The Heroes in den weißen Shirts

20.04.2018 14:50
Alen Milosevic (Foto: Rainer Justen)
Die Handballer des SC DHfK Leipzig absolvieren im Augenblick die dritte Saison in der Bundesliga, die – das sagen die meisten Experten – die stärkste Spielklasse weltweit sein soll. Sie müssen auch ständig Verschiedenes dazulernen. Trotzdem waren die Sachsen voller Optimismus zum Auswärtsspiel bei Frisch Auf Göppingen gefahren. „Wir wollen nicht nur Erfahrungen sammeln!“ stimmten sowohl die Trainer als auch Spieler vor der Begegnung überein. Das spricht für das Selbstvertrauen des Teams. Denn die Göppinger sind neunfacher deutscher Meister und sechsfacher Europapokalsieger und haben darüber hinaus die bisherigen zwei Heimspiele gegen die Sachsen gewonnen. Doch dieses Mal sollte es anders sein... Schon am Anfang der Auseinandersetzung unterstrichen die körperkulturellen Handballer ihre Ambitionen. Sie stellten wieder eine bärenstarke Verteidigung mit einem Torwart in toller Verfassung auf die Platte und gingen gleich mehrere Male in Führung, 0:1, 1:2, 2:3, 3:4, 4:5, sodass die Hausherren in der ersten Viertelstunde nur hinterher liefen. Allerdings besaßen die Göppinger in der Defensive (einschließlich der Torhüterposition) die gleiche Qualität. So wurde den 3600 Handballfans und Experten in der Hohenstaufenhalle beizeiten klar, dass dieses Bundesligaspiel kein Torefestival wird, sondern jeder Treffer erarbeitet werden muss und letztendlich so genannte Kleinigkeiten das Match entscheiden. Solche Kleinigkeiten sind beispielsweise Anspiele, die der Mitspieler nicht kontrollieren kann, oder Würfe, die an den Innenpfosten klatschen und wieder aus dem Tor herausspringen. Da entscheiden oft Millimeter oder eine Hundertstel Sekunde. Aus dieser Sicht mussten die Leipziger einiges verkraften: Niclas Pieczkowski unterliefen zwei Abspielfehler hintereinander, Maximilian Janke und Philipp Weber trafen lediglich den Pfosten, Alen Milosevic wurde gleich mehrere Male in bester Position gefoult und Trainer Michael Biegler – nach heftigen Protesten an der Seitenlinie – verwarnt. Das Ergebnis auf der Anzeigetafel spiegelte die Entwicklung wider. Frisch Auf Göppingen führte 7:5, 9:7, zum Seitenwechsel mit 12:9 Toren und wenige Minuten später 14:10. „Ich muss der Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen. Sie hat die vielen verschiedenen Rückschläge weggesteckt, sich weder am Gegner oder an der Atmosphäre in der Halle gerieben, sondern der eigenen Stärke vertraut, um zurückkommen zu können“, sagte Geschäftsführer Karten Günther nach dem Spiel voller Stolz. Tatsächlich drückt diese Aussage eine neue Qualität bei den Heroes in den grünen oder (in Göppingen) weißen Shirts aus. Sie legten in der Abwehr nochmals eine Schippe drauf. Frisch Auf Göppingen schaffte – ums vorneweg zu nehmen – in der letzten Viertelstunde des Spieles lediglich drei Treffer. Milos Putera wurde wieder mal seinem Künstlernamen „Hexer“ gerecht. Vorn brachten Philipp Weber mit mehreren Toren, Maximilian Janke und Bastian Roscheck die körperkulturellen Handballer auf einen Treffer an den Kontrahenten heran. 