Die SG Flensburg-Handewitt feierte einen schönen vierten Advent und verteidigte die Spitze der DKB Handball-Bundesliga. Am Nachmittag schlug sie die Füchse Berlin mit 27:26 (13:12). „Die Leidenschaft meiner Spieler war fantastisch, sie hat uns gerettet", bilanzierte SG Trainer Ljubomir Vranjes. „Man darf nicht vergessen, dass wir heute das Pflichtspiel Nummer 28 bestritten. Da schmerzt es an der einen oder anderen Stelle." Bei den Berlinern waren die Gesichter naturgemäß nicht ganz so sonnig. „Es hätte auch anders ausgehen können", meinte Gäste-Coach Velimir Petkovic. „Meine Mannschaft hat ein Riesenspiel abgeliefert, und hat gerade in der Abwehr überrascht."
In der ausverkauften „Hölle Nord" war die Stimmung schon vor dem Anpfiff glänzend. Stehende Ovationen spendete das Publikum. Das letzte Heimspiel vor einer 52-tägigen Pause begann mit einem Blumenstrauß: Henrik Toft Hansen hatte Geburtstag, nahm aber erst einmal auf der Bank Platz. Anders Zachariassen fing am Kreis an. Den Rückraum bildeten zunächst Holger Glandorf, Rasmus Lauge und Kentin Mahé, der gleich mit einem energischen Sprungwurf das 1:0 markierte. Zudem operierte der Franzose an vorderster Front einer 5:1-Defensive, mit der es die SG in der Anfangsphase probierte. „Wir wollten etwas für Stress bei Berlin und für neue Aufgaben sorgen", verriet Ljubomir Vranjes.
Die Berliner agierten ohne erfahrenen Linkshänder und Goalgetter Petar Nenadic, fanden aber in die Spur. Mit einem Siebenmeter stellte Hans Lindberg die 3:4-Führung her. Mit einem Gegenstoß konterte Kresimir Kozina zum 4:6. Schon da war klar, dass die SG am vierten Advent Schwerstarbeit verrichten müsste, um beide Zähler einzufahren. Glück hatte Kentin Mahé: Bei seinem Siebenmeter klatschte es zwar am Pfosten, der Abpraller flog aber an den Rücken von Füchse-Torwart Silvio Heinevetter, der den Ball aus dem Netz kratzen musste. Die 6:0-Deckung ergatterte gleich den nächsten Ball. Rasmus Lauge preschte nach vorne. Ausgleich – in dieser Partie steckte Musik.
Die SG hatte zwischenzeitlich das Momentum auf ihrer Seite und nutzte eine breite Bank. Johan Jakobsson, Henrik Toft Hansen und Jim Gottfridsson tauchten nun auf dem Parkett auf. Vorne agierten die Nordlichter nicht immer mit Fortune, aber aufgegeben wurde kein Ball. Kentin Mahé traf in dieser Phase am besten, Lasse Svan eilte auf der rechten Außenbahn zum 10:8. Absetzen konnten sich seine Farben allerdings nicht, obwohl die Unterstützung der Fans nie erlahmte. Die Gäste glichen zum 12:12 aus und schnupperten gar an einem Pausenvorsprung. Wenige Sekunden vor der Sirene stibitzte Holger Gandorf den Füchsen das Wurfutensil, marschierte 25 Meter und schloss im Jubel der Zuschauer zum 13:12 ab. „Unsere Probleme lagen im Angriff gegen eine starke Berliner Abwehr", erkannte Ljubomir Vranjes. „Wir nahmen deshalb einige Veränderungen vor."
Nach dem Seitenwechsel stand Thomas Mogensen erstmals auf dem Spielfeld. Als Halbverteidiger stellte er sich den Füchse-Angreifern in den Weg. Als Offensiv-Motor besorgte der Däne sofort das wichtige 14:12. Sehenswert auch der Doppelpass mit „Boden-Station" Anders Zachariassen, der zum 15:13 führte. Als Anders Zachariassen auf 17:14 erhöhte, leuchtete erstmals ein Polster auf der blauen Videotafel. Unaufmerksamkeiten im Angriff pulverisierten den Vorsprung. Dramatik hatte wieder Hochkonjunktur, ebenso die aufbauenden Ovationen der Fans. „Von der ersten bis zur letzten Minute hatten wir eine phänomenale Stimmung", freute sich SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke.
