Aufbauarbeit in der Kabine
Totenstille herrschte nach dem Spiel in der Konstanzer Kabine. Die große Enttäuschung stand allen ins Gesicht geschrieben. „Ich habe versucht, die Jungs aufzubauen“, gab Jörg Lützelberger Einblick in das Stimmungsbild. Ein schweres Unterfangen in diesem Moment, nachdem Minuten zuvor für seine jungen Spieler zum Schluss einer äußerst intensiven Englischen Woche mit zwei Reisen quer durch Deutschland mal wieder mehr möglich gewesen wäre. Vor allem deswegen, weil sich die HSG Konstanz beim großen Favoriten extrem teuer verkauft, lange voll Augenhöhe agiert hatte und mit einer echten Willens- und Energieleistung deutlich verbessert als in den Partien zuvor auftrat. Sehr diszipliniert, sehr kampfstark, mit einem guten Verbund aus einer aggressiven, stabilen Deckung und zwei Torhütern, die jeweils über 42 Prozent der Würfe entschärfen konnten. Moriz Ebert durfte nach einer starken Vorstellung 17 Paraden für sich verbuchen, Leon Grabenstein drei. Das Problem aus Konstanzer Sicht: Auch Nordhorn-Lingen konnte sich im niederländischen Nationaltorhüter Bart Ravensbergen und Björn Buhrmester auf zwei extrem erfahrene, gut aufgelegte Schlussmänner verlassen, die beide auf knapp 46 Prozent gehaltene Würfe oder gar knapp darüber kamen.
11:9-Führung für Konstanz
Dabei starteten die Gelb-Blauen hellwach und entschlossen in die Partie. Zweimal Lukas Köder besorgte die ersten beiden Treffer und eine 2:0-Führung für seine Farben. Obwohl danach die Mannschaft von der niederländischen Grenze Ernst machte und auf 7:3 davonzog, beeindruckte die HSG weiter mit ihrem hohen Aufwand und Engagement. Fynn Beckmann markierte mit dem 7:6 einen erfolgreichen 3:0-Lauf, den Christos Erifopoulos nach etwas mehr als 21 Minuten zur erneuten 9:8-Führung für den Außenseiter vom Bodensee nutzte. Ex-Erstligist Nordhorn-Lingen wirkte im letzten Heimspiel der Saison in Lingen angestachelt, als Luis Foege auf 11:9 erhöht hatte. Neben zwei guten Torhütern konnte sich die HSG aus dem Norden immer dann, wenn Konstanz alles abriegelte und lange erfolgreich verteidigte, auf die Wurfstärke von Johannes Wasielewski aus der zweiten Reihe oder aber seine auch mit drei Abwehrspielern nicht zu kontrollierenden Kreisläufer-Kraftpakte wie Dominik Kalafut verlassen. Mit ihrer individuellen Klasse retteten die Gastgeber eine knappe 13:12-Führung in die Pause, die den Gästen allerdings noch alle Möglichkeiten offenließ.
Kräfte in den letzten fünf Minuten aufgebraucht
Auch nach der Pause dominierten die beiden Abwehrreihen zusammen mit den Torhütern ein Duell, in dem lange wenige Tore fielen. Konstanz kam im zweiten Durchgang schnell zum Ausgleich und ging mit den Niedersachsen bis zum 17:17 Kopf an Kopf. Eine kurze Schwächephase und nachlassende Kräfte reichten dann aus, dass Nordhorn-Lingen eine Vier-Tore-Führung auf die Anzeigetafel brachte. In den letzten fünf Minuten, nach dem Treffer von Lukas Köder zum 20:23, waren die Kräfte endgültig aufgebraucht und es machte sich die Qualität in der Spitze und Breite auf der Gegenseite noch einmal bemerkbar. Einige technische Fehler und Gegenstöße brachten einen 28:21-Endstand, der dem guten Konstanzer Auftritt nicht ganz gerecht wird. „Wir haben lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen“, so Lützelberger. „Danach sind es Kleinigkeiten, die Nordhorn auf ein, zwei Tore weggehen lassen. Dann fehlt uns die Power, nochmal zurückzukommen.“ Für den 37-Jährigen dennoch eine gute Leistung, Einstellung und großer Kampf. „Die Jungs heben gefightet wie die Löwen und wollten das unbedingt holen“, erklärte der ehemalige Bundesligaprofi. Am Ende setzte er mit der 3:2:1-Abwehr und dem siebten Feldspieler noch einmal alles auf eine Karte und wollte Nordhorn-Lingen aus den sehr lange ausgespielten Angriffen noch einmal herausholen und in schnellere Abschlüsse zwingen. Lützelberger: „Es gab diese Momente, als es uns einfach nicht gelungen ist, das Glück zu erzwingen.“ Beispielhaft sei an einen Angriff gedacht, den Nordhorn-Lingen über mehrere Minuten spielte und nach aufreibendem Kampf der Gelb-Blauen noch in der letzten Aktion nach dem Freiwurf erfolgreich war.
„Teil des Weges und nicht Endstation“
„Ich bin stolz auf die Jungs, auch wenn wir alle total enttäuscht sind“, wollte Lützelberger unterstreichen. So schwer dies fallen dürfte, so gab er seinen Schützlingen mit, dies als „Teil des Weges“ zu sehen und nicht als „Endstation“. „Diese Erfahrungen, die wir gesammelt haben, sind nicht egal und umsonst – sie sind wertvoll. Die werden jeder Einzelne und wir als Verein und Team mitnehmen.“ Mit Blick auf die letzten drei Spiele lässt der EHF-Mastercoach weiter nicht locker. „Die Riese ist noch nicht zu Ende. Wir wollen uns noch mit einem Erfolgserlebnis belohnen, gerade vor unseren Fans, die genauso alles geben.“
Vorletztes Heimspiel am 27. Mai
Das vorletzte Heimspiel der Saison findet am 27. Mai um 20 Uhr in der Schänzle-Sporthalle gegen den aktuellen Tabellenzweiten ThSV Eisenach statt. Tickets sind vergünstigt über www.hsgkonstanz.de/tickets sowie an der Abendkasse erhältlich.
Quelle: PM HSG Konstanz