„Sechs Augen sehen mehr als vier“

06.11.2021 13:03

Die Drei sitzen in der Mitte der Pressebank in der Reihe hinter dem Hallensprecher auf der Tribüne A der Friedrich-Ebert-Halle. Die Drei – das sind die Scouter der Eulen: Simon Kraml (40), Niklas Behnke (30) und Philipp Kapp (23). Ihre Aufgabe ist es, bei den Heimspielen des Handball-Zweit-Bundesligisten Eulen Ludwigshafen alle Daten in den 60 Spielminuten zu erfassen, mit schnellen Fingern fix und korrekt in den Computer einzugeben. So wird der Live-Ticker der Handball-Bundesliga (HBL) gefüttert, so werden die Daten für Medien, auch für TV-Live-Übertragungen wie Sport Deutschland.TV, sofort abrufbar.

Dazu gehören die Tore mit der jeweiligen Spielminute, der Zusatz mit Siebenmeter oder Entfernung des Torschützen, Gelbe Karten, Zeitstrafen, Rote Karten. „Wichtiger geworden sind in den letzten Jahren die Assits, um nicht nur die Torschützen anzugeben“, sagt Simon Kraml. Er ist mit 40 Jahren der Älteste im Trio. Harmonie macht sie stark. Sie wissen Spiele zu lesen. Sie wissen, „wie Handball geht“. Zwei Mann sind beim Spiel hauptverantwortlich, alle drei aber müssen hellwach sein, dürfen keine Fehler produzieren. Der dritte Mann kann „eingewechselt“ werden und ist absolut hilfreich bei dem ungemein schnellen Spiel. „Sechs Augen sehen mehr als vier“, betont Kraml.

Simon Kraml – vom Fan zum „Auge“

Seit 2012 ist Simon Kraml aus Deidesheim Scouter bei den Eulen. „Es ist für mich ein Hobby. Ich bin mit Herzblut dabei“, sagt der Pädagoge, der Konrektor an der Förderschule an der Blies in Ludwigshafen ist. Der entscheidende Moment für den jetzt 40-Jährigen sich bei den Eulen zu engagieren war ein Bundesliga-Wahnsinnsspiel im Dezember 2010. Alexander Becker, inzwischen als Kreisläufer beim Zweitligisten Eintracht Hagen am Ball, donnerte den Freiwurf in letzter Sekunde mit einem wahren Kunstschuss an der Mauer vorbei zum 26:25-Siegtreffer für die Eulen gegen den TV Großwallstadt ins Netz. „Von da an war ich Feuer und Flamme. Schon damals ist aus der Eberthalle die Eberthölle geworden“, erinnert sich Simon Kraml an das Traumtor Beckers. Und damals stand der Weltklassemann Mattias Andersson im Tor des TVG. In Facebook sah Simon Kraml dann die Anzeige der TSG, die Scouter suchte. Kraml hat sich beworben, wurde vom damaligen Geschäftsführer Werner Fischer engagiert. Der unglückliche Abstieg 2021 – kein Thema für Simon Kraml aufzuhören. „Ich bin auch ein Fan der Zweiten Liga, die wahnsinnig leistungsstark und ausgeglichen ist“, erklärt Kraml. Sein Lieblingsspieler in all der Zeit ist Andrej Kogut „mit seinen Schlagwürfen. Ein absoluter Top-Profi“. Der Mittelmann wirkte von 2010 bis 2015 bei den Eulen und spielt seither für den TBV Lemgo.