Ignacio Jimenez brachte die Berliner beim 19:20 erstmals seit Langem wieder in Front. Steffen Fäth erhöhte sogar. „Ich bin stolz auf die Abwehrleistung", lobte Velimir Petkovic. „Meine Mannschaft hat sich keine einfachen Gegentore eingefangen." Die Moral der SG war intakt. Kentin Mahé bewies Nervenstärke und verwandelte einen Strafwurf. Mattias Andersson parierte, und die nächste Kombination mündete bei Hampus Wanne, der zum 21:21 einlochte. Berlins Kreisläufer Ignacio Jimenez leistete sich im Angriff eine Zeitstrafe, die Überzahl nutzte die SG erneut über Hampus Wanne. Das Oberwasser war nur von kurzer Dauer. Paul Drux drehte das Blatt zum 22:23 und besorgte auch das 23:25. Nur noch viereinhalb Minuten, es wurde eng! Ljubomir Vranjes beantragte ein Team-Timeout.
Aber diese Partie hatte immer weder eine neue Wendung. Kentin Mahé operierte nun wieder als Spitze einer 5:1-Deckung. Keine 90 Sekunden später hatte Mattias Andersson eine glorreiche Parade gezeigt, Holger Glandorf das 25:25 erzielt, und der Berliner Mattias Zachrisson eine rote Karte kassiert. Er hatte Kentin Mahé im Gesicht getroffen. Die SG befand sich auf der Überholspur, registrierte das 26:25 durch Henrik Toft Hansen, aber auch den erneuten Ausgleich. Mit dem 27:26 elf Sekunden vor Schluss stieß Lasse Svan die „Hölle Nord" endgültig in die Weihnachtsseligkeit. Auf der anderen Seite herrschte Enttäuschung. „Meine Mannschaft hätte mindestens einen Punkt verdient gehabt", erklärte Velimir Petkovic. „Jetzt weinen einige meiner Spieler in der Kabine." Füchse- Sportkoordinator Volker Zerbe sprach von zwiespältigen Gefühlen: „Es gab viele Entscheidungen, die mir nicht gefallen haben." Dierk Schmäschke schloss sich dem an: „Dieses Spiel war schwer zu pfeifen. Wir werden uns einige Situationen noch einmal genau ansehen."
SG Flensburg-Handewitt – Füchse Berlin 27:26 (13:12)
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (14/1 Paraden), Møller (bei einem 7m) – Karlsson, Glandorf (7), Mogensen (3), Svan (2), Wanne (4), Jakobsson (1), Zachariassen (1), Toft Hansen (1), Gottfridsson (1), Lauge (1), Mahé (6/4)
Füchse Berlin: Heinevetter (14/1 Paraden), Stochl (bei einem 7m) – Elisson (3), Vukovic, Gojun (1), Lindberg (8/5), Zachrisson (1), Fäth (3), Reißky (2), Kozina (1), Drux (6), Jimenez (1)
Schiedsrichter: Brodbeck/Reich (Metzingen); Zeitstrafen: 10:8 Minuten (Karlsson 4, Jakobsson 4, Svan 2 – Gojun 2, Jimenez 2, Fäth 2, Zachrisson 2); Rote Karte: Zachrisson (59., Foulspiel); Siebenmeter: 5/4:6/5 (Lauge scheitert an Heinevetter – Lindberg trifft im Nachwurf); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 2:0 (2.), 2:2 (6.), 3:4 (8.), 4:6 (13.), 6:6 (14.), 8:7 (18.), 10:8 (20.), 10:10 (24.), 11:11 (25.), 12:12 (29.) – 14:12 (31.), 15:13 (33.), 17:14 (37.), 17:17 (39.), 19:18 (43.), 19:21 (47.), 22:21 (52.), 22:23 (54.), 23:25 (56.), 26:25 (59.), 26:26 (60.)
Quelle: PM SG Flensburg-Handewitt