Tochter des ehemaligen ThSV-Spielers Mike Winter auf gutem Weg
Im Alter von 11 Jahren kam Mike Winter zum Handball in seiner Heimatstadt Eisenach. „Ich trug ich mit Stolz das Trikot der BSG Motor Eisenach, seit 1990 das des ThSV Eisenach. Am Elisabeth Gymnasium Eisenach absolvierte ich 1996 meinen Schulabschluss. Zu Eisenacher Zeiten spielte ich mit Handballfreunden wie z.B. Stephan Just, Oliver Behling, Torsten Laufer, Dirk Schnell, Frank Ihl, Andre & Michael Stegner zusammen. Ins Osnabrücker Land verschlug es mich im Jahr 2001, zunächst nach Bad Iburg und 3 Jahre später nach Bad Rothenfelde. Rothenfelde ist ein sehr schöner Kurort am Rande des Teutoburger Waldes, wo ich immer noch lebe. Nach meinem Weggang aus Eisenach, welcher mir nicht leicht fiel, heuerte ich beim Oberligisten (1 Jahr Regionalliga) TV Bissendorf-Holte an, bei welchem ich bis 2009 spielte, ehe mich ein Kreuzbandriss aus der Bahn warf. Zwei Jahre später gelang mir der Wiedereinstieg als Trainer in der Landesliga“, fasst der einstige Außen seine Vita zusammen, die im Jahr 2014 eine Zäsur erhielt.
Seit September 2014 ist seine 10-jährige Tochter Lea Sophie an Leukämie (Blutkrebs) erkrankt. Alle 16 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Blutkrebs, darunter viele Kinder und Jugendliche. Blutkrebs ist der Sammelbegriff für eine Reihe bösartiger Erkrankungen des blutbildenden Systems. Um Lea Sophie Winter zu retten, hilft nur eine Stammzellentransplantation. Die Wahrscheinlichkeit einen passenden Stammzellenspender zu finden ist ungemein schwierig. Der ThSV Eisenach unterstützte die Suche mit einer Typisierungsaktion in der Vorsaison im Rahmen eines Punktspieles. Mehrere hundert Handballfans beteiligten sich daran. Nahezu zur gleichen Zeit wurde ein passender Stammzellenspender in den USA gefunden. Der ThSV Eisenach ließ den Kontakt nicht abreißen!
Stammzellentransplantation erfolgreich
Die im März des Vorjahres vorgenommene Stammzellentransplantation ist erfolgreich verlaufen. Lea Sophie`s Rückenmark produziert durch die neuen Stammzellen ihres „genetischen Zwillings“ gesunde Blutzellen, was den Eltern, Verwandten, Freunden und Bekannten sehr viel Hoffnung auf eine vollständige Genesung von Lea Sophie bringt. „Ein Meilenstein, wir sind unfassbar erleichtert und glücklich“, so umschrieben Lea`s Eltern die unbeschreiblich schöne Nachricht mit wenigen Worten, wohl wissend, dass es noch ein Stück des Weges zu gehen galt. Denn nach der stationären Behandlung erfolgte eine mehrmonatige ambulante Therapiephase. Die Zeit im Knochenmarktransplantationszentrum war die erwartet schwierigste Phase der Behandlung, da man diese, abgeschottet vom normalen Leben, ausschließlich in einem ca. 10 m² großen Zimmer in Karantäne verbringen musste. Notwendig war diese Maßnahme, da Lea`s Knochenmark, sowie das Immunsystem durch eine sehr starke Chemotherapie zum Großteil „zerstört“ wurde und eine Infektion mit Bakterien, Viren oder Keimen lebensbedrohlich gewesen wäre.
Lea Sophies Weg zurück ins Leben
Mit Lea Sophies Gesundheit geht es bergauf. Die Stammzellentransplantation glückte und das Blutsystem der Elfjährigen arbeitet gut. Doch der Weg zurück ins Leben ist lang.
