111 Tore in 18 Spielen, viertbester Torschütze der 2. Handball-Bundesliga, 48 von 57 verwandelte Siebenmeter: Gregor Thomann hat bei der HSG Konstanz noch einmal einen großen Schritt in seiner Entwicklung gemacht und glänzt derzeit als einer der besten Rechtsaußen der zweiten Liga. Diese bärenstarken, sehr konstanten Leistungen sind seinem Heimatverein HBW Balingen-Weilstetten nicht verborgen geblieben. Die Gallier von der Alb wurden so auf Thomann aufmerksam und statten ihn ab der kommenden Saison mit einem Profivertrag für die 1. Bundesliga aus.
Für die HSG Konstanz wiegt der Abgang des schnellen und technisch sehr starken Linkshänders zum Ende der laufenden Spielzeit schwer. HSG-Präsident Otto Eblen: „Das ist natürlich ein sehr großer Verlust, nicht nur sportlich. Gregor hatte sich hervorragend integriert und war auch in der Jugend sehr aktiv. Das tut sehr weh, wir hätten ihn gerne langfristig bei der HSG gesehen.“ Dennoch ist der Macher des Zweitligisten vom Bodensee auch ein wenig stolz auf die Fortschritte, die der 24-Jährige in Konstanz gemacht hat, sodass er nun das Vertrauen in Balingen bekommt und in der kommenden Saison zusammen mit dem 23-Jährigen Jannik Hausmann das Bundesliga-Gespann auf Rechtsaußen bilden soll. „Sein Wunsch, in seinem Heimatverein, bei seinen Freunden, Verwandten und Bekannten in der Bundesliga zu spielen, dafür haben wir größtes Verständnis. Wir wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute und viele Erfolge.“
Andre Melchert, Sportlicher Leiter der HSG Konstanz, lobt seinen erfolgreichen Flügelspieler: „Dass wir ihn verlieren ist extrem schade. Gregor spielt eine überragende Saison. Das ist natürlich auch in Balingen nicht verborgen geblieben. Wenn sich ihm die Chance auf die 1. Bundesliga bietet, dazu bei seinem Heimatverein, dann muss er sie ergreifen, das ist nur verständlich. Wir wünschen ihm dort das Beste. Sportlich und menschlich ist das ein großer Verlust, ebenso als Trainer für unseren Jugendbereich.“ Melchert hofft und geht davon aus, dass sich Gregor Thomann mit seinen guten Leistungen auch in der stärksten Liga der Welt durchsetzen wird.
„Wir sind stolz, und können es uns sicher auch ein Stück weit auf die Fahne schreiben, dass ein Spieler bei uns zu solch guten Leistungen imstande war, dass er für die erste Liga interessant ist“, verweist der Sportliche Leiter der HSG Konstanz auf eine deutliche Steigerung in Thomanns Abwehrarbeit, Führungsqualitäten und auch beim Siebenmeterwerfen sowie der Effektivität von Außen. Eine Quote von knapp 76 Prozent verwandelten Würfen kann unter den besten 30 Torschützen der 2. Bundesliga kaum ein Spieler vorweisen.
Der umworbene und begehrte Rechtsaußen, der neben Konstanz bislang nur für seinen Stammverein Balingen-Weilstetten auflief, ist dankbar für die viele Spielzeit bei der HSG, die ihn noch einmal deutlich nach vorne gebracht habe. „Die Entscheidung ist nicht gegen die HSG, sondern nur für Balingen gefallen. Es ist schade, wirklich schade, und es tut mir auch leid. Ich fühle mich in Konstanz pudelwohl, konnte mich hier empfehlen und weiterentwickeln. Wäre es nicht mein Heimatverein mit der Chance 1. Bundesliga spielen zu können, gäbe es keine Chance, mich hier wegzulocken. Die HSG war genau der richtige Schritt und ich hätte mir auch vorstellen können, hier noch fünf Jahre zu spielen.“ Das Gesamtpaket passt bei beiden Vereinen betont er, allerdings biete sich solch eine Chance, für die er seit den Minis täglich trainiere, nicht oft.
