VfL gewinnt vorerst letztes Derby
24.03.2011 8:37
Wegen des Viertelfinal-Hinspiels im Europapokal der Pokalsieger am Wochenende (Samstag, 26.3. um 15.00 Uhr in Gummersbach gegen Elverum) musste der VfL Gummersbach schon heute Abend das Derby gegen den DHC Rheinland spielen. Das vorerst letzte Duell mit den schon als Absteiger feststehenden Dormagenern in der TOYOTA Handball-Bundesliga konnten die Gummersbacher deutlich mit 34:26 (18:9) für sich entscheiden. Bester Torschütze des Spiels war VfL-Rückraumspieler Adrian Pfahl mit elf Treffern. Für die Gäste war die Leihgabe von den Füchsen Berlin, Fabian Böhm, mit fünf Toren am erfolgreichsten.
Die ersten zehn Minuten gegen den DHC Rheinland, der sportlich auf dem letzten Tabellenplatz steht und aus wirtschaftlichen Gründen in der kommenden Saison ohnehin nicht mehr in der 1. Liga spielen darf, ließ es die Mannschaft von Trainer Sead Hasanefendic in den ersten Minuten ruhig angehen.
Erst der erfolgreich abgeschlossene Tempogegenstoß von Geoffroy Krantz zum 5:3 (10.) sowie die anschließenden Treffer durch Drago Vukovic, Adrian Wagner und Vedran Zrnic stellten einen standesgemäßen Abstand zwischen den beiden Teams her. Ohne "nenenswerte Gegenwehr in der Abwehr und oft eiskalt ausgekontert", wie Gästetrainer Kai Wandschneider später beklagte, baute der VfL Gummersbach die Führung bis zu Pause deutlich aus. Mit einem Kracher von Adrian Pfahl unter die Latte zum 10:4 (18.), zwei Treffern von Igor Anic zum 14:6 und 15:7 sowie dem Pausenstand durch Drago Vukovic zum 18:9 (30.).
Nach dem Seitenwechsel setzte Sead Hasanefendic auch mit Blick auf das bevorstehende Europapokalspiel am Samstag auf einige frische Kräfte. Josip Valic für Christoph Schindler in der Mitte, Barna Putics für Drago Vukovic auf Halblinks und Ole Rahmel als zweiter Mann auf Rechtsaußen für Vedran Zrnic. Von den frischen Kräften machte vor allem der Ungar Barna Putics mit vier Treffern in Halbzeit zwei auf sich aufmerksam.
Bis auf zehn Tore schraubte Nationalspieler Adrian Pfahl mit seinem zehnten Treffer des Tages die Führung zwar in die Höhe: 30:20 (52.). Doch den Gästen gelang gegen einen nun nachlässigeren VfL immerhin der Achtungserfolg, die zweite Hälfte mit 17:16 für sich zu entscheiden. "Dafür können wir uns natürlich nichts kaufen", so Wandschneider später, "aber es ist wichtig für die Moral der Truppe." Sein Gegenüber auf der VfL-Bank war dementsprechend unzufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft in Halbzeit zwei: "Auch wenn wir am Samstag im Europacup ran müssen, darf man so nicht spielen. Wir hätten so konzentriert weiter machen müssen wie in der ersten Hälfte."
Derby bleibt Derby (Vorbericht)
Heute Abend um 20.15 Uhr läuft der DHC Rheinland in die Eugen-Haas-Halle ein. Zum vorerst letzten Mal, denn die Dormagener werden dem VfL Gummersbach als Gegner in der TOYOTA Handball-Bundesliga vorerst nicht mehr zur Verfügung stehen. Das Aus in Liga eins ist nun auch ganz offiziell besiegelt. "Der Dormagener Handballclub Rheinland GmbH & Co KG (DHC Rheinland) erhält unabhängig vom sportlichen Abschneiden in der laufenden Saison 2010/11 keine Lizenz für die kommende Spielzeit (2011/12) der TOYOTA Handball-Bundesliga", teilte die HBL vor einer Woche mit.
Als derzeit Tabellenletzter ohnehin mit wenig Aussicht, sich sportlich für einen Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse zu qualifizieren, plant man in Dormagen nun nur noch für die zweite Liga. Doch auch dafür braucht der DHC noch Geld. 200.000 Euro sind nötig, um den Spielbetrieb bis zum Saisonende zu sichern. Fast 100.000 hat man schon bei den Sponsoren eingesammelt. Die andere Hälfte muss bis zum 30. April zusammen sein. Gelingt das nicht, kann auch keine Lizenz für die zweite Liga erteilt werden und der DHC steigt in die 3. Handball-Bundesliga ab.
Eine Aussicht, die den ehemaligen Dormagener Christoph Schindler traurig macht: "Das ist schon sehr schade und ist für mich auch sehr emotional, weil ich ja auch viele Leute dort kenne." Dass sich seine ehemaligen Mannschaftskollegen von der Aussicht auf eine ungewisse Zukunft vor dem Derby gegen den VfL aber verunsichern ließen, glaubt er nicht: "Derby bleibt Derby – egal unter welchen Vorzeichen. Da will jeder gewinnen."
Der VfL Gummersbach "muss zudem unbedingt gewinnen." Mit einem Sieg gegen den DHC erhalte man sich vor dem anstehenden Schlussspurt in der Liga mit Partien gegen Berlin, Hamburg und Kiel die Minimalchance noch einmal weiter oben anzugreifen. "Sicher sind wir auf Ausrutscher von Magdeburg oder Flensburg angewiesen, aber vor allem wir dürfen kein Spiel mehr verlieren", so der 28-Jährige.
Einfach wird das schon heute Abend nicht: Obwohl der DHC Rheinland mit Arni Thor Sigtryggsson, Sigurbergur Sveinsson, Kristian Nippes und Vitali Feshchanka vier Kollegen verloren hat, kämpfen die Übriggebliebenen in jedem Spiel tapfer bis zum Schlusspfiff. Und so setzten sie sich unlängst mit einem 31:24 gegen die MT Melsungen vor 2295 Zuschauern im Dormagener Sportcenter ein deutliches Ausrufezeichen. Die Spieler des DHC kämpften engagiert und betrieben beste Werbung in eigener Sache. Auch die Spieler, die angesichts der unglücklichen Einkaufspolitik der Rheinländer, kurz vor dem Insolvenzantrag noch Spieler zu verpflichten, nicht mehr wechseln durften, zeigten Einsatz. Etwa der aus Lübbecke gekommene Bartosz Konitz, der mit acht Treffern bester Werfer war.
Respekt erntete die Mannschaft von Trainer Kai Wandschneider, der den Club in jedem Fall verlassen wird, auch am letzten Spieltag. Nur ganz knapp musste sich der Zwangsabsteiger dem Champions-League-Teilnehmer Rhein-Neckar Löwen mit 24:27 geschlagen geben. Unterschätzen sollte man den DHC also nicht. Auch weil Kai Wandschneider nun mit dem 21-jährigen Talent Fabian Böhm, das bis zum Saisonende kostenfrei von den Füchsen Berlin nach Dormagen abgestellt wurde, eine hoch veranlagte Alternative hat.
Die Partie des 26. Spieltags in der TOYOTA Handball-Bundesliga wird um 20.15 Uhr von den Schiedsrichtern Fabian Baumgart und Sascha Wild in der Eugen-Haas-Halle angepfiffen.
Quelle: http://www.toyota-handball-bundesliga.de