18.04.2013 - Der THW Kiel hat nach dem Pokalsieg am Wochenende am Mittwoch zwei wichtige Punkte im Kampf um die deutsche Meisterschaft geholt. Beim TuS N-Lübbecke lagen die "Zebras" die gesamte Spielzeit über vorne, doch die Ostwestfalen ließen sich niemals ganz abschütteln und konnten bis in die Schlussphase auf einen Punktgewinn hoffen. Die Kieler, bei denen Filip Jicha mit 9/2 Treffern herausragte, hatten aber stets eine Antwort parat und siegten letztlich verdient mit 33:29 (20:14).
Alfred Gislason musste beim Auswärtsspiel in Lübbecke nicht nur auf Christian Zeitz verzichten, der allerdings nach seinem Mittelhandbruch auf ein Comeback noch in dieser Saison hoffen darf. Auch der im Pokalfinale gegen Flensburg überragende Aron Palmarsson musste erkrankt passen. So standen Alfred Gislason nur 13 Spieler zur Verfügung, und der Isländer rotierte einmal mehr bei der Startformation. Im Rückraum begannen die "Zebras" mit Filip Jicha auf der Mitte sowie den beiden Serben Momir Ilic und Marko Vujin auf den Halbpositionen, auf Außen durften Niclas Ekberg und Dominik Klein ran, am Kreis startete Rene Toft Hansen und im Tor Andreas Palicka.
Kieler dank Palicka mit gutem Start
Und die Kieler erwischten gleich einen guten Start: Ilic bediente Ekberg zum 1:0. Palicka las ein missglücktes Kreisanspiel Pajovics auf und bediente Klein mit einem weiten Ball - 2:0. Und als Kiels schwedischer Keeper einen Wurf Kristian Svenssons parierte, erhöhte Toft Hansen nach Jicha-Pass per zweiter Welle gar auf 3:0, ehe Gustafsson endlich erstmals für die Gastgeber zur Stelle war. Der THW legte aber konzentriert nach, und durch einen Treffer Vujins, einen Jicha-Siebenmeter und einen schönen Spielzug, den Toft Hansen letztlich erfolgreich abschloss, bauten die "Zebras" den Vorsprung bis zur achten Minute auf 6:2 aus.
So langsam fand die Mannschaft von Trainer Gennadij Khalepo aber dennoch in die Partie, was vor allem am glänzend aufgelegten Ales Pajovic lag: Das ehemalige Kurzzeit-"Zebra" war zunächst der einzige Spieler im Lübbecker Rückraum, der ein Mittel gegen die Kieler 6:0-Deckung mit Ilic und Toft Hansen fand. Auch der frühe Wechsel Gislasons in der Abwehr von Vujin auf Wiencek konnte den 33-jährigen Slowenen nicht stoppen, der zum 3:6 und 5:8 traf sowie den Siebenmetertreffer Wilkes zum 4:7 mit einem klugen Anspiel auf den dann unfair gestoppten Kreisläufer Gustafsson einleitete. Der Kieler Vorsprung blieb aber zunächst konstant, weil die Kieler im Angriff auf die Sprungwürfe Filip Jichas bauen konnten und Andreas Palicka im Tor eine famose erste Halbzeit spielte: Zwölf Würfe parierte der Schwede vor dem Seitenwechsel - eine Quote von über 46 Prozent!
Lübbecke nach Überzahl-Situation wieder dran
Als Khalepo für den glücklosen Svensson im rechten Rückraum den 2,03-Meter-Hünen Jens Schöngarth brachte, hatte Lübbecke aber plötzlich eine zweite Option gegen die Kieler Deckung. Schöngarth traf zum 6:9 und 7:10, so dass Alfred Gislason trotz der Treffer Ekbergs und Toft Hansens beim Stand von 11:7 für den THW eine Auszeit nahm und seine Deckung auf eine 3:2:1-Formation mit Daniel Narcisse an der Spitze umstellte. Hiervon profitierte zwar Kreisläufer Frank Löke, der in der Folgezeit zwei Treffer setzen konnte. Dennoch legte der THW nach einer unglaublichen Hüftpeitsche Vujins beim 13:8 (19.) sogar eine Fünf-Tore-Führung vor. Dann allerdings kassierte Toft Hansen eine Zeitstrafe, Pajovic hatte endlich wieder Platz und traf zum 10:13. Dominik Klein gelang zwar in Unterzahl vom Kreis der 14. Kieler Treffer, dennoch waren die Gastgeber nach einem weiteren Pajovic-Sprungwurf, einem Ilic-Stürmerfoul und einem Wilke-Siebenmeter beim 12:14 (23.) erstmals seit der Anfangsphase wieder bis auf zwei Tore heran gerückt. Selbst die lange Zeit verstummten Heimfans machten nun wieder Lärm.
Kieler 6:1-Lauf vor der Pause
Lärm, der den THW offenbar beflügelte, denn binnen drei Minuten sorgte der Rekordmeister wieder für klarere Verhältnisse: Vujin netzte zum 15:12 ein, Palicka hielt einen Heber Schöngarths fest und Ilic erhöhte per zweiter Welle. Dann entschärfte Palicka einen Wurf Lökes, während der von Vujin bediente Ekberg zum 17:12 traf. Als dann auch noch Toft Hansen einen Pajovic-Wurf abblockte, Dominik Klein den Ball sicherte und Vujin zum 18:12 auf die Reise schickte, schienen die Verhältnisse in der Merkur Arena so langsam klar verteilt - zumal Toft Hansen und der starke Ekberg gar auf 20:13 erhöhten. Arne Niemeyer gelang vor dem Halbzeitpfiff immerhin noch Ergebniskosmetik und der über weite Strecken des ersten Durchgangs unauffällige Blazicko hielt mit einer Parade gegen Narcisse den 20:14-Pausenstand fest.
