Sprungwunder Santos mit Österreich auf WM-Achtelfinalkurs
21.01.2015 14:18
Mit 12 Jahren begann der aus der Karibik stammende Österreicher Raul Santos mit dem Handballspielen. Zehn Jahre später gehört er zu den torgefährlichsten Linksaußen der WM in Katar.
Hätte sich Raul Santos nicht für eine Profikarriere im Handball entschieden, wäre der Österreicher wohl auch ein passabler Hochspringer, Sprinter, Turner oder Breakdancer geworden. Denn Raul Santos ist ein Bewegungstalent das seines Gleichen sucht. Schnell, wendig, dynamisch, sprunggewaltig – ist das 1,80 Meter große Leichtgewicht erst einmal in Spiellaune, schlägt es bisweilen im Sekundentakt im gegnerischen Gehäuse ein.
Mit elf Jahren kam Santos aus der Dominkanischen Republik nach Österreich, hat seitdem allerdings nichts von seinem karibischen Gemüt verloren. Als er wenig später mit dem Handballspielen begann, tat er das dementsprechend auf seine Weise – entspannt, aber mit Feuer im Blut. Wenn der heute 22-Jährige für den VfL Gummersbach oder die österreichische Nationalmannschaft zum Gegenstoß abgeht, steckt dahinter eine Dynamik wie bei einem 100-Meter-Sprinter. Am gegnerischen Kreis angekommen schraubt sich der zweiterfolgreichste Torschütze der abgelaufenen DKB HBL-Hinrunde dann meist explosionsartig in die Höhe und legt den Ball gewitzt am Keeper vorbei. Santos‘ Sprungkraft ist einzigartig in der stärksten Liga der Welt, manchmal scheint es, als habe er Dynamit in den Füßen.
Diese Gabe stellte der Linksaußen nicht zuletzt beim All Star Game im Vorjahr in Leipzig unter Beweis. Als ob der Österreicher seine Klasse nicht schon genug damit demonstriert hätte, dass er bereits in seiner ersten Saison für den VfL in der DKB Handball-Bundesliga den Sprung in die Weltauswahl schaffte, gewann Santos auch noch in spektakulärer Art und Weise den Trickwurfcontest: Erst legte er einen XXL-Bocksprung über den jetzigen DHB-Teammanager Oliver Roggisch hin, dann riss er die 8.000 Zuschauer in der Arena Leipzig mit einem Rückwärtssalto von den Sitzen.
Doch bei aller guten Laune, die der Linksaußen auf und abseits des Spielfelds versprüht, zeichnet Santos dennoch seine große Professionalität aus: Mit 12 Jahren kam der Rechtshänder als wahrer Spätstarter zum Handballsport. Gerade einmal acht Jahre später setzte sich „Santi“ bereits seine erste Torschützenkrone in der österreichischen Handball Liga auf, in der er für seinen Heimatverein Union Leoben am Ball war. In der darauf folgenden Spielzeit dann die Wiederholung – wieder war Santos der treffsicherste Akteur der Liga. Und auch beim VfL Gummersbach benötigte er kaum Eingewöhnungszeit. In seiner ersten vollständigen Saison 2013/14 markierte der Österreicher mit den karibischen Wurzeln sagenhafte 190 Treffer für den Traditionsverein und katapultierte sich damit im Handumdrehen in den Kreis der gefährlichsten Linksaußen der stärksten Liga der Welt.
Im Team Austria bringt Santos seine Torgefahr schon seit vier Jahren auf die Platte. Im April 2011 debutierte er gegen die Slowakei, seitdem hat das Sprungwunder in 38 Länderspielen 149 Tore für die Alpenrepublik erzielt. Bei der WM in Katar bildet er zusammen mit SC-Magdeburg-Profi Robert Weber die brandgefährliche Flügelzange, dank der Team Austria mit 3 Punkten nach 3 Spielen auf Achtelfinalkurs und damit im Soll liegt. Im dritten Vorrundenspiel am Montag gegen Tunesien schraubte Santos seinen persönlichen WM-Torrekord auf 7 Treffer hoch – es läuft für den Senkrechtstarter auch auf der großen Bühne.
Quelle: http://www.dkb-handball-bundesliga.de