Das größte Lob für die Arbeit der HSG Konstanz ist jedoch seine Antwort zu einer möglichen Rückkehr in die größte Stadt am Bodensee: „Das kann ich mir immer vorstellen. Sollte das irgendwann wieder einmal passen, würde ich jederzeit gerne und sofort zur HSG zurückgehen. Hier habe ich unter anderem mit Otto und Daniel Eblen sowie Andre Melchert viele sehr kompetente Leute kennengelernt, habe ein tolles Team, wo ich mich mit allen super verstehe, und großes Vertrauen bekommen, selbst wenn es einmal nicht lief. Ich freue mich hier wirklich auf jedes einzelne Training mit cooler Stimmung und tollem Trainer.“ Sich selbst bezeichnet er als sehr heimatverbunden, als einen, der am liebsten nie aus Balingen weggegangen wäre – bis Konstanz kam und er, so Thomann, innerhalb kürzester Zeit so etwas wie eine zweite Heimat gefunden habe, die er immer wieder gerne besuchen werde. „Ich schaue den Jungs auch kommende Saison sicher ein paarmal zu, wenn es gerade passt. Außer den Rhein-Neckar Löwen und Kiel – die sich sowieso nie bei mir melden werden – kommen für mich ohnehin nur Balingen und Konstanz infrage. Ich sage es offen: bis ich behaupte, dass es mir woanders als in der Heimat gefällt, ist es ein weiter Weg und kommt nicht oft vor. In Konstanz ist das aber absolut der Fall.“
Auf der Schwäbischen Alb, wo er auch wieder mit Zwillingsbruder Julian zusammenwohnen kann, freut er sich auf die Eliteklasse in dem Verein, wo er in der Jugend ausgebildet wurde. Grenzen austesten, sich beweisen, das schwebt dem ehrgeizigen Geschichts- und Sportstudenten vor. Zuvor möchte er mit der HSG Konstanz unbedingt den Klassenerhalt feiern und dazu mit vielen weiteren Toren einen großen Beitrag leisten. Thomann: „Ich weiß, was ich an der HSG habe und bin dankbar für alles. Konstanz ist mein Sprungbrett zur Erfüllung eines Kindheitstraums. Es ist wirklich alles optimal gelaufen. Ich habe es mir zwar immer gewünscht, rechnen konnte ich damit jedoch nicht.“ Der Wurf sei nun konstanter, dazu habe ihn die Erfahrung in einer neuen Mannschaft und in einem neuen Umfeld als Persönlichkeit weitergebracht. Unvergessen sind für den gebürtigen Villingen-Schwenninger die vielen Auswärtssiege in der Hinrunde und das Heimspiel gegen Friesenheim, als Gregor Thomann mit einer furiosen Vorstellung und elf Treffern die HSG zum 33:28-Erfolg führte. „Das war bislang das Spiel meines Lebens. So gut war ich noch nie. Jetzt freue ich mich auf viele weitere Highlights und eine geile Rückrunde in der Schänzle-Hölle mit den vielen Zuschauern und toller Atmosphäre.“
Der Abschied am 10. Juni ist zwar noch weit weg, ein bisschen Wehmut kommt bei dem nur 1,78 Meter großen HSG-Toptorschützen beim Gedanken daran dennoch schon auf. „Ich habe hier einfach eine geile Zeit, bin bei einer der größten Konstanzer Erfolgsgeschichten dabei und freue mich ein Teil davon zu sein“, so Thomann, „das macht mich stolz. Den Klassenerhalt zusammen zu feiern wäre ein riesiger Erfolg, den ich unbedingt erreichen möchte. Wenn ich so in die 1. Bundesliga gehen kann, bin ich der glücklichste Mann. Besser geht’s nicht.“
Die HSG sieht er als eines der spannendsten Projekte im Süden und hofft auf eine langfristige Etablierung in der 2. Bundesliga. „Und davon bin ich fest überzeugt, mit diesen Fans im Rücken und dem tollen Umfeld. Das ist die richtige Liga für Konstanz, da gehört die HSG hin. Das Modell der HSG, der Konstanzer Weg, ist ein geiles Projekt, das diese Liga verdient hat, das dieser Liga auch gut tut.“
Quelle: PM HSG Konstanz