Verschlafener Wiederbeginn der Kieler
Allerdings verschliefen die "Zebras" dann den Start in den zweiten Durchgang: Ekbergs Versuch aus dem Rückraum wurde geblockt, Jicha traf nur die Latte, ein auf Ekberg gedachtes Anspiel Ilics pflückte sich Tim Remer. Und da Andreas Palicka nicht an seine famose erste Halbzeit anknüpfen konnte, stand es nach Treffern von Schöngarth, Wilke, Gustafsson und Pajovic plötzlich nur noch 20:18 für den THW. Mit seinem fünften Treffer beruhigte Filip Jicha die Gemüter der schwarz-weißen Fans auf der Tribüne, zumal sich Toft Hansen wenig später in der Abwehr einen freien Ball fischte und Ekberg per Konter auf 22:18 erhöhte. Der Kieler Vorsprung pendelte sich nun zwischen drei und vier Treffern ein. Während auf Seiten der Gäste nun Narcisse und einmal mehr Jicha zur Stelle waren, hielten bei Lübbecke Tim Remer (unter anderem mit einem sehenswerten gedrehten Heber zum 20:23) und Jens Schöngarth die Partie relativ offen. Offenbar zu offen für Gislasons Geschmack, der nach 40 Minuten Thierry Omeyer für Andreas Palicka ins Tor beorderte.
Kieler 3:2:1-Deckung rührt Beton an
Doch auch mit dem ehemaligen Welthandballer zwischen den Pfosten und trotz der Hereinnahme von Kapitän Marcus Ahlm wollte sich kein beruhigender Vorsprung einstellen, und nachdem die Gastgeber eine schnelle Ballstafette über Remer zum 23:25 abschlossen, nahm Gislason seine Auszeit. Er gönnte Marko Vujin auch im Angriff eine Pause und spielte fortan mit seinen drei Rechtshändern im Rückraum. Und vor allem vertraute er in der Abwehr nun der 3:2:1-Deckung mit Filip Jicha an der Spitze. Die Abwehr rührte auch tatsächlich Beton an und zwang die Ostwestfalen immer wieder zu technischen Fehlern und Ballverlusten. Das Problem war nur, dass nach Jichas Steal gegen Schöngarth, den er zu seinem Treffer zum 26:23 nutzte, auch der THW im Angriff schwächelte - auch weil Nikola Blazicko im Lübbecker Kasten jetzt reihenweise gute Torchancen der "Zebras" durch Narcisse, Jicha und Klein zu vereiteln wusste. Als Arne Niemeyer die achtminütige Torflaute der Gastgeber energisch aus sieben Metern beendete, stand es daher immer noch nur 26:24 für den THW - und es waren noch über zehn Minuten zu spielen.
Offener Schlagabtausch
Doch die "Zebras" besannen sich jetzt auf ihre "Basics" im Angriff: Jicha bediente Ahlm mit einem feinen Bodenpass, und nachdem der Kieler Kapitän unsanft gestoppt wurde, verwertete Jicha den fälligen Siebenmeter zum 27:24. Lübbecke konterte zwar spektakulär mit einem Kempatrick von Remer auf Svensson, doch Narcisse stellte postwendend wieder den "alten" Drei-Tore-Abstand her. Der TuS gab sich aber noch immer nicht geschlagen, und der von Svensson in Szene gesetzte Löke stellte das Ergebnis auf 26:28 - auch acht Minuten vor Schluss war für den Gastgeber noch alles drin.
Entscheidung erst zwei Minuten vor Schluss
Der THW versuchte es erneut mit einem Bodenpass Jichas an den Kreis, als Lübbeckes Vukovic mit einem Reflex sein Bein ausfuhr und damit das Anspiel auf Ahlm regelwidrig verhinderte. Die guten Schiedsrichter Dinges/Kirsch entschieden folgerichtig auf Zeitstrafe, und in Überzahl erhöhten Jicha und Narcisse auf 30:26. Auf Wilkes Siebenmeter-Anschluss ließ Vujin postwendend das 31:27 folgen. Und doch war die Hoffnung auf eine Punkteteilung bei Lübbeckes Anhängern noch nicht völlig erloschen, weil Wilke Omeyer aus spitzem Winkel zum 28:31 düpierte. Die Kieler aber blieben auch in den Schlussminuten cool: Narcisse bediente Ahlm, der zweieinhalb Minuten vor Schluss vorentscheidend auf 32:28 erhöhte. Und als Kiels französischer Rückraumspieler anschließend Tim Remer den Ball wegtippte und Sigurdsson zum 33:28 bediente, waren zwei weitere wichtige Punkte im Kampf um die deutsche Meisterschaft endgültig eingetütet.
Am Sonntag kommt Veszprem
Mit diesem Erfolg haben die Kieler einmal mehr eindrucksvoll bewiesen, dass sie stets von Spiel zu Spiel denken und sich auch auf die Partien "zwischen Konfettiregen und Champions League" (Kreiszeitung) konzentrieren können. Denn schon am kommenden Sonntag steht in der Königsklasse das wichtige Viertelfinal-Hinspiel gegen den starken ungarischen Serienmeister MKB Veszprem auf dem Plan. Der Anwurf in der Sparkassen-Arena erfolgt um 17.15 Uhr, im Vorverkauf sind noch Tickets verschiedener Preiskategorien erhältlich.
Quelle: http://www.dkb-handball-bundesliga.de/magazin/artikel.php?artikel=15781&type=&menuid=225&topmenu=823