THW fegt Göppingen aus der Halle

26.10.2009 8:53
Mit einer Galavorstellung hat sich der THW Kiel am frühen Sonntagabend die Tabellenführung der TOYOTA Handball-Bundesliga zurückgeholt. Im Spitzenspiel gegen den bisherigen Dritten Frisch Auf Göppingen brannten die "Zebras" in der Sparkassen-Arena-Kiel ein wahres Handball-Feuerwerk ab und siegten auch in der Höhe verdient mit 40:22 (20:12). Schlüssel zum deutlichen Erfolg war eine aufmerksame, offensive Deckung vor dem wieder einmal überragenden Thierry Omeyer, aber auch im Angriff zelebrierte der THW um Momir Ilic (13/5), Filip Jicha (8/1) und Daniel Narcisse (5) meisterlichen Handball. Zweieinhalb Wochen waren vergangen seit dem letzten Heimspiel des THW, als die Mannschaft von Alfred Gislason gegen den TBV Lemgo sogar die Punkte teilen musste. In der Zwischenzeit aber waren die "Zebras" durch ganz Europa gejettet, legten bei den vier Auswärtsspielen in Folge in Barcelona, in Flensburg, in Skopje und beim TV Großwallstadt fast 10.000 Kilometer in Flugzeug und Bus zurück - und vor allen Dingen den Schalter zurück auf "Erfolg". Man merkte schon vor dem Anpfiff: Die Kieler Fans waren "heiß" auf ihre Mannschaft, feierten ihren Welthandballer Thierry Omeyer bei dessen Ehrung mit "Standing Ovations", aber erwarteten dennoch ein schweres Stück Arbeit gegen Frisch Auf. Zunächst startete die Partie auch ausgeglichen: Göppingens Keeper Enid Tahirovic entschärfte gleich den ersten Strafwurf von Filip Jicha und kaufte auch Dominik Klein dessen erste Würfe ab. Durch einen Gegenstoß von Jicha nach starkem Ahlm-Block, einen Siebenmeter des Tschechen sowie zwei feine Einzelleistungen des von Beginn an Regie führenden Daniel Narcisse gingen die "Zebras" dennoch zunächst in Führung. Göppingen aber glich zunächst stets aus, musste um die eigenen Treffer allerdings gehörig mehr kämpfen. Die Kieler starteten mit einer für den Gäste-Rückraum unangenehmen, offensiven 3:2:1-Deckung mit Filip Jicha an der Spitze, insbesondere der wurfgewaltige und in dieser Saison stark auftrumpfende Nationalspieler Lars Kaufmann sollte so aus dem Spiel genommen werden. Dies klappte auch außerordentlich gut, Kaufmann kam nur selten zum Zug. Besonders Linkshänder Thiede und auch Spielmacher Haaß wollten für ihn in die Bresche springen und nahmen sich aus schwierigen Positionen viele Würfe - letztlich standen für dieses Trio aber nur zwei magere Feldtore auf dem Konto, es waren die ersten beiden Göppinger Treffer ... Nachdem FAG-Linksaußen Dragos Oprea per Gegenstoß und mit einem schönen Dreher seine Mannschaft bis zum 5:4 (9.) noch in Reichweite hielt, legten die Kieler nach: Aufbauend auf eine immer besser stehende Defensive erhöhte Jicha per Doppelpack auf 7:4, ehe Dominik Klein nach einem schnellen Spielzug über Narcisse und Jicha gar das 8:4 erzielte. Doch Göppingen hielt noch einmal gegen, verkürzte durch zwei Siebenmeter von Haaß und einen Treffer von Oprea auf 8:10 (17.). Nun begannen aber zehn bärenstarke Minuten des THW Kiel, bei dem mittlerweile Momir Ilic zum Einsatz kam. Dieser erzielte seinen ersten Feldtreffer mit einem 100km/h-Unterlatten-Knaller zum 11:8. Nach Ballverlust Opreas erhöhte Sprenger per Gegenstoß auf 12:8, Jicha mit 106 km/h auf 13:8. Velimir Petkovic nahm seine Auszeit, seinem Team half dies aber wenig gegen die weiterhin starke Kieler Deckung, hinter der Thierry Omeyer nun auch immer besser wurde. Zwei Paraden des Franzosen gegen Haaß und sogar ein parierter Gegenstoß von Schöne sowie Treffer auf der anderen Seite durch Jicha und Sprenger zum 15:8 ließen das Kieler Publikum jubeln. Zwar gelang Haaß per Siebenmeter der neunte Göppinger Treffer, doch zwei Ilic-Treffer und ein erneut abgeklärt abgeschlossener Gegenstoß nach eigenem Steal von Sprenger schraubten das Ergebnis auf 18:9 (27.). Erst Nationalspieler Manuel Späth konnte letztlich die mehr als zehnminütige Feldtorflaute bei Göppingen beenden. Nach zwei weiteren Ilic-Treffern gingen die Kieler dennoch mit einer deutlichen 20:12-Führung in die Halbzeitpause. Als Thierry Omeyer nach Wiederanpfiff gleich drei weitere Großtaten gegen Thiede und Oprea folgen ließ und Filip Jicha mit einem Dreher und einem Gegenstoß den Vorsprung beim 22:12 erstmals auf zehn Tore ausbaute, war