Niklas Behnke – lebt die totale Identifikation

Vom Fan zum Helfer und dann zum Scouter – das ist auch der Weg von Niklas Behnke. Der 30-Jährige arbeitet als Business Development Health Manager bei einem großen Logistik-Unternehmen. „Ich bin schon als kleiner Bub mit meinem Papa zum Handball bei den Eulen gekommen“, schildert Behnke, wie seine Liebe entflammt ist. Bei der TSG Mutterstadt hat er selbst Handball gespielt und als junger Kerl bei den Eulen einen Nebenjob gefunden. Werner Fischer setzte den Helfer bei einem Gewinnspiel im VIP-Raum ein. „Ich war damals Mädchen für alles“, erinnert sich Niklas Behnke, der so 2014 zum Scouter wurde. „Das Ganze hat eine große Faszination – absolut. Der Verein, die Eulen, sind mega! Ich bin relativ nah dran an den Jungs, wir Fans haben einen großen Zusammenhalt, ich lebe eine totale Identifikation. Jeder lebt für den Verein“, schwärmt der 30-Jährige. Sein Lieblingsspieler ist Christian Klimek. Über die „Heimkehr“ des Kreisläufers vor eineinhalb Jahren hat sich Niklas sehr gefreut: „Ich kenn‘ ihn schon lange, er war bei meinem 16. Geburtstag dabei …“ Über die jüngsten Erfolge – 26:25 gegen Nordhorn, 31:29 in Würzburg gegen die Rimpar Wölfe – freut sich Niklas Behnke natürlich riesig. „Das ist eine Trendwende. Ich sehe das absolut positiv. Ich freue mich auch für den neuen Trainer, dass die Mannschaft seine Pläne jetzt so umzusetzen versteht“, sagt Behnke.

Philipp Kapp – und die Liebe auf den ersten Blick

Eine Weltreise von Niklas Behnke 2015 ließ Philipp Kapp, heute 23, zum Scouter werden. „Ich wurde damals angesprochen, habe mir ein paar Spiele angeschaut, wollte sehen, ob ich mir das zutraue. Dann hab‘ ich zugesagt, die Prüfung gemacht und bin seitdem dabei“, sagt der Maudacher, der eine Ausbildung zum Europa-Kaufmann durchläuft. Philipp Kapp spielt selbst Handball, ursprünglich in Friesenheim, jetzt als Rechts- und Linksaußen bei VSK Niederfeld. Erstmals in der Ebert-Halle war er durch Karten seiner Mutter, es ging in der Zweiten Liga gegen Concordia Delitzsch. Philipp war hin und weg, es war Liebe auf den ersten Blick! Ein neuer Eulen-Fan war geboren. „Seitdem war ich fast bei jedem Heimspiel, habe in den zwölf Jahren höchstens zehn Spiele verpasst und bin auch auswärts oft dabei“, beschreibt Philipp, der Handball sehr emotional zu leben weiß. Besonders begeistert hat den Fan Stephan „Apollo“ Just, der von 2012 bis 2015 für die Eulen spielte, jetzt Coach beim SC Magdeburg II ist. Kapp: „Just war schon klasse und beindruckend. Er hat mir damals auch sein grünes Auswärtstrikot geschenkt.“ Auch Kapp sieht die Eulen nach holprigem Saisonstart auf guten Weg. „Der Punktgewinn in Essen war ein Signal. Der Heimsieg in letzter Sekunde gegen Nordhorn war gut für den Kopf“, sagt der Jüngste der drei Eulen-Scouter. Er war auch bei verschiedenen Tests in der Vorbereitung auf der Tribüne und ist durchaus optimistisch für die Zukunft: „Wir hatten ja viele Verletzte. Aber es wurde schnell eine neue Handschrift durch den Trainer erkennbar. Auch wenn die ersten Spiele nicht erfolgreich waren, von Spiel zu Spiel war eine Entwicklung zu sehen.“

Kühler Kopf und heißes Herz

Am Mittwoch, 10. November (19 Uhr), sind Niklas Behnke, Philipp Kapp und Simon Kraml wieder gefragt. Sie sind im Einsatz, wenn Leonard Bona und Malte Frank das Heimspiel gegen den HSC 2000 Coburg anpfeifen. Sie müssen dann wieder hellwach sein, die Situationen blitzschnell erfassen, die Daten möglichst fix und fehlerfrei verarbeiten. Kühler Kopf und heißes Herz – dafür stehen die drei Scouter. Schon drei Tage später am Samstag, 13. November (19 Uhr), folgt der nächste Einsatz, dann ist der HC Elbflorenz 2006 zu Gast in der Ebert-Halle. Es gilt wie immer für das Scouter-Trio: Sechs Augen sehen mehr als vier!

Sonderangebot: 2 +1!

Wer beide Spiele sehen will, auf den wartet ein besonderes Angebot. Wer Tickets für die Spiele gegen Coburg und Elbflorenz löst, bekommt eine Freikarte für eines der beiden Spiele. Tickets können am Mittwoch, 10. November, in der Friedrich-Ebert-Halle oder in der Geschäftsstelle erworben werden.

 

Quelle: PM Eulen Ludwigshafen

Die Eulen Ludwigshafen Herren

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