Diese aktuelle Meldung ließ uns Mike Winter zukommen:
Lea Sophie reitet ohne Sattel. So kann sie Jokomos Bewegungen am besten spüren. „Das ist wieder meine alte Lea“, sagt ihre Mutter Sylvia. Lea, das Löwenmädchen: Einmal einen Plan gefasst, verfolgt sie ihn. Und die Elfjährige reitet, als hätte sie in den vergangenen zwei Jahren nichts anderes gemacht, als wäre sie nicht vor einem Jahr an Leukämie erkrankt. „Wir hatten damals eigentlich gedacht, das Schlimmste läge hinter uns“, erinnert sich Sylvia an den Tag im Dezember 2015. Denn ihre Tochter hatte sich gerade erst von ihrer ersten Krebserkrankung erholt. Dann kam der Rückfall. Es folgte die Suche nach einem geeigneten Stammzellenspender, die Knochenmarktransplantation im März und die Chemotherapie. „Viele Leute dachten, die Operation ist vorbei und Lea ist wieder gesund“, berichtet Sylvia. Tatsächlich fing damit alles erst an: der lange Weg zurück ins Leben.
Denn alles was den Alltag der Elfjährigen bis dahin ausmacht, musste Lea Sophie erst einmal hinter sich lassen: reiten zum Beispiel, mit dem Hund spielen, zur Schule gehen und sich mit Freunden treffen. Jeder Kontakt hätte zu einer Infektion führen können. Jeder Kontakt zur Außenwelt hätte damit den Erfolg der Therapie gefährdet. Das hieß Isolation. Dazu kam der Schmerz, die Schläuche. „Es war sehr langweilig“, sagt Lea, während sie sich behände von dem gutmütigen Fuchs gleiten lässt. Klar, dass sie dieses Jahr lieber heute als morgen hinter sich lassen möchte. Was das Mädchen sorgsam unter ihrer Reitkappe und ihrer Mütze versteckt, sind die letzten äußerlichen Spuren ihrer Erkrankung: Die Haare lassen teilweise auf sich warten. Sie wachsen einfach nicht mehr. Wer allerdings nicht Bescheid weiß, dem fällt als erstes Leas Lachen auf. Zum Beispiel, wenn sie ihre Nägel zeigt. Zweifarbig lackiert in Pink und Türkis. Oder wenn sie von Jokomo erzählt. Ihre Mutter ist froh: „Ich hatte im Sommer noch Angst, dass ich meine alte Lea nicht wieder zurückbekomme.“ Vor allem am Ende der Behandlungszeit in der Universitätsklinik Münster, als Lea im Rollstuhl saß. „Ich habe fast niemanden an mich herangelassen“, erinnert sich ihre Tochter heute. Eine Kunsttherapeutin erreichte sie noch. Doch die Lebensenergie fehlte. Im August rief Sylvia schließlich bei einer Rehaklinik auf Sylt an: „Wir hatten das Glück, sofort einen Platz zu bekommen.“ Von da an ging es in riesigen Schritten vorwärts. Wieder war es Leas Liebe zu Pferden, die half. Die Reittherapie schlug schnell an. Das Leben schien der Elfjährigen bald wieder zumutbar. „Sie hat immer noch Angst, sich zu viel zuzumuten, etwas nicht schaffen zu können“, beschreibt die Mutter Leas Schwierigkeiten, die so typisch für den Heilungsprozess nach der schweren Erkrankung sind. „Ich habe ein Referat in der Schule gehalten, ich hatte so eine Angst davor“, berichtet Lea. Dabei ist sie eine gute Schülerin. „Sie darf außerdem viele Dinge noch nicht, denn das Immunsystem ist noch nicht stabil“, erklärt Sylvia. Bus fahren zählt dazu, Jokomo striegeln oder den Stall sauber machen. Anfang des Monats kam es dann noch einmal zu einem Schreckmoment: Die Blutwerte waren schlechter als erwartet. Zwei Wochen später dann die Entwarnung. Alles im normalen Bereich. Ein stetiges Auf und Ab. Sylvia greift zu ihrem Handy und schaut auf das Display. „Nicht, dass die Klinik jetzt im Moment angerufen hat“, sagt sie halb ernst, halb im Scherz. Doch die Bad Rothenfelderin weiß auch, dass sie loslassen muss. „Ich baue immer noch eine Schutzmauer um Lea auf, aber das braucht sie nicht“, sagt sie. Tatsächlich füllt Lea Sophie ihre Tage mit immer mehr Leben und schmiedet Pläne. Bald geht es mit der Kinderkrebshilfe in den Skiurlaub. Außerdem will sie erste Sprünge mit Jokomo wagen- und irgendwann Fallschirm springen. Das Leben wartet.
Quelle: ThSV Eisenach