die Partie bereits nach 34 Spielminuten entschieden. Langweilig wurde es jedoch deshalb nicht in der Sparkassen-Arena, wofür auch das Schiedsrichtergespann Geipel/Helbig mit teilweise fragwürdigen Entscheidungen sorgte. Göppingen erkämpfte sich mit Mühe die Anschlusstreffer, der THW aber konterte sofort durch Treffer des nicht mehr zu bremsenden Momir Ilic. Mittlerweile war Igor Anic ins Spiel gekommen, schloss seinen ersten Angriff nach schönem Andersson-Anspiel gleich zum 25:15 ab und übernahm in der nun defensiver stehenden Deckung eine Position im Mittelblock. Die "Zebras" spielten sich nun auch im Angriff in einen wahren Rausch: Andersson und Zeitz per Gegenstoß, Ilic mit seinem zehnten Treffer und eine wundervolle Ballstafette über Narcisse und Ilic auf Lundström brachten das 30:18. Als Thierry Omeyer, im zweiten Durchgang mit einer Quote von über 50 Prozent, anschließend einen Gegenstoß von Oprea abwehrte und den dennoch Richtung Tor trudelnden Ball noch von der Torlinie "kratzte", gab es erneut "Standing Ovations" für den Welthandballer 2008. Nachdem Igor Anic in der 45. Spielminute auf 31:19 erhöhte, nahm Göppingens Coach Petkovic seine Auszeit. Sein Vorhaben, die drohende Pleite noch irgendwie in Grenzen zu halten, scheiterte aber kläglich. Die Kieler waren von ihrem eigenen Spiel mittlerweile selbst so berauscht, dass bei den Gastgebern fast alles gelang. Göppingen hingegen kam erst elf Minuten nach der genommenen Auszeit zum 20. Treffer, scheiterte immer wieder an der weiterhin aufmerksamen Kieler Deckung und Thierry Omeyer. Besondere Fleißpunkte sammelte dabei Igor Anic, der im Mittelblock sagenhafte Arbeit leistete, die Göppinger Rückraumspieler immer wieder "festmachte" und mit abgefangenen Bällen mehrfach Gegenstöße einleitete. Zeitz, Lundström und Ilic schraubten das Ergebnis gnadenlos weiter hoch auf 35:19. Die "La Ola" schwappte längst durch das Oval, als Christian Sprenger selbst aus dem Rückraum traf, während Dominik Klein mittlerweile Regie führte. Die Schlusspunkte setzten letztlich Christian Zeitz (109 km/h) und Daniel Narcisse (119 km/h), die sich im Geschwindigkeitswahn noch einmal selbst übertrafen. Einen beeindruckenden Sieg konnten die Kieler somit vor der neuntägigen Länderspielpause gegen Frisch Auf Göppingen einheimsen. Für Dominik Klein und Christian Sprenger geht es - wie auch für Kaufmann, Haaß und Späth - zur deutschen Nationalmannschaft, die am nächsten Wochenende in Köln, Halle/Westfalen und Hannover um den Supercup spielt (siehe Vorbericht). Das nächste THW-Spiel findet dann am Dienstag, den 3. November in Magdeburg statt. Stimmen zum Spiel: FAG-Trainer Velimir Petkovic: Es war ein verdienter Sieg. Wir sind hierher gekommen, um etwas zu versuchen. Wir wollten zeigen, dass unser Tabellenstand kein Zufall war. Aber ich glaube, meine Mannschaft war schon zufrieden mit dem Tabellenstand, mit dem Punktekonto und der Pokal-Auslosung, die wir bekommen haben - und so haben wir dann auch gespielt. In den ersten fünfzehn Minuten haben wir versucht, guten Handball zu spielen. Aber wir waren auch überrascht von der Schiedsrichterleistung in den ersten zwanzig Minuten. Nachher sind wir einfach in die Maschine des THW gekommen und es blieb nur noch die Frage, wie hoch der Sieg ausfallen würde. Das ist natürlich bitter für uns, aber glücklicherweise haben wir jetzt erst einmal eine Pause. Wir haben somit Zeit, uns wieder zu sammeln bis zum Spiel gegen Hamburg. THW-Trainer Alfred Gislason: Ich bin natürlich besonders zufrieden mit unserer Abwehr heute, besonders mit der offensiven Abwehr in den ersten fünfzehn Minuten. Wir haben sie die ganze Vorbereitung über trainiert und heute zum ersten Mal benutzt. Das lief richtig super, und Titi dahinter war natürlich in Weltklasseform. Ich kann nur sagen, dass wir ein Riesenspiel gemacht haben. Glückwunsch an die Mannschaft. Wir haben sehr schönen Handball gezeigt, dazu die ganze Zeit über eine sehr gute, sehr konzentrierte Abwehrleistung und Druck nach vorne gemacht. Es ist ganz gut, dass wir jetzt ein paar Tage Pause haben. Aber es ist schön, dass wir mit einem sehr guten Sieg in diese Pause gehen. Quelle: www.toyota-handball-bundesliga.de

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