14:13, 16:15, 18:17. Doch der Ausgleich wollte nicht fallen. Zugegeben, die Chancen waren vorhanden, allerdings ließen die Gäste unter anderem zwei Konter und weitere gute Gelegenheiten von Außen aus. Folgerichtig gingen die Gastgeber mit einer Zwei-Tore-Führung in die absolute Schlussphase rein. Das Geschehen wog mehrere Minuten hin und her: Auf der einen Seite verpassten die Leipziger das Anschlusstor, auf der anderen Seite mussten sie Heldentaten vollbringen und einen weiteren Gegentreffer der international erfahrenen Göppinger verhindern, was wahrscheinlich die Entscheidung gewesen wär'. Schließlich schaffte Niclas Pieczkowski 106 Sekunden vor dem Schlusspfiff das Anschlusstor, fing Peter Strosack den letzten Göppinger Angriff ab, hatten die Gäste noch eine Minute für das Ausgleichstor. Die letzten Sekunden tickten unaufhaltsam herunter. Es folgte ein Freiwurf, Michael Biegler nahm seine letzte Auszeit, Max Janke wollte mit einem letzten Durchbruch das letzte Tor erzwingen. Er scheiterte an Torwart Primoz Prost. Doch die Schiedsrichter entschieden mit der Schlusssirene auf Siebenmeter. Philipp Weber verwandelte auch seinen dritten Strafwurf in diesem Spiel sicher. 20:20. Es gab keinen Experten in der Halle, der den Sachsen das Unentschieden nicht gönnte. Michael Biegler (Trainer SC DHfK Leipzig): "Wir haben heute ein sehr rassiges Spiel erlebt, bei dem viel geboten war. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung und froh, dass wir am Ende nicht mit leeren Händen dastehen, denn das hätte die Mannschaft heute nicht verdient gehabt. Obwohl wir personell sehr eingeschränkt waren, haben wir ein tolles Spiel abgeliefert und uns zu Recht mit einem Punkt belohnt." Karsten Günther (Geschäftsführer SC DHfK Leipzig): „Das Spiel hat knisternde Spannung bis zum Schluss geboten. Ich möchte an der Stelle meiner Mannschaft eine Liebeserklärung aussprechen, inklusive aller, die sich um die Mannschaft kümmern, ihr den Rücken freihalten und ermöglichen, dass die Mannschaft hier in Leipzig spielt. Obwohl es einige Nackenschläge gab, haben unsere Jungs immer weiter gemacht, sind füreinander eingestanden und haben Fehler gemeinsam ausgebügelt. Wie wir hier bis zum Schluss als Mannschaft aufgetreten sind, das hat mich sehr beeindruckt, und daher bin ich sehr stolz auf diesen Punktgewinn.“ Rolf Brack (Trainer FRISCH AUF! Göppingen): "Es war auch von meiner Mannschaft ein tolles Spiel. Wir hatten heute trotz Problemen im Angriff eine überragende Deckungsqualität. Mitte der zweiten Halbzeit haben wir zu viele freie Bälle verworfen und waren nicht mehr effektiv genug. Es hat jeder gesehen, dass wir extreme Personalprobleme hatten, dadurch hat am Ende einfach die Power gefehlt. Dennoch muss ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen, denn was wir in der Deckung gezeigt haben, war beeindruckend.“ FRISCH AUF! Göppingen gegen SC DHfK Leipzig 20:20 (12:9) Göppingen: Prost; Ritterbach, Damgaard, Bagersted 3, Sesum 2, Fontaine 3, Schiller 7/4, Pfahl, Rentschler 1, Halen, Nägele, Schöngarth, Kozina 4 Leipzig: Vortmann, Putera; Jurdzs, Binder 1, Janke 3, Pieczkowski 5, Kunkel, Roscheck 1, Weber 6/3, Strosack 2, Remke 1, Meschke, Milosevic1 Zuschauer: 3600 Handballfans in der EWS Arena Siebenmeter: Göppingen 4/5; Leipzig 3/3 Zeitstrafen: Göppingen 6 Min, Leipzig 10 Min Erstellt von JW Quelle: PM SC DHfK Leipzig

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