die Entwicklung der Vereine, in denen ich früher aktiv war, oder in denen jetzt frühere Weggefährten tätig sind, beobachte ich schon ganz genau. Wie schätzen Sie den Saisonstart in der DKB Handball-Bundesliga mit seinen vielen Favoritenstürzen bisher ein? Schwarzer: Die ersten Spiele zeigen die enorme Ausgeglichenheit in der DKB Handball-Bundesliga. Und die kann nur gut sein. Jeder kann jeden schlagen, das hilft unserer Sportart in der Außendarstellung. Einen Durchmarsch des THW Kiel wird es auch in dieser Saison nicht geben. Da lag mein früherer Nationalmannschaftskollege Stefan Kretzschmar mit seiner Prognose vor der Saison ja ein wenig falsch. Dazu, dass keine Mannschaft unantastbar ist, kommen auch noch positive Überraschungen, wie zum Beispiel der HBW Balingen-Weilstetten. Letzte Saison sportlich noch abgestiegen sind die Balinger gut in die Saison gestartet, haben jetzt ein positives Feeling und könnten sich durchaus oben festsetzen. Und auch die drei Aufsteiger machen eine gute Figur, haben schon Punkte geholt, mit denen nicht unbedingt zu rechnen war, obwohl sie natürlich, wie vermutet, tief unten drin stecken in der Tabelle. Haben sich die Favoriten Rhein-Neckar Löwen und THW Kiel für diese Konstellation einigermaßen schadlos gehalten? Schwarzer: Mit zwei Niederlagen gegen Lemgo und Balingen hat in Kiel sicher niemand gerechnet. Und auch die Pleite der Rhein-Neckar Löwen beim Bergischen HC war eine große Überraschung. Dennoch sind die zwei Mannschaften die absoluten Spitzenteams in der DKB Handball-Bundesliga, das war ja von vornherein klar, allein schon, wenn man an die Vorsaison denkt. Bei den Löwen stimmt einfach die Chemie und Nicolaj Jacobsen scheint wirklich gute Arbeit zu machen. Sie wirken gefestigt, hatten im Sommer ja auch keine gravierenden Wechsel zu verzeichnen. Das ist in Kiel natürlich anders. Der THW hat viele gute Spieler dazubekommen, aber es dauert einfach seine Zeit, bis diese zusammenfinden. Das scheint inzwischen aber immer besser zu funktionieren, kurioserweise gerade durch das Verletzungspech, das die Kieler aktuell haben. Durch die Ausfälle von Filip Jicha, Aron Palmarsson und Steffen Weinhold war Domagoj Duvnjak mehr gefordert als zuvor – und blüht seitdem richtig auf. Jetzt kommt es am Samstag zum Giganten-Duell: Hat das Aufeinandertreffen im weltweiten Handballsport schon die Bedeutung wie im Fußball ein Classico zwischen Real Madrid und Barcelona oder Bayern München und Borussia Dortmund? Schwarzer: Das könnte man schon so sagen. Die ganze Handballwelt wird am Samstag nach Mannheim schauen. Das Internet und die neuen Medien machen es ja möglich, das Spiel von überall auf der Welt in Echtzeit zu verfolgen (hier geht’s zum Liveticker der DKB Handball-Bundesliga). Und in anderen Ligen wie in Spanien, wo das Duell FC Barcelona gegen Ciudad Real früher vielleicht eine ähnlich Qualität hatte, gibt es solche Spiele inzwischen gar nicht mehr. Für Topspiele in diesem Format ist nur noch die DKB Handball-Bundesliga zuständig. Zeit für den Experten-Tipp: Wie geht das Spiel am Samstag aus? Schwarzer: Es wird mit Sicherheit ganz eng. Entweder endet das Spiel unentschieden oder mit ein oder zwei Toren Vorsprung – und dann für die Löwen. Denn wenn man den momentanen Leistungsstand betrachtet, hat der Vize-Meister wohl einen kleinen Vorteil. Dazu kommt, dass die Rhein-Neckar Löwen in den letzten direkten Duellen mit dem THW immer gut ausgesehen haben, im DHB-Pokal-Viertelfinale und im Rückspiel der Vorsaison waren sie den Kielern doch überlegen. Wie in der Vergangenheit wird aber auch die Torhüter-Leistung wieder sehr entscheidend sein: Wie schlägt sich das Kieler Duo im Vergleich zum überragenden Niklas Landin? Ich bin gespannt. Quelle: http://www.dkb-handball-bundesliga.de/

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